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Endspurt im Lavanttal – Bauarbeiten am Kraftwerk Offner im vollen Gange4 min read

2. Juli 2015, Lesedauer: 3 min

Endspurt im Lavanttal – Bauarbeiten am Kraftwerk Offner im vollen Gange4 min read

Lesedauer: 3 Minuten

Bereits vor sieben Jahren machte sich die Unternehmensgruppe Offner aus Wolfsburg erstmals Gedanken, wie sie ihre zwei hundertjährigen Wasserkraftwerke an..

..der Lavant revitalisieren könnte. Schließlich fasste man den Entschluss, die beiden knapp 1 km voneinander getrennten Kraftwerksstufen gänzlich abzutragen und durch ein neues Ausleitungskraftwerk mit einer Ausbauleistung von 700 kW zu ersetzten. Startschuss für die Bauarbeiten erfolgte im September 2014. Damit das Kraftwerk im Herbst in Betrieb gehen kann, wird zurzeit an drei Bauabschnitten gleichzeitig gearbeitet. Einen Bauabschnitt, die Verlegung der 900 m langen Hobas GFK-Druckrohrleitung, konnte man bereits Ende März abschließen.

Die Unternehmensgruppe Offner aus Wolfsburg im Kärntner Lavanttal ist ein traditioneller Familienbetrieb, dessen Geschichte bis in das Jahr 1755 zurückreicht. Heute wird das Unternehmen bereits in achter Generation von Mag. Johann Offner geführt. Ursprünglich erzeugte das Hammer- und Eisenwerk Stahl, später Nägel und Drähte und seit 1870 Sensen. In der aktuellen Firmengeschichte wird ein breites Sortiment an Langstiel- und Winterräumgeräten produziert, dessen Qualität weltweit Anerkennung findet. Im Bereich der Gabeln für Landwirtschaft und Garten ist das Wolfsberger Unternehmen sogar Weltmarktführer. Ein weiteres Kapitel der Unternehmensgeschichte wurde mit der Inbetriebnahme eines Sägewerks im Jahre 1960 hinzugefügt. Dieses zählt heute zu den weltweit modernsten und effizientesten seiner Art. Die Unternehmen der Familie Offner waren schon immer sehr fortschrittlich.
So wusste das österreichische Erfolgsunternehmen schon vor über 100 Jahren die Wasserkraft zu nützen und betrieb noch bis zu deren Abtragung im Jahr 2014 zwei Wasserkraftwerke an der Lavant. Die jeweils mit einem Streichwehr und Freispiegelkanal ausgeführten Laufkraftwerke versahen jahrelang zuverlässig ihre Dienste. Aber der Zahn der Zeit hatte nach über 100 Jahren zu sehr an den historischen Anlagen genagt und so bestand Handlungsbedarf.

Aus Zwei mach Eins
Vor sieben Jahren fasste man deshalb den Entschluss, ein Konzept für eine Revitalisierung oder einen Neubau zu erstellen. Diesbezüglich wurde eine Studie in Auftrag gegeben, um zu untersuchen, wie die beiden Kraftwerksstandorte, sowohl ökonomisch als auch hydrologisch effizient, am sinnvollsten erneuert werden können. Die grundsätzliche Fragestellung betraf dabei die Entscheidung, ob man die beiden Kraftwerkstufen zusammenlegt oder jeweils eigenständig revitalisiert. Das Ergebnis dieser Untersuchung ergab, dass eine Abtragung der beiden Laufkraftwerke und der Ersatz durch ein leistungsstärkeres Ausleitungskraftwerk die beste Option darstellt. Die Rahmenbedingungen für eine Lösungsfindung waren, da sich der Großteil des Gebiets zwischen den beiden Kraftwerken am Firmengelände befindet, dabei äußerst günstig.

Bauarbeiten an drei Fronten
Nach einer intensiven Planungsphase konnte im September 2014 die Bauphase gestartet werden. Für einen möglichst zügigen Baufortschritt hat man entschieden an drei Punkten – Wehr, Rohrleitung und Krafthaus –  gleichzeitig zu arbeiten. Den Wehrbereich situierte man im Bereich der alten Fassung des oberen Kraftwerks. Orographisch rechtsseitig findet das Einlaufbauwerk mit seitlicher Triebwasserentnahme Platz. Direkt daran angeschlossen ist ein 65 m langer Entsander mit zwei Kammern. Um das Restwasser ebenfalls zu nützen, wurde rechtsseitig eine Wasserkraftschnecke eingeplant. Für die Einhaltung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie wird der Wehrbereich zusätzlich mit einer Fischaufstiegshilfe durchgängig gemacht.

Rohrverlegung in alten Kanälen
Die Ausbauwassermenge von 8 m³/s wird über eine 6 bar Druckrohrleitung mit der durchgehenden Dimension DN 2.200 zum Krafthaus befördert. Die 900 m lange Rohrleitung aus glasfaserverstärktem Kunststoff besitzt eine Steifigkeit von 10.000 N/m2. Geliefert werden die 3 m und 6 m großen Segmente von der Firma Hobas, dessen Firmenzentrale (Luftlinie 20 km) quasi vor der Haustüre liegt. „Aufgrund der Nähe zu diesem Projekt, waren wir von Anbeginn in das Projekt mit einbezogen und demensprechend haben wir zu diesem Projekt auch einen ganz besonderen Bezug“, so Dipl. Ing. Friedrich Moser, Produktmanager Wasserkraft bei Hobas. Durch eine weitkurvige Verlegung, die man durch geringfügige Abwinkelung in den Verbindungsmuffen und Schrägschnitten erzielte, werden keine Bogenstücke gebraucht. So kann auch auf aufwändige und kostenintensive Fixpunkte verzichtet werden. Als Spezialrohrstück lieferte Hobas somit lediglich ein T-Stück, um das Rohrsystem im Bereich des Krafthauses zugängig zu machen. Die Rohrverlegung gestaltet sich dadurch, auch dank des leichten GFK-Systems, recht unkompliziert. Zudem nützte man die alten Kanäle, um Teile der Rohrstrecke darin zu verlegen. Um Auftriebsprobleme in den Griff zu bekommen, wurde über die Rohre ein Geotextil-Vlies eingebracht. Mit dem Gewicht der Erdverdeckung werden die Rohre dadurch sicher stabilisiert. Die einzige etwas aufwändigere Hürde betraf die Unterquerung der Lavant an einem Punkt: „Hier mussten wir eine aufwändigere Auftriebssicherung vornehmen und diesen Rohrabschnitt im Querungsbereich betonieren“, so Moser.

Inbetriebnahme im Herbst 2015
Derzeit laufen die Arbeiten an allen drei Punkten auf Hochtouren. Beim Einlaufbauwerk ist man derzeit mit den Betonarbeiten beschäftigt. Vom imposanten Entsanderbauwerk stehen bereits ca. 50 %. Bei der Rohrverlegung konnte man die Schlüsselpassagen bereits erfolgreich meistern. Von den insgesamt 900 zu verlegenden Metern hat man schon zwei Drittel verlegt. Ende März wurde dieser Bauabschnitt abgeschlossen. Parallel dazu wurden im dritten Bauabschnitt, dem Krafthaus, noch Betonarbeiten durchgeführt. Nach deren Abschluss wird eine moderne Kaplan-Turbine mit einer Ausbauleistung von 700 kW aus dem Hause Global Hydro hier ihr neues Zuhause finden. Läuft alles nach Plan, so soll die Anlage spätestens im Herbst 2015 in Betrieb gehen.

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