Ökologie

Energie AG stellt ökologische Durchgängigkeit an ihren größten Laufwasserkraftwerken sicher6 min read

4. Feber 2019, Lesedauer: 4 min

Energie AG stellt ökologische Durchgängigkeit an ihren größten Laufwasserkraftwerken sicher6 min read

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An ihren beiden leistungsstärksten Laufwasserkraftwerken, den Anlagen Marchtrenk und Traun-Pucking, errichtet die Energie AG Oberösterreich aktuell zwei Fischaufstiegshilfen.

Während die Arbeiten beim Kraftwerk Traun-Pucking noch voll im Gange sind, wurde Ende August der bereits im Probebetrieb befindliche Fischaufstieg am Kraftwerk Marchtrenk im Rahmen eines Medientermins der Öffentlichkeit präsentiert. Dabei erläuterten Technikvorstand Stefan Stallinger und Energie AG Oberösterreich Kraftwerke GmbH-Geschäftsführer Norbert Rechberger den zahlreich anwesenden Medienvertretern die sowohl vom Bauvolumen als auch finanziell  hochaufwändigen Projekte. Alleine bei den beiden etwa zehn Kilometer voneinander entfernt gelegenen Traunkraftwerken investiert die Energie AG mehr als 7 Millionen Euro in die von der europäischen Wasserrahmenrichtlinie geforderte Herstellung ökologischer Durchgängigkeit. Beim Kraftwerk Traun-Pucking werden die Gewässerbewohner, gemessen an der Fallhöhe, bald über den höchsten Fischaufstieg Österreichs wandern.

In ihren eigenen 35 Lauf- und neun Speicherkraftwerk erzeugt die Energie AG in den Bundesländern Oberösterreich, Salzburg und Steiermark jährlich rund 1.130 GWh Ökostrom. Hinzu kommen weitere rund 1.300 GWh aus jenen Wasserkraftanlagen an der Donau, der Enns und in den Alpen, an denen die Energie AG Strombezugsrechte hält. Als wichtigste heimische er­neuerbare Energiequelle nimmt die Optimierung bestehender Kraftwerke naturgemäß einen hohen Stellenwert für das Unternehmen ein. Die Wasserkraft soll – noch mehr als bisher – eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der Energiezukunft spielen. Schon jetzt kommen rund zwei Drittel des in Österreich erzeugten Stroms aus Wasserkraftwerken. Für die Umsetzung der Energie- und Klimastrategie soll dieser Anteil weiter steigen, bekräftigte Energie AG-Technikvorstand Stefan Stallinger beim Medientermin Ende August beim neuen Fischaufstieg des Kraftwerks March­trenk. Stallinger erörterte weiter, dass der Gesetzgeber auf Grundlage der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der Durchgängigkeit von Flüssen für Fische, Krebse und andere Wasserlebewesen für den ökologischen Zustand von Fließgewässern hohe Bedeutung beimisst. Entsprechend werde in der österreichischen Umsetzung der WRRL vorgeschrieben, wie dieses Ziel beispielsweise im Bereich von Wehranlagen und Wasserkraftwerken umgesetzt werden muss. „Das Ziel, den schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen bei der Umsetzung der WRRL mit der Wirtschaftlichkeit auf einen Nenner zu bringen, ist immer schwieriger zu erreichen“, gab Stallinger außerdem zu bedenken. Um den gesetzlichen Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen, hat die Energie AG in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Fisch­aufstiegsprojekte in Angriff genommen und umgesetzt. Für den Bau der Fischwanderhilfen bei den Kraftwerken Traun-Pucking und Marchtrenk werden in Summe mehr als 7 Millionen Euro investiert.

Leistungsstärkste Traunkraftwerke nun auch ökologisch top
Beide Kraftwerke nutzen das hydroenergetische Potential der Traun, einem rechten Nebenfluss der Donau. Der Fluss erstreckt sich von seinem Ursprung im Toten Gebirge in der Steiermark über eine Länge von insgesamt 153 km und mündet schließlich auf dem Gebiet der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz in die Donau. Entlang ihres zum Großteil durch Oberösterreich mäandernden Verlaufs dient die Traun einer ganzen Reihe von Wasserkraftwerken der Energie AG zur nachhaltigen Stromproduktion. Das in rund dreijähriger Bauzeit errichtete Kraftwerk March­trenk befindet sich unweit der Stadt Wels und hat 1980 seinen Betrieb aufgenommen. 1983 wurde die rund 10 km stromabwärts situierte Anlage Traun-Pucking fertig gestellt. Traun-Pucking ist das leistungsstärkste Laufkraftwerk der Energie AG und hat mit seinen beiden Kaplan-Turbinen seit seiner Inbetriebnahme rund 6,6 Milliarden kWh Strom erzeugt. Im Regeljahr produziert die Anlage rund 215 GWh Strom, womit umgerechnet der Energiebedarf von 61.000 durchschnittlichen Haushalten gedeckt werden kann. Das auf eine Ausbauwassermenge von 244 m³/s ausgelegte Kraftwerk Marchtrenk ist gleichzeitig das zweitleistungsstärkste Lauf­kraftwerk der Energie AG und nutzt zur Strom­­gewinnung ebenfalls zwei Kaplan-Turbinen. Bei vollem Wasserdargebot schaffen die Maschinen eine Engpassleistung von 42,8 MW, im Regeljahr produziert das Kraftwerk rund 173 GWh Strom.

Kombination aus naturnahen und technischen Abschnitten
Die Bauarbeiten zur Errichtung der neuen Fischaufstiegshilfen bei den zwei Großkraftwerken starteten zeitgleich im September des Vorjahres. An beiden Standorten wurden die Hoch- und Tiefbauarbeiten von der im Kraftwerksbau vielfach bewährten GLS Bau und Montage GmbH aus dem oberösterreichischen Perg ausgeführt. Seine Kompetenz konnte das Mühlviertler Unternehmen unter anderem bereits im Vorjahr beim Ersatzneubau des Energie AG-Kraftwerks in Bad Goisern unter Beweis gestellt.
Während der Fischaufstieg in Marchtrenk bereits im heurigen August seinen Probebetrieb aufgenommen hat, werden die Arbeiten in Traun-Pucking noch etwa drei Monate bis Ende des Jahres in Anspruch nehmen. Beide Kraftwerke setzen für die Umsetzung der ökologischen Durchgängigkeit auf eine Kombination aus naturnah angelegten Umgehungsgerinnen und technischen Ver­­­­­­­­­­tical-Slot-Fischpässen, erklärte Geschäftsführer Norbert Rechberger. In Traun-Pucking, wo gemessen an der Fallhöhe von 26 m der höchste Fischaufstieg Österreichs entsteht, erstreckt sich der Fischaufstieg über eine Gesamtlänge von ca. 3,1 km. Rund drei Viertel der Umgehung werden dabei als naturnahe Bachstrecke ausgeführt, beim Ein- und Ausstieg setzt man zur Überwindung des Höhenunterschieds auf Vertical-Slot-Pässe. Beim Kraftwerk Marchtrenk gilt es, eine Höhendifferenz zwischen Ober- und Unterwasserbereich von 20 m zu überwinden. Realisiert wurde dies, indem auf einer Strecke von 1,3 km ein insgesamt rund 700 m langes Umgehungsgerinne angelegt wurde. Um auf vergleichsweise geringer Fläche möglichst viel Höhe zu gewinnen, wurden beim Ein- und Ausstiegsbereich sowie im Mittelteil der Aufstiegsanlage Vertical-Slot-Abschnitte errichtet. Die Dimensionierung der insgesamt 143 Betonbecken beim Kraftwerk Marchtrenk und der 176 Becken in Traun-Pucking orientierte sich an der Leitfischart Huchen. „Befüllt sind die Becken jeweils mit natürlichem Sohlsubstrat, wodurch für die Tiere ein zusätzlicher Anreiz zum Aufstieg oder Verweilen innerhalb des Bauwerks geschaffen wird. Bei den naturnahen Bachstrecken sorgen zahlreich platzierte Wurzelstöcke abgestorbener Bäume sowie als Rückzugsorte konzipierte Seitenarme, welchen die Fische zum Laichen nutzen können, für ideale ökologische Bedingungen“, führte Rechberger aus.

Dotation der Fischaufstiegshilfen vermindert Stromproduktion
Insgesamt werden zur fachgerechten Versorgung des neuen Marchtrenker Fischaufstiegs 750 l/s abgegeben, in Traun-Pucking beträgt die benötigte Wassermenge ebenfalls zukünftig 750 l/s. Stallinger betonte, dass im Umkehrschluss das für die Dotierung der beiden Fischaufstiege benötigte Wasser nicht für die Stromgewinnung verwendet werden kann und somit unausweichlich zu einer Mindererzeugung an beiden Kraftwerken führen wird. Der errechnete Produktionsverlust für beide Kraftwerke wird dem jährlichen Strombedarf von mehr als 600 durchschnittlichen Haushalten entsprechen. In diesem Zusammenhang wies Stallinger auf das Spannungsfeld zwischen Umweltschutz, Klima- und Erzeugungszielen der erneuerbaren Energien hin: „Wir bekennen uns zum schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen – bei der Umsetzung der WRRL sind allerdings die ökologischen und ökonomischen Interessen nur mehr schwer auf einen Nenner zu bringen.“ Weiters forderte der Technikvorstand: „Wir wollen Lösungen mit Augenmaß und Hausverstand. Das heißt, dass Wasserkraft nicht ausschließlich als Belastung der Umwelt und Gewässerökologie gesehen werden darf, sondern auch die Vorzüge der erneuerbaren, CO2-freien und nachhaltigen Stromerzeugung aus Wasserkraft und ihre Bedeutung bei der Erreichung der rot-weiß-roten Energieziele berücksichtigt werden müssen. Es braucht daher ein sorgfältiges Abwägen der Interessen.“ Insgesamt droht der heimischen Stromversorgung bei der Umsetzung der Richtlinie österreichweit ein Gesamtverlust im Ausmaß von 1.800 GWh, was dem Jahresstromverbrauch von mehr als einer halben Million Haushalten entspricht. Dabei würden auch Umbaukosten von bis zu von 400 Millionen Euro entstehen. Bei den Wasserkraftwerken der Energie AG belaufen sich die Investitionen auf ca. 16 Millionen Euro, die durch die Umsetzung der WRRL entstehen. Eine ganze Reihe von Bautätigkeiten wurde bereits umgesetzt, die derzeit in Bau befindlichen sind die bislang größten im Bereich der Energie AG. Maßnahmen, die sich nachweislich positiv auf die Natur auswirken, werden seitens der Energie AG aber seit jeher forciert. Um bei der Vielzahl der ökologischen Anforderungen aber auch die richtigen Maßnahmen zu setzen, sind in vielen Bereichen noch weitere Forschungen notwendig. Die Energie AG unterstützt daher aktiv auch Forschungsprojekte, die nach effizienten Lösungen suchen und dabei speziell auch die Auswirkungen auf die Stromerzeugung berücksichtigen.

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