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Grizzly sichert den Wasserkraftbetrieb für einzigartige Alpenvereinshütte im Zillertal4 min read

24. Jänner 2022, Lesedauer: 3 min

Grizzly sichert den Wasserkraftbetrieb für einzigartige Alpenvereinshütte im Zillertal4 min read

Lesedauer: 3 Minuten

Sie gilt als die größte Schutzhütte Tirols und genießt seit 1997 den Schutzstatus eines Baudenkmals: die Berliner Hütte in den Zillertaler Alpen auf rund 2.040 m Seehöhe.

Seit rund 110 Jahren wird der Strom für das beliebte Schutzhaus in einem kleinen, nahegelegenen Wasserkraftwerk erzeugt. Dieses wurde in den letzten Jahrzehnten immer wieder saniert und an den Stand der Technik angepasst. Im Sommer letzten Jahres nahm man sich schließlich die sanierungsbedürftige Wasserfassung vor und ersetzte die alte Wehranlage durch ein modernes Coanda-System vom Typ Grizzly Power des Südtiroler Branchenspezialisten Wild Metal. Eine technische Aufwertung, die sich bezahlt macht.

Die meisten alpinen Schutzhütten verfügen nicht über einen Anschluss ans öffentliche Stromnetz. In der Regel werden sie dezentral versorgt, nutzen Photovoltaik oder kleine Wasserkraftwerke. Die Berliner Hütte, eine aufgrund ihrer Lage, ihrer Historie und ihrer baulichen Ausstattung einzigartige Schutzhütte, die dem Deutschen Alpenverein DAV gehört, wird seit rund 110 Jahren mit Strom aus einem kleinen Wasserkraftwerk versorgt. In der kurzen Tourismussaison auf über 2.000 m Seehöhe wird die Anlage über vier bis fünf Monate betrieben.

Know-how aus Südtirol
Wie bei hochalpinen Fassungen üblich war man auch bei der Wasserfassung des Kleinkraftwerks der Berliner Hütte über das Jahr hinweg mit starkem Geschiebeandrang konfrontiert, der immer wieder den zuvor installierten Tiroler Rechen verlegt hatte. Die geplante Modernisierung sollte nicht nur eine Verbesserung im Hinblick auf Wartung sondern auch in puncto Betriebssicherheit bringen – so die Vorgabe der Betreiber. Wenig überraschend fiel die Wahl auf die Kompetenz und die Erfahrung des Südtiroler Wasserkraftspezialisten Wild Metal, der zum einen die Wasserfassung mit einem robusten Coanda System vom Typ Grizzly Power ausrüstete und zum anderen mit der neuen stahlwasserbaulichen Ausrüstung der Wasserfassung betraut wurde. „Für die Fassung am Zemmbach haben wir neben unserem bewährten Grizzly Protec auch den Rohrabgangskonus, den Spülschütz Wasserfassung, eine Froschklappe für den Entlastungsüberfall sowie einen Einlaufschütz für das Spülbecken sowie einen Gleitschütz für den Durchlass Spülbecken/Reinwasserbecken geliefert. Den Grund­ab­lassschütz, der direkt neben dem Coanda-   rechen installiert wurde, kann man mit einem Steckschlüssel händisch bedienen. Auf diese Weise kann bei Bedarf das Vorbecken bequem gespült werden“, erklärt Geschäftsführer Markus Wild.

Rechensystem für alpine Fassungen
Die neue Wasserfassung erstreckt sich über eine Gesamtbreite von 2,3 m, wobei gemäß Ausbaudurchfluss 160 l/s über zwei Coanda-Module mit einer Breite von 1150 mm eingezogen werden können. Konkret wurde das Grizzly Power System vom Typ PROTEC Vibro Sizer 800 eingesetzt. Dabei handelt es sich um einen patentierten Coandarechen mit Schutzrechen, der eine Spaltweite von 0,4 mm aufweist. Das Coanda-System wurde speziell für die schwierigen Bedingungen an hochalpinen Einläufen konzipiert. Je nach Bachsituation rutschen größere Steine, Äste und Wurzelstöcke über die Protectorstäbe hinweg, wodurch das darunterliegende Feinsieb gegen Beschädigungen größtenteils geschützt ist. Darüber hinaus weist dieses Coanda-System von Wild Metal auch ökologische Vorteile auf: Kleinstlebewesen im Gebirgsbach werden mit dem Gewässerlauf über den Feinrechen geschwemmt und gelangen somit nicht in den Triebwasserweg. Gleiches gilt auch für feineres Geschwemmsel, wie Laub, Nadeln von Nadelhölzern oder auch Sand. „Durch den Coanda-Effekt – Flüssigkeit folgt einer Oberfläche – kombiniert mit dem Abscher-Effekt der Profilstäbe fließt das Wasser in die Fassung und verhindert dabei sowohl das Eindringen von Kleinstlebewesen als auch von Feinsedimenten. Das Sieb ist großteils selbstreinigend, das unerwünschte Geschwemmsel wird mit dem Gewässer weitertransportiert“, erklärt Markus Wild das Grundprinzip. Im Fall des neuen Coanda-Rechens für die Berliner Hütte können somit nur Partikel unterhalb einer Größe von 0,4 mm in den Triebwasser gelangen, wobei der Großteil der Korngröße kleiner als 0,2 mm ist.

Minimaler Wartungsaufwand
Beim Coanda-Typ Protec Vibro Sizer 800 handelt es sich um eine Weiterentwicklung des bekannten Grizzly PROTEC. Er besteht wie sein klassischer Vorgänger auch aus einem Grobrechen und dem darunterliegenden Feinrechen. Die Besonderheit dieses System liegt allerdings darin, dass durch die spezielle Lagerung der Stäbe weitgehend verhindert wird, dass sich Material, sprich Geschiebe oder Geschwemmsel festsetzt bzw. verklemmt. Somit wird der ohnehin schon geringe Wartungsaufwand noch weiter reduziert.
Seit Sommer letzten Jahres ist das neue Coanda-System in den Zillertaler Alpen nun in Betrieb. Das Kleinkraftwerk arbeitet bislang ohne nennenswerte Ausfälle. Die Zeiten, in denen die Anlage öfter abgestellt werden musste, um den Tiroler Rechen zu reinigen, gehören mittlerweile der Vergangenheit an.

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