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Neue Technik für Grundablass der Tiroler Rotlech-Talsperre im Außerfern3 min read

20. Juni 2016, Lesedauer: 3 min

Neue Technik für Grundablass der Tiroler Rotlech-Talsperre im Außerfern3 min read

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Beim Kraftwerk Heiterwang handelt es sich um ein von den Elektrizitätswerke Reutte (EWR) betriebenes Pumpspeicherkraftwerk im Tiroler Außerfern.

Versorgung erhält die 1977 erstmals in Betrieb gesetzte Anlage von einem vorgelagerten Speichersee mit einem Fassungsvermögen von rund 1,3 Mio. m³ Wasser, dem Rotlechspeicher. Im Rahmen der Anpassung der Sperrenanlage an den Stand der Technik entsprechend den Vorgaben der Staubeckenkommission wurde die Sperre mit einer zweiten Grundablassschütze ausgestattet. Für die Durchführung dieser Arbeiten wurden drei im Wasserkraftsektor bewährte österreichische Unternehmen beauftragt.

Für die planerischen Agenden vertraute die EWR auf die Erfahrung des renommierten Planungsunternehmens BHM INGENIEURE – Engineering & Consulting GmbH der Niederlassung in Linz. BHM INGENIEURE fokussiert sich auf interdisziplinäre Tätigkeitsfelder in den Bereichen Industrie, Verkehr und Kraftwerke und kann national und international auf eine Vielzahl erfolgreich umgesetzter Projekte verweisen. Der mit dem Projekt betraute Dipl.-Ing. Rudolfn Kandler von BHM beschreibt das Planungsgeschehen: „Es musste im Vorfeld ein Umbaukonzept entwickelt werden, das eine Weiterführung des Turbinenbetriebes der Kraftwerksanlage ermöglichte.“ „Dieses Konzept sah vor, im bestehenden Grundablass luftseitig der vorhandenen Grundablassschütze eine neue Schütze in das Sperrenbauwerk zu integrieren. Dafür war es erforderlich, aus der bestehenden Betonsperre eine Kaverne auszubrechen um die neue Schütze einbauen zu können. Das Stauziel des Speichers wurde für die Zeit der Bauarbeiten geringfügig herabgesetzt“, führt Ing. Georg Hauser, Leiter des Bereichs Erzeugung bei den EWR, weiter aus.

PROFIS AM WERK
Mit der Lieferung und dem Einbau des neuen Verschlussorgans inklusive Hydraulikanlage wurden die Stahlwasserbauexperten der Braun Maschinenfabrik GmbH aus dem oberösterreichischen Vöcklabruck beauftragt. Der Verschluss besteht aus einem druckdichtenStahlgehäuse, welches auf Grund der Dimensionen und der schwierigen Einbausituation, in mehreren Teilen gefertigt und montiert werden musste, dem Verschlusskörper und der Hydraulikanlage. Der Antrieb für die Schützentafel erfolgt über einen in die Tafel eingebauten Hydraulikzylinder mit einem Kolbendurchmesser von 300 mm und einem Hub von 2780 mm. Die Spezialisten der Firma Braun Maschinenfabrik sorgten auch für den fachgerechten Einbau der neuen Bauteile unter den gegebenen schwierigen Bedingungen. Voraussetzung für die Montage des neuen Verschlussorgans waren aber die anspruchsvollen Ausbrucharbeiten von über 100 m³ Beton aus dem Sperrenkörper. Dadurch sollte eine Kaverne innerhalb der Gewichtsstaumauer zur Aufnahme des zweiten Revisionsschütze entstehen. Diesen Auftrag erhielt die aus dem Vorarlberger Schruns stammende und auf Hoch- und Tiefbau spezialisierte Unternehmens gruppe Jäger Bau GmbH.

TALSPERRE NUN AM STAND DER TECHNIK’
Die wichtigste Auflage beim vorgesehenen Ausbruch stellte das schonende Vorgehen bei den exakt auszuführenden Bohr-, Schneid- und Handabbrucharbeiten dar. Entsorgt wurde das zum Teil mit Stahl bewehrte Ausbruchmaterial über den 15 m langen Grundablass, durch welchen ebenso die Anlieferung der Bauteile erfolgte. Durch diesen Zugang sowie einen bestehenden engen Kontrollgang gelangten auch die Techniker und Monteure zur Einbaustelle. Eine der zentralen Herausforderungen des Projektes bestand in den beengten Platzverhältnissen, unter denen die Arbeiter sämtliche Beton- und Stahlwasserbauarbeiten durchzuführen hatten. Das rund 20 t schwere Stahlwasserbau-Equipment lieferte man schließlich mit einem Sonderfahrzeug in Teleskopladeausführung durch den Grundablass an seinen Bestimmungsort und setzte es in Millimeterarbeit an seinen Bestimmungsort ein. Neben dem Schützenbauteil mit den Abmessungen 2,7 m x 2,7 m installierten die Braun-Monteure das zum Betrieb notwendige Hydraulikaggregat. Das Antriebsmodul verfügt über redundante hydraulische Pumpen, arbeitet mit biologisch abbaubarem Öl und erlaubt mittels Kreuzschaltung einen gemeinsamen Betrieb mit dem bestehenden Hydraulikaggregat.

HERVORRAGENDE ZUSAMMENARBEIT
Nach dem Abschluss der Schwertransporte und Vergussarbeiten im Dezember 2014 fanden die Installation der Hydraulikbauteile, Elektrotechnik sowie die Einbindung in die Kraftwerkssteuerung im Jänner des Folgejahres statt. Die abschließende Inbetriebsetzung und Abnahme des neuen Verschlussorgans erfolgte im März 2015 unter Anwesenheit von Vertretern der Staubeckenkommission und einem stahlwasserbautechnischen Sachverständigen. Die Mitarbeiterzeitung der EWR beschreibt das Projekt aufgrund der konstruktiven Zusammenarbeit aller beteiligten Unternehmen als vollen Erfolg. Ähnlich sieht es Rudolf Kandler von BHM INGENIEURE, die sich mit ihren Planungsleistungen im gleichen Zug wie die am Stahlwasserbau und Baumeisterarbeiten beschäftigten Unternehmen ein weiteres erfolgreiches Projekt auf ihre Referenzliste setzen können.

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