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Schladminger Almbetriebe schicken mit KW Neualmbach Dieselaggregate in Pension4 min read

8. November 2021, Lesedauer: 3 min

Schladminger Almbetriebe schicken mit KW Neualmbach Dieselaggregate in Pension4 min read

Lesedauer: 3 Minuten

Im Herzen der Schladminger Tauern nahm im Frühjahr ein Kleinwasserkraftwerk am Neualmbach seinen Betrieb auf. Realisiert wird das Projekt von Martin Moosbrugger und Herwig Steiner.

Die mit der Inselanlage die Stromversorgung ihrer Almbetriebe bald auf ökologisch nachhaltige Weise gewährleisten können. Anstelle von Dieselaggregaten kommt zukünftig eine 1-düsige Pelton-Turbine mit einer Engpassleistung von rund 55 kW als Stromlieferant zum Einsatz. Zur Herstellung des rund 430 m langen Kraftabstiegs DN200 setzen die Betreiber auf duktile Gussrohre von der Tiroler Rohre GmbH (TRM).

Das erste Konzept zum Bau des inselbetriebsfähigen Kleinwasserkraftwerks Neualmbach am Hochplateau der Schladminger Tauern entstand vor rund 6 Jahren, erklären die zukünftigen Betreiber Martin Moosbrugger (Kerschbaumer-Alm) und Herwig Steiner (Schmiedlech-Alm). Mit der Errichtung einer Ausleitungsanlage soll die bislang mittels Dieselaggregaten sichergestellte Stromversorgung ihrer Almbetriebe im Bewirtschaftungszeitraum zwischen April und Oktober durch die Nutzung der natürlichen Ressource Wasser ermöglicht werden. „Wir befinden uns hier in einem Naturschutzgebiet, wodurch die Konzession für den Bau eines Wasserkraftwerks nicht ganz leicht zu erhalten war. Glücklicherweise hatten die Entscheidungsträger Verständnis für das Projekt und haben uns die Baugenehmigung erteilt“, sagt Moosbrugger Anfang Oktober beim zek HYDRO Lokalaugenschein vor Ort. Hinsichtlich der zum Anlagenbetrieb notwenigen Wasserentnahme wurde der Neubau äußerst genügsam konzipiert. Bei einer maximalen Ausbauwassermenge von 50 l/s liegt die jährliche Wasserentnahmemenge bei rund 8 Prozent der gesamten Jahreswasserfracht und somit deutlich unter den maximal zulässigen 20 Prozent für ein Gewässer mit sehr gutem hydromorphologischem Zustand.

Bestes Material für „Guten Grund“
Mit dem Bau des Krafthauses ging das Gemeinschaftsprojekt Mitte September 2020 schließlich in die Umsetzungsphase über. Nach der Fertigstellung wird das in zweckmäßiger Betonbauweise errichtete Gebäude auf drei Seiten mit Erde zugeschüttet und dadurch unauffällig in die Umgebung integriert. Rund zwei Wochen nach Baubeginn konnten die Betreiber bereits mit der in Eigenregie durchgeführten Verlegung der Druckrohrleitung starten. Aufgrund der anspruchsvollen Bodenbedingungen im Projektgebiet wird der rund 435 m lange Kraftabstieg DN200 zur Gänze aus duktilen Gussrohren der Tiroler Rohre GmbH (TRM) ausgeführt. Igor Roblek, zuständiger Vertriebsmanager bei TRM, weist darauf hin, dass das Projekt im Naturschutzgebiet der Schladminger Tauern ein Paradebeispiel für die von TRM unterstützte Initiative „Guter Grund“ darstellt. Bei „Guter Grund“ handelt es sich um eine von der European Association of Ductile Iron Pipe Systems (EADIPS) ins Leben gerufene Kampagne für Boden- und Gewässerschutz. Die europaweit aktive Initiative forciert die Stärkung von Gussrohrsystemen als ideales Produkt für jegliche Wasserver- und -entsorgungssysteme. In diesem Zusammenhang bekräftigt Roblek, dass die Gussrohre zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial hergestellt werden. Gefertigt werden die universell anwendbaren Rohre am TRM-Unternehmenssitz in Hall in Tirol, wodurch in weiterer Folge kurze Transportwege ermöglicht werden und ein äußerst geringer ökologischer Fußabdruck hinterlassen wird. „Auch bei der weiteren Auftragsverteilung wurde auf eine Zusammenarbeit mit lokalen Betrieben, die bereits jahrelange Erfahrung im Kraftwerkbau haben, gesetzt. So hat die Firma Stocker Schmied aus Schladming die Tiroler Wehr gebaut und die Sepp Harml GmbH den Fertigbeton bis ins Riesachtal geliefert. Das lokale Erdbauunternehmen Karl Pitzer Tiefbau GmbH hat die Erdarbeiten, die durch den zwischenzeitlichen Wintereinbruch erschwert wurden, auf bis zu 40 Grad steilem Gelände bestens durchgeführt“, so die Betreiber.

DRL komplett schub- und zuggesichert
„Für das Projekt Neualmbach liefert TRM Rohre mit der ‚PUR-Longlife‘-Beschichtung. Diese Beschichtung dient als zusätzlicher Korrosionsschutz und wird bei der Produktion auf die verzinkten Rohre mit lösungsmittelfreiem Polyurethan im ‚Airless‘-Verfahren aufgetragen“, erklärt Roblek. Sämtliche Rohrverbindungen werden mit dem schub- und zuggesicherten Muffen-Verbindungssystem VRS-T hergestellt. Beim Interview zeigen sich die Betreiber unisono sehr überzeugt von dem an­wenderfreund­lichen Verbindungssystem und verweisen auf den beträchtlichen Ver­legefortschritt der Druckleitung, den sie in kurzer Zeit erzielt haben. Die Rohrtrasse verläuft im Wesentlichen auf forstwirtschaftlich genützten Grundstücken von Martin Moos­brugger, konkret rechtsufrig des Neualmbachs bzw. linksufrig des Kaltenbachs. Für den Rohr- und Materialtransport installierten die Betreiber eine temporäre Material­seilbahn. Die eine Gefällestufe von rund 140 m überwindende Druckleitung wird in einer Tiefe von ca. 1,5 m zur Gänze unterirdisch ausgeführt. „Dank der höchst robusten Materialeigenschaften von duktilem Gusseisen kann das vom Bagger-Sieblöffel aufbereitete Aushubmaterial direkt zum Wiederbefüllen des Rohrgrabens verwendet werden“, ergänzt Roblek.

Inbetriebnahme im Frühjahr 2021
Die Wasserfassung der Anlage wird mit einem klassischen Tiroler Wehr ausgeführt. Nach der Ausleitung fließt das Triebwasser durch ein Entsanderbecken, das mit einem Kiessensor und einem elektrisch angetriebenen Spülschütz ausgestattet wird. Für die Stromversorgung der Wasserfassung und zur digitalen Kommunikation zwischen Krafthaus und Wehranlage werden mit der Druckrohrleitung jeweils ein Strom- und ein Datenkabel mitverlegt. Das Herzstück des Kraftwerks bildet eine 1-düsige Pelton-Turbine in horizontaler Bauform. Unter Volllast kann die Turbine, die mit einem direkt gekoppelten Synchron-Generator gekoppelt wird, eine Engpassleistung von 55,23 kW erreichen. Das elektrotechnische Equipment des Kraftwerks installiert das Elektrounternehmen Pitter Werner aus dem Salzburger Radstadt, das auf über 40 Jahre Erfahrung im Kleinwasserkraftsektor verweisen kann.

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