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Modernster Rechenreiniger für Traditionskraftwerk4 min read

3. Dezember 2014, Lesedauer: 3 min

Modernster Rechenreiniger für Traditionskraftwerk4 min read

Lesedauer: 3 Minuten

Die Sanierungsarbeiten an der Wehranlage im niederösterreichischen Göstling, die zum nahe gelegenen Wasserkraftwerk Opponitz gehört, schreiten im Eiltempo voran. Mit den umfangreichen …

Revitalisierungsmaßnahmen des von der Wien Energie betriebenen Kraftwerks werden zum einen die Wasserrahmenrichtlinien der EU erfüllt und zum anderen ist man mit der Anlage nun auf dem aktuellen Stand der Technik. Die GMT-Wintersteller Stahlbau GmbH aus Salzburg hat mit der Lieferung und Montage der bisher größten, in Eigenproduktion entstandenen Rechenreinigungsmaschine einen gewichtigen Anteil an der Modernisierung.

Im Dezember 2014 werden die umfangreichen Sanierungsarbeiten an der Wehranlage Göstling, die im Herbst letzten Jahres begonnen haben, komplett abgeschlossen sein. Mit der neuen Fischaufstiegshilfe, neuen Wehrklappen, einer Restwasserturbine und einer leistungsstarken Rechenreinigungsmaschine (RRM) ist man somit auf dem neuesten Stand der Technik und gleichsam im Rahmen aller ökologischen Anforderungen. Über einen wichtigen Meilenstein bei dem Projekt hat zek Hydro schon im Frühjahr berichtet. Im April wurde nämlich die zweite, 22 Tonnen schwere Wehrklappe millimetergenau installiert. Schon damals haben die Spezialisten der GMT-Wintersteller Stahlbau GmbH aus dem Salzburger Tennengau bewiesen, dass sie über das nötige Know-how und Fingerspitzengefühl in der Abwicklung komplexer Aufgaben verfügen. Die Montage des Rechens inklusive RRM der Größe XXL wurde im Juli innerhalb eines Monats von vier Technikern fachgerecht über die Bühne gebracht.

Ausgeklügelte Technik in Überlänge
Mit der neuen Rechenreinigungsanlage für die Wehranlage in Göstling hat man sich die Latte für künftige Projekte erneut ein Stück höher gelegt. Bei einer Reinigungslänge von insgesamt 25 Metern ist es die bisher größte RRM, welche im GMT-Werk erzeugt und vor Ort von firmeneigenen Spezialisten montiert wurde. Es handelt es sich um eine seitlich fahrbare Variante einer Horizontal-RRM. Das Profil des Rechens ist Flachstahl mit 50/5 mm und weist eine lichte Weite von 20 mm sowie eine Gesamthöhe von 2.600 mm auf. Anfallendes Schwemmgut wird beim Reinigungsprozess durch die Putzharken vom Rechen entfernt, über den Grund gespült und somit wieder in die Ybbs eingeleitet. Gesteuert wird die Maschine entweder völlig automatisiert mittels Niveausonden, die bei entsprechender Wasserpegeldifferenz einen Reinigungsvorgang auslösen, durch ein vorgegebenes Zeitintervall oder durch manuelle Bedienung.
Im Hinblick auf die Funktion stellte die große Reinigungslänge der Maschine eine besondere Herausforderung bei dem Projekt dar. Dadurch kommt es zu höheren Belastungen der einzelnen Bauteile sowie Schwing- und Pendelbewegungen des Reinigungsarms. Eine Lösung für dieses Problem wurde dadurch erzielt, indem man das Hydraulikaggregat mit der Steuerungstechnik gemeinsam oben auf der Maschine platzierte und den Reinigungsarm dadurch entlastete. Um die Anlage bestmöglich vor sämtlichen Witterungseinflüssen zu schützen, wird noch an einer Überdachung der RRM gearbeitet. Die Schleppkette der Kabel ist elektrisch beheizt und somit frostsicher. Momentan läuft das Gerät noch in der Testphase, wobei sämtliche bisherige Messdaten und Probeläufe auf eine erfolgreiche Funktionstüchtigkeit hinweisen.

Wehranlage auf dem neuesten Stand
Zufrieden mit dem Baufortschritt bei der Wehranlage in Göstling zeigt sich auch der zuständige Bauleiter Manfred Aigner der Hinteregger Baugesellschaft, ebenfalls ein Salzburger Unternehmen, das mit den Betonbauarbeiten beauftragt und damit maßgeblich an der erfolgreichen Umsetzung des Projekts beteiligt ist. Dennoch verlief während der Bauzeit nicht immer alles einwandfrei. Höhere Gewalten sorgten im Frühling diesen Jahres für eine unangenehme Verzögerung: „Wir hatten während der Bauzeit eine große Überschwemmung. Das Problem mit der Ybbs ist, dass das Gewässer so radikal schnell anspringt. Es beginnt zu regnen, und zwölf Stunden später hast du ein riesiges Hochwasser.“ Glücklicherweise kam es zu keinen größeren Schäden an der Baustelle durch die Fluten. Ende November diesen Jahres wird man mit der Fertigstellung der Fischaufstiegshilfe, die einer der Hauptgründe für den Umbau der Wehranlage darstellte, die Arbeiten an der Ybbs erfolgreich beenden können.
Zufrieden mit dem Erreichten zeigt man sich auch bei den für den Stahlwasserbau zuständigen Technikern der GMT-Wintersteller GmbH. Die Erfahrungen von der Konzeption über die Produktion im Werk bis hin zur Montage der massiven Wehrklappen sowie der extralangen RRM an der Wehranlage in Göstling haben gezeigt, dass man sich in der Umsetzung von Superlativen als äußerst kompetent erwiesen hat und das nächstgrößere Projekt nur auf seine Umsetzung wartet.

Kraftwerk mit langer Geschichte
Die Ybbs verläuft in zwei großen Schleifen zwischen den niederösterreichischen Orten Göstling und Opponitz auf einer Länge von insgesamt 34 Kilometern, bis sie schlussendlich im gebirgigen Voralpengebiet in die Donau mündet. Obwohl die beiden Landschaftspunkte nur durch 11 km Luftlinie getrennt sind, ergibt sich dennoch ein Höhenunterschied von 120 m. Mit der Planung des Kraftwerks wurde kurz nach dem Ersten Weltkrieg 1921 begonnen, die Fertigstellung und Inbetriebnahme erfolgten nach dreijähriger Bauzeit 1924. Im Zuge des Anlagenneubaus wurde auch die 110-kV-Leitung Opponitz-Gresten-Wien realisiert. Mitte der 1990er wurde das KW Opponitz, dessen Herzstück drei Francis-Turbinen bilden, generalsaniert. Die Produktivität der Anlage erhöhte sich mit dieser Sanierungsmaßnahme um 10.400 MWh auf 66.800 MWh. Mit dieser Effizienzsteigerung um 15 Prozent werden in der Region in etwa 25.000 Haushalte mit sauber produzierter Energie versorgt. Als nächster großer Revitalisierungsschritt wird die teilweise Erneuerung des Druckstollens zum Krafthaus in Opponitz angegangen. Der Abschluss der dafür notwendigen Arbeiten wird für 2017 erwartet.

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