Reisseck II: Absperrklappen fertig montiert4 min read
Lesedauer: 3 MinutenDer Bau des PSKW Reisseck II ist derzeit das größte laufende Projekt der Verbund AG. Seit 2010 wird an der Realisierung der Erweiterung der Kraftwerksgruppe Malta und Reisseck gearbeitet. Sie wird nach..
..der Fertigstellung Anfang 2016 eines der stärksten Wasserkraftwerksgruppen Europas darstellen. Im Februar dieses Jahres startete man mit den ersten Testläufen der Anlage. Eine der zentralen Schlüsselstellen stellt dabei das Absperrorgan, bestehend aus Revisions- und Betriebsklappe, direkt unterhalb des Mühldorfer Sees dar. Die gigantische Spezialanfertigung mit einem Innendurchmesser von 3,6 m stammt aus dem Hause CKD Blansko Holding und wurde in exponierter Lage auf 2.218 m Seehöhe installiert. Fertig montiert, wartet sie nun auf die Inbetriebnahme im kommenden Herbst.
Hoch über dem Kärntner Mölltal befindet sich im Mühldorfer Graben die derzeit größte Kraftwerksbaustelle Österreichs. Für Außenstehende ist der Baufortschritt leicht zu übersehen, denn die Arbeiten für das neue VERBUND-Pumpspeicherkraftwerk Reißeck II finden tief im Inneren des Berges statt. Nach dem Baustart im Herbst 2010 wurde innerhalb weniger Monate eine Felskaverne mit beachtlichen Ausmaßen aus dem Berg gebrochen. Mit der Inbetriebnahme der neuen Kraftwerksanlage werden in dieser Kaverne zukünftig zwei hocheffiziente Pumpturbinensätze mit einer Leistung von 430 Megawatt arbeiten – sowohl im Pump- als auch im Turbinenbetrieb. Reisseck II stellt eine Erweiterung der bestehenden Kraftwerksgruppe Malta / Reisseck dar, und wird gemäß ihren Leistungsdaten die Produktionskapazität dieser um 40 % erhöhen. Das Besondere an dem Projekt: Es werden dafür keine zusätzlichen Wasserressourcen verwendet, sondern lediglich gegebenes Potential ausgeschöpft – ein Projekt im Zeichen der Effizienz.
Inbetriebsetzung läuft
Mit dem Abschluss der Montage beider Maschinensätze ging das Projekt im Februar 2015 in die Phase der nassen Inbetriebsetzung über. Diese letzte Phase, bevor Reisseck II ans Netz gehen kann, folgt einem exakt festgelegten Ablauf und dient der Erprobung und Justierung sämtlicher Kraftwerkskomponenten. Ein zentrales Element, neben der Überprüfung der Maschinensätze, stellt dabei auch das Absperrorgan der Apparatekammer II dar. Als „überdimensionaler Wasserhahn“ des darüber liegenden Stausees fungierend, nimmt er im Pumpspeicherkraftwerk Reisseck II deshalb sowohl eine zentrale Rolle in der Betriebs- und Sicherheitsfunktion ein.
Höchste Qualitätsansprüche
Deshalb galt schon beim Bau dieser Spezialanfertigung: Höchste Qualität in punkto Material und Fertigungskontrolle. Jeder Fertigungsschritt und jede Materialkomponente wurde aus diesem Grund stets doppelt geprüft. Einmal vom fertigenden Unternehmen selbst und ein weiteres Mal durch ein externes Unternehmen. Für die Fertigung des Absperrelements wurde die Firma CKD Blansko Holding aus dem gleichnamigen Ort nahe Brünn beauftragt. Der tschechische Turbinenbauer und Spezialist für Absperrorgane und Armaturen beschäftigt 450 Mitarbeiter und besteht bereits seit 115 Jahren. Bedingt durch die Zeit des kalten Krieges war das Unternehmen früher vor allem im DDR-Raum und dem östlichen Europa tätig. Heute agiert das Unternehmen weltweit und in Europa auch zunehmend im deutschsprachigen Raum. „Den Zuschlag für Reisseck II zu erhalten war für uns sehr wichtig, denn nun können wir unser langjähriges Know-how auch in Österreich unter Beweis stellen“, betont Projektleiter Filip Hitl von CKD Blansko Holding. Die Tschechen überzeugten bei der Ausschreibung mit langjährigem Know-how und hohen Spezialisierungsgrad.
Zudem liegen der Firmenstandort und die Produktionshalle nur etwa 80 km nördlich der österreichischen Grenze entfernt – beste Voraussetzungen für eine gute Zusammenarbeit und Logistik.
Doppelmantel-Ausführung
Der konkrete Auftrag an die Firma CKD Blansko Holding bestand in der Fertigung, Lieferung und Montage zweier identischer schnell schließender Sicherheitsklappen – Betriebs- und Revisionsklappe – mit einem Innendurchmesser von 3,6 Metern, einem Hydraulikaggregat und zwei Konussen für Ein- und Auslauf. Sämtliche Teile, ausgenommen dem Hydraulikaggregat, wurden von CKD in Blansko selbst gefertigt. Beim gesamten Gehäuse und bei den beiden Klappen kam hochwertiges Stahlblech zum Einsatz. Sie wurden von Spezialisten im eigenen Werk geschweißt und geprüft. Die Produkte von CKD Blansko Holding tragen die versierte technische Handschrift eines Wasserkraft-Spezialisten. So werden die Klappengehäuse bei CKD Blansko Holding aus Erfahrungsgründen immer mit Doppelmantel ausgeführt. Eine weitere Besonderheit ist die Verwendung von drei Dichtungen bei den Lagerzapfen. Neben den innen- und außenliegenden Dichtungen gibt es dazwischen noch eine zusätzliche Dichtung. Diese kann im Revisionsfall mit Fett beaufschlagt werden und sorgt so für rasche und sichere Revisionsarbeiten. Im Betrieb herrscht ein Nenndruck von 12 bar bei einer Förderleistung von 80 m3/s in Turbinenrichtung. Im Notfall ist das Klappenbauwerk in der Lage bis zu 200 m³/s zu bewältigen.
Inbetriebnahme Anfang 2016
Diesbezügliche Schließtests im Trockenlauf und mit Beaufschlagung konnten bereits erfolgreich absolviert werden. Auch die Dichtheitsprüfungen wurden mit Bravour gemeistert. „Wir waren sehr erfreut über die einwandfreien Testläufe, und freuen uns jetzt auf die Tests im Betriebsszenario“, so Hitl. Dafür muss sich das Team von CKD Blansko Holding allerdings noch bis zum Frühjahr 2016 gedulden, da derzeit noch einige abschließende Arbeiten im Druckstollen stattfinden. Läuft alles nach Plan, so soll Anfang 2016 die letzte Phase – die Inbetriebnahme – gestartet werden.
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