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Baubeginn nach Spatenstich für das Kraftwerk Schächen7 min read

5. November 2018, Lesedauer: 5 min

Baubeginn nach Spatenstich für das Kraftwerk Schächen7 min read

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Mit dem symbolischen Spatenstich unter postkartenblauem Urner Himmel feierten die Projektverantwortlichen am 27. September in der Gemeinde Bürglen offiziell den Baustart für das neue Kraftwerk Schächen.

Das Kraftwerk, an dem EWA, der Kanton und die Korporation Uri beteiligt sind, wird den Unterlauf des Schächen zur Produktion von sauberem Wasserkraftstrom nutzen. Nachdem der Urner Landrat im September 2016 der Kraftwerk Schächen AG die notwendige Nutzungs­konzession erteilt hatte, kann nun mit der Umsetzung des 21,4 Mio. CHF schweren Projekts begonnen werden. Wenn das Kraftwerk Ende 2019 in Betrieb geht, können rund 3.600 Haushalte mit Strom aus Urner Wasserkraft versorgt werden. Die Anlage stellt einen weiteren wichtigen Baustein in der Gesamtenergiestrategie des Kantons Uri dar.

Um heute ein neues Kraftwerk bauen zu können, braucht es neben Know-how auch jede Menge Hartnäckigkeit und einen langen Atem – „ä langä Schnüüf“, wie man im Kanton Uri sagt. Bereits 2009 hatte das EWA, die Elektrizitätswerk Altdorf AG, mit dem Vorprojekt für das neue Kraftwerk am Schächen begonnen. Es folgten langwierige Vorverhandlungen, Planungen, Kompromisse und kreative Lösungen, um ein sehr komplexes Projekt letztlich auf Schiene zu bringen. „Um Erfolg zu haben, reicht der lange Atem allein auch nicht aus“, sagt Werner Jauch, Verwaltungsratspräsident der KW Schächen AG und Vorsitzender der Geschäftsleitung von EWA aus langjähriger Erfahrung. „Es braucht gründliche und umfassende Projekt­arbeit, der Zeitplan muss stimmen, das Projekt muss auf das Umfeld abgestimmt werden, es gilt Opportunitäten zu nutzen – und vor allem ist es wichtig, alle Beteiligten frühzeitig zu informieren und mit ins Boot zu nehmen.“ Im konkreten Fall des geplanten Kraftwerks Schächen war man über die Jahre mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert, angefangen von der Gestaltung der wirtschaftlichen Trägerstruktur, über die UVP 1. Stufe und die UVP 2. Stufe bis hin zur Konzessionsbewilligung. „Es gab auch Einsprachen. Aber in einem konstruktiven Dialog konnten alle Vorbehalte ausgeräumt werden. Wir sind stolz, dass das im Uri so gut funktioniert“, freut sich Werner Jauch. Das EWA hat in jedem Fall seine Hausaufgaben gemacht. Fast zehn Jahre nach Beginn des Vorprojekts konnte nun der Spatenstich gesetzt werden.


Schächen als Teil der DNA von EWA
„Unter den knapp 80 größeren Urner Bächen hat der Schächen für die Urner Energieproduktion eine ganz besondere Bedeutung“, führte Werner Jauch im Rahmen seiner Festrede aus. „Schon 1894 erteilte der Urner Regierungsrat eine Konzession zur hydroelektrischen Nutzung des Schächen. Kurze Zeit später errichtete EWA hier sein erstes Kraftwerk, das im Februar 1895 seinen Betrieb aufnahm. Es war die Geburtsstunde des EWA. 1962 erhielt EWA die Konzession für das Kraftwerk Bürglen II. Der Kanton wurde Mitaktionär bei EWA. 1968 wurde das Kraftwerk Bürglen II feierlich eingeweiht. Später wurden auch die oberliegenden Bäche des Schächentals durch die KW Schächtenal AG genutzt. So gesehen liegt der Schächen dem EWA gewissermaßen in der DNA.“ Daher sei es folgerichtig und konsequent, auch die letzte bislang „brachgelegene“ Kaskade am Schächen zu nutzen. „Es macht Sinn, einen Bach wie den Schächen in mehreren Kaskaden zu nutzen und das neue Kraftwerk ist in diesem Sinne eine logische Weiterführung der bestehenden Werke“, so der Verwaltungspräsident der KW Schächen AG.
Landammann Roger Nager, Ehrengast der Spatenstichfeier, nahm in seiner Ansprache ebenfalls Bezug auf die Hürden im Projektvorlauf. „Zu Anfang hatten wir gedacht, es sollte nicht allzu schwierig werden, am Unterlauf des Schächen ein Kraftwerk zu errichten. Doch da lagen wir nicht richtig. Zum ersten Mal waren wir mit einer Konkurrenzsituation konfrontiert, in deren Folge die Gewässernutzungsverordnung 1 zu 1 durchgespielt werden konnte. Es galt, umfangreiche Umweltauf­lagen zu erfüllen, und darüber hinaus beschäftigten uns auch noch Diskussionen zum KEV (Kostendeckende Einspeisevergütung Anm.)“, so Roger Nager. Er verwies darauf, dass der Urner Landrat im September 2016 der Konzession für das neue Kraftwerk ohne Gegenstimme votiert habe. Ein deutliches Bekenntnis also für die Urner Wasserkraft. Im November 2016 wurde die Kraftwerk Schächen AG gegründet. Wenig später erteilten die Gemeinden Bürglen und Schattdorf dem Projekt die Baubewilligung.

Koordination mit Verkehrsprojekt
Eine der größten Herausforderungen im Zuge der Projektentwicklung stellt die Koordination des Kraftwerksbaus mit der ebenfalls in Planung begriffenen „West-Ost-Verbindung WOV“ – einem neuen Verkehrskonzept, das zu einer Verkehrsentlastung im Urner Talboden führen soll – dar. „Dies zu koordinieren, war planerisch eine Herausforderung und wird es auch in der baulichen Umsetzung sein. Aber wir sind zuversichtlich, dass dafür die Weichen richtig gestellt wurden“, so Werner Jauch.  Die WOV tangiert das RUAG-Areal stark, wo die Zentrale des neuen Kraftwerks entstehen wird. Im Sinne einer optimalen Koordinierung hat die KW Schächen AG von allem Anfang an die enge Zusammenarbeit mit den WOV-Verantwortlichen gesucht. Werner Jauch: „Es ist einfacher, ein Kraftwerk in einem Seitental, gewissermaßen auf der grünen Wiese zu planen und zu bauen als hier mitten drin im Urner Talboden, im belebten und dicht bebauten Wohn- und Wirtschaftsraum.“

Schwierige Verlegearbeiten
Konkret wird das neue Kraftwerk den Schächen zwischen dem bestehenden Kraftwerk Bürglen und der Mündung in die Reuss für die Stromproduktion nutzen. Das Wasser wird direkt ab dem Unterwasserkanal des Kraftwerks Bürglen entnommen, wodurch auf ein eigenes Fassungsbauwerk im Schächen verzichtet werden kann. Das Projekt hat somit auch keinerlei Einfluss auf den Hochwasserschutz. Der Standort des Zentralengebäudes ist in der Industriezone RUAG Süd situiert, rund 400 m vor der Einmündung das Schächens in die Reuss.
Die zu errichtende Druckrohrleitung mit einer Gesamtlänge von circa 2,5 km überwindet dabei ein Gefälle von 81 m. Für die        Erstellung der Druckrohrleitung werden GFK-­Rohre zum Einsatz kommen, die auf eine Ausbauwassermenge von 6,5 m3/s ausgelegt sind. Abgesehen vom obersten Bereich verläuft die Trasse vorrangig in der linken Böschungsseite des Schächen. Somit wird von der Druckrohrleitung nach Beendigung der Arbeiten nichts mehr sichtbar sein. Die Verantwortlichen rechnen allerdings mit einer schwierigen Baustelle: „Da wir hier im Urner Talboden Wohn-, Wirtschafts- und Industriezonen kreuzen, erwarten wir uns viele Einbauten im Untergrund, die uns die Verlegearbeiten erschweren werden“, so Werner Jauch.

Neue Werte generieren
An der KW Schächen AG sind EWA (51 Prozent) sowie der Kanton (34 Prozent) und die Korporation Uri (15 Prozent) beteiligt. Sie investieren rund 21,4 Millionen Franken in das neue Werk. „Die Investition in das Kraftwerk Schächen wird auch neue Werte generieren“, ist Werner Jauch überzeugt. „Wir steigern die Produktion von sauberem, nachhaltigem Strom aus Urner Wasserkraft und leisten damit einen Beitrag an die Energiestrategien des Bundes und des Kantons Uri. Darüber hinaus bringt das Kraftwerk einen beachtlichen wiederkehrenden volkswirtschaftlichen Nutzen. Von der Gesamtinvestition fließen über 75 Prozent oder 16 Millionen Franken in Form von Aufträgen an Unternehmen in Uri. Die Wasserzinsen aus dem Kraftwerk belaufen sich künftig auf 240.000 Franken pro Jahr. Weiter generiert der Betrieb zusätzliche Steuereinnahmen für die Gemeinden Bürglen und Schattdorf sowie den Kanton Uri plus neue Wertschöpfung für Uri. Und schließlich sichert das Projekt auch bestehende Arbeitsplätze.“

Strom für 14.000 Haushalte
Im Rahmen der Spatenstichfeier nannte Landammann Roger Nager das Projekt „einen wichtigen Meilenstein der Geschichte der Urner Wasserkraft“ und verwies auf dessen große Bedeutung in Hinblick auf die Gesamtenergiestrategie im Kanton Uri. Die große Beteiligung der öffentlichen Hand mit immerhin 49 Prozent sei ein starkes Zeichen für die regionale Wasserkraft, so Nager. Rolf Infanger, Präsident der Korporation Uri, meinte in seiner Ansprache: „Wir im Kanton Uri gehören zu den wenigen Glücklichen, die noch neue Wasserkraftwerke in der Schweiz bauen dürfen. In der heutigen Zeit ist das eine Seltenheit. Möglich wurde das nur, weil die Korporationen Uri und Ursern zusammen mit dem Kanton und mithilfe des SNEE (Schutz-Nutzungskonzept Erneuerbare Energien -Anm.) eine gute Ausgangslage geschaffen haben und das EWA ein großes Engagement an den Tag gelegt hat. Und Werner Jauch meinte abschließend: „Ja, das Projekt ist aufgrund seiner Komplexität eine große Herausforderung. Trotzdem ist es sinnvoll, unsere regionalen Ressourcen auf diese Weise zu nutzen. Strom aus Wasserkraft ist unsere wertvollste Energie.“
Die Terminplanung sieht ein gutes Jahr für die bauliche Umsetzung vor. Ende 2019 soll die neue Ökostromanlage am Schächen seinen Betrieb aufnehmen. Das Kraftwerk wird im Regeljahr rund 16,4 GWh sauberen Strom ans Netz liefern – genug, um rund 3.600 Urner Haushalte zu versorgen. Mit den Kraftwerken Bristen, Gurtnellen und Schächen investiert EWA zusammen mit seinen Partnern insgesamt 65 Millionen Franken in neue Kraftwerke. Diese produzieren rund 62 Millionen kWh Strom für die Versorgung von fast 14.000 Haushalten. Beim Kraftwerk Schächen ist EWA verantwortlich für das Projekt und nach der Fertigstellung für den Betrieb und die Geschäftsführung.

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