Bei Alpen Adria Energie läuft der Innovationsmotor auf vollen Touren8 min read
Lesedauer: 6 MinutenDie Geschichte der Energieerzeugung im Raum Kötschach-Mauthen ist untrennbar mit einem Namen verbunden: Klauss. Nachdem vor fast 140 Jahren der Energiepionier Anton Klauss mit dem ersten Kraftwerk Kärntens einen Meilenstein in der Elektrifizierung in der k.u.k. Monarchie gesetzt hatte, entwickelte sich auf diesem Fundament eines der interessantesten Energieunternehmen Österreichs, das heute bereits in 6. Generation betrieben wird. Mit insgesamt 17 Wasserkraftwerken zählt das kleine EVU im Süden Österreichs zu den wenigen Energieversorgern, die über das ganze Jahr vollumfänglich stromautark sind – und das zur Zeit rund 35.000 Kunden in ganz Österreich mit Ökostrom beliefert. In der Weiterentwicklung des Unternehmens gehen technische Innovation, Liebe zur Natur und Kunst Hand in Hand. Beste Belege dafür liefern das restaurierte Heilstatt-Kraftwerk Laas oder das Schaukraftwerk Hydro-Solar, das aktuell von Margarete Klauss mit viel Liebe zum Detail restauriert, verschönert und in Kürze wieder für den Schaubetrieb freigegeben wird.
Die Plöckenregion in den karnischen Alpen gilt aufgrund ihrer Südstaulage als Hotspot im Hinblick auf den jährlichen Niederschlag. Ergänzt wird das massive Wasserpotenzial durch das Wasser aus dem Eiskar – dem südlichsten Gletscher Österreichs, der in diese Region entwässert. Nimmt man die gebirgige Topographie hinzu, verwundert es nicht, dass in der Region Kötschach-Mauthen im oberen Gailtal der Wasserkraftnutzung seit jeher eine zentrale Rolle zukommt. Es war das Jahr 1886, als Anton Klauss, Energiepionier und Autodidakt, das erste Wasserkraftwerk in Betrieb nahm und somit die Elektrizität nach Kötschach-Mauthen brachte. „Das Kraftwerk, das mein Urgroßvater am Laaserbach errichtete, war zu dieser Zeit das zweite in Kärnten und das fünfte in der k.u.k. Monarchie. Es war zweifellos eine Pionierleistung“, erzählt Wilfried Klauss sen., der seit Ende der 1970er Jahre die Geschicke des Unternehmens leitet und der es gemeinsam mit seiner Frau Margarete mit viel Weitblick zu einem Energieversorgungsunternehmen moderner Prägung geformt hat. Die 1998 von der Familie Klauss gegründete Alpen Adria Energie (AAE) hat Kötschach-Mauthen zu einer von nur 24 Gemeinden in Österreich gemacht, die sich der höchsten Auszeichnung des e5-Gemeinden Energieprojekts rühmen dürfen. Das e5-Gemeinde-Projekt soll die Umsetzung einer modernen Energie- und Klimapolitik auf Gemeindeebene fördern. Darüber hinaus bekam Kötschach-Mauthen 2009 auch den European Energy Award in Silber verliehen.
Stromautarkie – über das ganze Jahr
Die AAE baute in den letzten Jahren und Jahrzehnten nicht nur Wasserkraftwerke auf eigenem Gemeindegebiet, sondern auch in den Nachbargemeinden. Darüber hinaus realisierte das Energieunternehmen eine große Freiland-Photovoltaikanlage und einen kleinen alpinen Windpark am Plöckenpass. Weitere Naturstromanlagen wurden jenseits der Staatsgrenze auch in Italien und Slowenien errichtet. Alleine mit den 17 eigenen Wasserkraftwerken erzeugt die AAE im Jahr rund 60 GWh. „Mit unserem Strommix aus Wasserkraft, Sonnen- und Windenergie sind wir in der Lage, unsere Kunden jederzeit mit sauberem Strom aus der Region versorgen zu können. Wir betreiben unser Regionalstromnetz in Kötschach, mit dem wir rund 2.000 Haushalte, Gewerbe und Industrie versorgen. Und darüber hinaus verfügen wir auch über einen Stromvertrieb, über den wir seit der Strommarktliberalisierung österreichweit 35.000 Kunden beliefern. Während mein Sohn Wilfried Johann den Naturstromvertrieb übernommen hat, widmet sich mein anderer Sohn Roland mit der Firma EnerCharge höchst erfolgreich dem Aufbau eines Unternehmens für Hochleistungsladetechnik für die E-Mobilität“, erklärt Wilfried Klauss. Mehrere Speicher bieten der AAE auch eine beachtliche Flexibilität. In Summe 8 MW kann das Unternehmen heute als Regelenergie am Markt anbieten.
PSKW lockt Interessierte an
Eines der 17 AAE-Kraftwerke ist das direkt an der Plöckenstraße gelegene Kleinwasser-Pumpspeicherkraftwerk Valentinbach, das auch den Namen „Hydro Solar“ trägt und das bereits Mitte der 1990er Jahre in Betrieb genommen wurde. Ausgerüstet ist das Kraftwerk mit zwei Turbinen, die einen mittig platzierten Generator antreiben, sowie zwei Pumpanlagen, die auf eine Leistung von 1.000 kW ausgelegt sind. Ist ein Pumpspeicherkraftwerk dieser Größenordnung schon an sich eine Besonderheit, so machen weitere Attribute das Kraftwerk zu einer Anlage, die man als Wasserkraft-Interessierter gesehen haben muss. Nicht zuletzt deshalb wurde es von Wilfried und seiner Frau Margarete auch als Schau-Kraftwerk konzipiert, in dem man gleich neben der aktuellen Wasserkrafttechnik aus den 1990er Jahren auch noch die beiden historischen Maschinensätze bewundern kann, die aus dem allerersten Kraftwerk am Laaserbach stammen – jener Anlage, mit der Anton Klauss begonnen hatte, die Region Kötschach-Mauthen zu elektrifizieren. Die alten Maschinen sind liebevoll restauriert und wirken, als ob man sie jederzeit wieder in Betrieb nehmen könnte. Doch das eigentliche Highlight der „Hydro Solar“-Anlage stellt der vorgelagerte Valentin-Stausee mit dem Wasserfall dar, dessen Anblick man von einem eigenen Wasserfall-Balkon aus genießen kann. Der beeindruckende Wasserfall und das tiefgrüne Wasser des Valentin-Stausees bilden ein pittoreskes Szenario, das im Schnitt bis zu 10.000 Interessierte im Jahr erleben wollten. „Leider hat das Sturmtief Vaia, das im Oktober 2018 über Kärnten und Osttirol hinweggezogen ist, auch an der Außenanlage des Schau-Kraftwerks Schäden hinterlassen, die einen Besucherbetrieb nicht mehr zuließen. Wir waren gezwungen, die Anlage seither für Besucher zu sperren“, erzählt Wilfried Klauss.
Technik, Natur und Kunst vereint
Um die „Hydro Solar“-Anlage wieder für Besucher öffnen zu können, bedurfte es vor allen Dingen Sicherheitsmaßnahmen. Den aktuellen behördlichen Vorschriften galt es Rechnung zu tragen. Darüber hinaus sollte dabei auch ein weiterer Aspekt nicht zu kurz kommen: die Verbindung von Kunst, Natur und Technik, die bei AAE eine wichtige Rolle spielt. Dafür hauptverantwortlich zeichnet Margarete Klauss, Wilfrieds Gattin, die nach einer erfolgreichen Karriere im Tourismus seit einigen Jahren die ästhetische Aufwertung von AAE-Einrichtungen in ihre Hände genommen hat. „Meine Frau hat mir die liebevolle Wiederherstellung und die optischen Aufwertungen des Hydro Solar Kraftwerks zum Geschenk gemacht. Sie hat die letzten Monate darauf verwendet, gemeinsam mit Künstlern aus der Region neue Skulpturen zu integrieren, Kunstwerke einzubinden und am Ende einen Ort zu schaffen, den man ruhigen Gewissens als Kraft- oder Energieplatz bezeichnen kann. Er soll und wird die Menschen begeistern, inspirieren und zum Nachdenken anregen – und vielleicht auch an den Wert der Natur und der erneuerbaren Energien erinnern“, sagt Wilfried Klauss. Mit Stand Anfang Juli ist das Gros der Verschönerungsarbeiten abgeschlossen, im Anschluss an einige Restarbeiten soll das Schaukraftwerk in wenigen Wochen wieder seine Pforten für Besucher öffnen. „Technische Bauwerke sollen harmonisch in die Natur integriert werden und von einer phantasievollen ökologischen Gestaltung profitieren. Diese Gestaltungsphilosophie wird von Frau Margarete Klauss und ihren Töchtern getragen“, heißt es in der neuesten Info-Broschüre der AAE, in der die Leistung der Damen des Hauses gewürdigt wird, die maßgeblich dazu beitragen, schöne „Kraftplätze“ zu schaffen.
Neues Leben für Nostalgie-Kraftwerk
Unter diesem Gesichtspunkt ist ein weiteres AAE-Wasserkraftwerk zu sehen, das ebenfalls eine interessante Historie, Kunst und Technik in sich vereint: das „Nostalgie-Kraftwerk“ oder Heilstätten-Kraftwerk Laas. „Das Kraftwerk wurde 1927 nach den Plänen des bekannten Künstlers und Architekten Anton Thuswaldner für die elektrische Versorgung der hier ansässigen Lungenheilanstalt, heute Landeskrankenhaus Laas, errichtet und vom ‚Verein zur Bekämpfung der Tuberkulose‘ betrieben“, erzählt Wilfried Klauss und führt weiter aus: „Als wir die Anlage vor 12 Jahren gekauft haben, war sie in einem desolaten Zustand – und wurde auch nur mehr sporadisch betrieben. Vor allem das historische Bauwerk mit Jugendstilcharakter befand sich bereits im Verfall. Wir haben es in der Folge mit viel Akribie wieder renoviert und ertüchtigt.“ Mit großem Respekt schildert der erfahrene Energiefachmann, mit welchem Know-how vor fast hundert Jahren speziell die Wasserleitungen für das Kraftwerk errichtet worden waren. „Das alte Kraftwerk verfügt über nicht weniger als 7 Wasserfassungen. Und uns hat wirklich erstaunt, mit welchem Können anno dazumals die Freispiegel- und Druckleitungen angelegt wurden, und wie gut das alles funktioniert hat.“ Und auch die alte Maschinenbaukunst hatte es dem Kraftwerksteam der AAE angetan. Mit sehr viel Liebe zum Detail seien die alten Maschinen restauriert worden und soweit hergestellt worden, dass sie jederzeit den Betrieb aufnehmen könnten. Allerdings wurde im Zuge des maschinellen Modernisierungsprojektes 2013 ein neuer, einzelner Maschinensatz mit 190 kW Leistung integriert, der heute mit 800.000 kWh knapp doppelt so viel Strom erzeugt wie die beiden alten früher zusammen. Über die Jahre wurde das Kraftwerk weiter modernisiert und erneuert.
Liebe zur natur zeichnet Projekte aus
Allerdings fiel auch beim Nostalgie-Kraftwerk die Besichtigungsmöglichkeit den Folgen des Sturms Vaia zum Opfer, wie Wilfried Klauss erzählt: „Das Nostalgie-Kraftwerk befindet sich keinen Steinwurf entfernt vom Naturdenkmal ‚Versteinerter Wald‘, also am selben Grundstück. Durch den Sturm waren massive Bäume auf die jahrmillionenalten steinernen Zeugen der Urzeit gefallen und haben sie schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der Weg wurde zum Teil komplett weggerissen, sodass man sich diesem geologisch so interessanten Ort nicht mehr gefahrlos nähern kann. Damit war auch die Besichtigungsmöglichkeit des Nostalgie-Kraftwerks nebenan nicht mehr möglich.“ Abhilfe schafft mittlerweile ein spezielles, reflexionsfreies Fenster, das Interessierten einen Einblick in die spektakuläre, historische Maschinenhalle ermöglicht. Das jüngste Projekt der Familie Klauss hat seinen Fokus nicht auf der klassischen Energieerzeugung, sondern steht wieder ganz im Zeichen der Liebe zur Natur: Ein Waldwanderweg – genannt „Waldfreundeweg“ – soll Einheimischen wie Besuchern gleichermaßen auf rund 8 Kilometer die malerische Natur in Kötschach-Mauthen erleb- und fühlbar machen. Auch das versteht man bei der AAE unter Nutzung und Schonung eigener Naturressourcen.
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