Bilfinger montiert ADAMS-Drosselklappe bei Staumauerprojekt am Grimselpass
Die Staumauererneuerung am Grimselpass zählt zu den größten und komplexesten Kraftwerksprojekten der Schweiz in jüngster Zeit. Im Frühling dieses Jahres konnte der Ersatz der 80 Jahre alten Spitallamm-Staumauer abgeschlossen werden. Realisiert wurde das Bauvorhaben von zahlreichen namhaften Branchenunternehmen, die ihre Kompetenz unter hochalpinen Bedingungen im Herz der Schweizer Alpen unter Beweis stellten. Darunter auch die Bilfinger Industrial Services GmbH, die im Herbst 2024 im Auftrag der Adams Schweiz AG eine 120 Tonnen schwere Drosselklappe montierte sowie die selbst gefertigte Anschlusspanzerung installierte. Ein Auftrag, der unter schwierigen logistischen Bedingungen und bei engem Zeitfenster erfolgreich abgewickelt werden konnte.
Bedeutung für die Schweizer Energiewende
Als ein Taktgeber der eidgenössischen Energiewende treiben die Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) am Grimselpass zentrale Infrastrukturprojekte für die Schweizer Energieversorgung voran. Im Frühjahr dieses Jahres wurde das Bauprojekt für den Ersatz der über 80 Jahre alten Spitallamm-Staumauer am Grimselsee abgeschlossen, eines der bedeutendsten alpinen Hochbauprojekte der Schweiz. Die doppelt gekrümmte Bogenmauer mit einer Höhe von 113 m wurde talseitig neben der alten Staumauer errichtet und fasst rund 94 Mio. m³ Wasser. Die alte Mauer bleibt als Zeitzeugnis erhalten, jedoch dauerhaft überflutet. Der Ersatz der alten Spitallamm-Staumauer am Grimselpass bringt aufgrund der modernen technischen Standards mehr Sicherheit. Zudem wird durch ein leicht erhöhtes Stauvolumen die Nutzung der Wasserkraft effizienter. Die moderne Infrastruktur sichert langfristig den Betrieb, stärkt die regionale Wirtschaft und unterstützt die Schweizer Energiestrategie.

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Bilfinger installiert Drosselklappe und Anschlusspanzerung
Im Hinblick auf eine sichere Absperrfunktion, aber auch um die Triebwasserzufuhr zuverlässig zu steuern, wurde eine neue ADAMS-Drosselklappe der Dimension DN3900 sowie der Druckstufe PN16 installiert. Für den Einbau des 120 Tonnen schweren Bauteils zeichnete mit Bilfinger ein Unternehmen verantwortlich, das seit über 70 Jahren in der Wasserkraft tätig ist und über dementsprechend exzellentes Know-how verfügt. Ebenso im Lieferumfang des international tätigen Industriedienstleisters: die komplette Anschlusspanzerung, die von Bilfinger konstruiert, gefertigt, geliefert und montiert wurde.
Bereits im August 2024 begann man mit der Anlieferung der rund 20 Meter langen oberwasserseitigen Anschlusspanzerung, bestehend aus mehreren vorgefertigten Rohrschüssen mit 3,9 Metern Durchmesser. „Aufgrund fehlender Lagerflächen mussten die Bauteile im Tal zwischengelagert und anschließend just in time zur Baustelle geliefert werden. Dabei war höchste Eile beim Manipulieren und Umladen der tonnenschweren Rohrschüsse gefragt, da die Betonierarbeiten an der neuen Grimsel Staumauer noch voll im Gange waren und dafür unterbrochen werden mussten“, erzählt Alexander Prenner, Projektleiter bei Bilfinger.

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Hochalpine Baustelle mit besonderen Herausforderungen
Eine weitere, nicht alltägliche Herausforderung stellte die Zufahrt zur Baustelle dar. Hinzu kamen beengte Platzverhältnisse und eine fehlende Kraninfrastruktur in der Drosselklappenkammer, was in Summe die Durchführung erheblich erschwerte. „Aufgrund der eingeschränkten Dimensionen des Stollensystems musste die Anschlusspanzerung in kleinere Rohrschüsse aufgeteilt werden, die von unserem Team dann vor Ort verschweißt wurden“, erinnert sich Projektleiter Alexander Prenner.
Zum millimetergenauen Positionieren der Rohre wurde von Bilfinger ein speziell konzipierter hydraulisch verstellbarer Schienenwagen eingesetzt. Die Montage erfolgte auf einer Rampe, wobei das Verschweißen und anschließende Verschieben der Rohre bei lediglich einem halben Meter Außenfreiraum höchste Präzision erforderte.
Dass bei einer hochalpinen Baustelle auch mit widrigsten Witterungsverhältnissen zu rechnen ist, sollte sich im Projektverlauf bestätigen. „Wir hatten Mitte September letzten Jahres einen plötzlichen Wintereinbruch, was zu einer temporären Sperre des Grimselpasses führte. Das zog zwar eine Verzögerung nach sich, es ist unserem Team aber trotzdem gelungen, die Panzerung termingerecht innerhalb eines Monats fertigzustellen und an den Kunden zum Betonieren zu übergeben“, erzählt der Projektleiter.

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Präzisionsarbeit beim Einbau der ADAMS-Drosselklappe
Im Anschluss an den Einbau der Anschlusspanzerung folgte die Montage der ADAMS-Drosselklappe DN3900. Die in Einzelteilen zerlegte Armatur wurde über einen engen Zufahrtsweg angeliefert. Bei den größten Komponenten waren auf jeder Seite nur wenige Millimeter Platz zur Stollenwand. Für die Anlieferung brauchte es daher durchaus Fingerspitzengefühl, ein gutes Auge und Geduld. Wie die Projektleiter von Bilfinger berichten, wurde die Kaverne im Zuge der Montageplanung mit Laserscans vermessen. Auf diese Weise war es möglich, den Vorort-Zusammenbau der ADAMS-Drosselklappe mit Hilfe eines Mobilkranes zu simulieren. Was sich letztlich auch bezahlt machen sollte.
„Der Zusammenbau der ADAMS-Drosselklappe erfolgte aufrechtstehend direkt vor dem Flanschrohr, wobei das über 30 Tonnen schwere Klappenteller mit einer Toleranz von nur wenigen Hundertstel Millimetern ausgerichtet werden musste, um Drehlagerung und Dichtungen korrekt einsetzen zu können“, erklärt Alexander Prenner. Hierfür kam ein in den Werkstätten von Bilfinger entwickelter, hydraulisch verstellbarer Montagetisch zum Einsatz – maßgeschneidert für die eingeschränkten räumlichen Gegebenheiten. Die fertig montierte Klappe wurde anschließend hydraulisch auf ihrem Fundament Richtung oberwasserseitigem Anschlussflansch verschoben und verschraubt.
Witterung und Logistik bestimmten das Baugeschehen
Im hochalpinen Gelände, wie es beim auf über 2.100 m ü.M. liegenden Grimselpass der Fall ist, bestimmte der Wetterverlauf das tägliche Baugeschehen. Und so markierte der 4. Dezember 2024 jenes Datum, an dem keine Rückführung des Mobilkrans sowie der Baustelleninfrastruktur mehr gewährleistet war. „Dieser Umstand bedeutet für uns, dass jeder Montageschritt exakt geplant und durchgeführt werden musste. Jeder Fehler hätte zu massiven Verzögerungen führen können“, sagt Alexander Prenner. Während der letzten Bauwochen war die Zufahrt zur Kaverne überhaupt nur noch über das unterirdische Stollensystem möglich. Trotz dieser extremen Bedingungen konnte Bilfinger alle Komponenten fristgerecht montieren und die Baustelle im vereinbarten Zeitraum dem zufriedenen Kunden übergeben.
Am 20. Juni 2025 wurde die neue Spitallamm-Staumauer am Grimselsee feierlich eingeweiht, was passenderweise mit dem 100-Jahr-Jubiläum der Kraftwerke Oberhasli zusammenfiel. Das spektakuläre Hochbauprojekt der KWO steht exemplarisch für die erfolgreiche Intention, Klimaschutz, Versorgungssicherheit und alpinen Naturschutz in Einklang zu bringen. In einer Zeit wachsender Stromnachfrage gewinnen solche Speicherprojekte zunehmend an strategischer Bedeutung.
Erschienen in zek HYDRO, Ausgabe 4/2025