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Gefahr: Verschiebung von Projekten3 min read

15. September 2014, Lesedauer: 2 min

Gefahr: Verschiebung von Projekten3 min read

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Strom-Spotmarktpreise von aktuell rund 30 Euro pro Megawattstunde und Futures von 35 Euro bremsen den Ausbau der Wasserkraft in Österreich auf Jahre.

Das belegt die aktuelle Investitionsplanung der österreichischen E-Wirtschaft. “Die geplanten Ausbauziele bis 2020, wie sie in der Energiestrategie formuliert sind, sind deshalb nicht mehr zu erreichen”, erklärte Wolfgang Anzengruber, Präsident der Interessenvertretung der österreichischen E-Wirtschaft. Investitionen gibt es derzeit nur dort, wo begonnene Projekte fertiggestellt werden müssen, wo es rechtliche Verpflichtungen gibt, die zu erfüllen sind, bei einigen strategisch wichtigen Vorhaben und in geförderte Ökostromanlagen.

Die Investitionspläne der E-Wirtschaft haben sich 2014 im Vergleich zur letzten Erhebung 2012 drastisch reduziert. “Praktisch alle Projekte, die für die Jahre 2015 bis 2016 geplant waren, wurden auf einen späteren Zeitraum verschoben, beziehungsweise werden aktuell überhaupt keine Termine mehr für Baubeginn und Inbetriebnahme mehr angegeben”, so Anzengruber. 2014 geht kein einziges größeres Wasserkraftwerk in Betrieb, auch 2015 dürften weniger als 100 GWh Wasserkraft-Erzeugung dazukommen. Die für das erste Halbjahr 2015 erwartete Fertigstellung des Pumpspeicherkraftwerks Reisseck II erhöht ja nur die installierte Leistung des Pumpspeichers, bringt aber keine zusätzliche Energie.

Geförderte Erzeugung wächst schneller als Wasserkraft
Insgesamt haben die Mitglieder von Oesterreichs Energie aktuell Wasserkraftprojekte mit einer Gesamtleistung von 4507 MW in Bau, Genehmigung oder Planung. Die geplante Erzeugung aus diesen Anlagen liegt mit 3935 GWh jährlich mengenmäßig genau in der Größenordnung der Energiestrategie, jedoch nicht im Zeitrahmen. Der Investitionsstau bei Wasserkraft führt dazu, dass Österreichs E-Wirtschaft 2015 erstmals mehr Kapazitäten bei Windkraft und Fotovoltaik neu in Betrieb nehmen wird als bei Wasserkraft. Der Zubau an Leistung in diesem Bereich wird nach aktuellem Planungsstand rund 400 MW betragen, die zusätzliche geförderte Erzeugung 800 GWh. Anzengruber: “Damit sind die geförderten erneuerbaren Energien der am stärksten wachsende Bereich der Stromproduktion in Österreich, denn auch Private investieren weiter stark in Fotovoltaik und Windkraft.”

Investitionsstopp bei thermischen Kraftwerken
Gänzlich gestoppt sind die Investitionsvorhaben der E-Wirtschaft im thermischen Bereich. Für die Jahre bis 2020 ist kein einziges Projekt mehr vorgesehen, die installierte thermische Leistung in Österreichs sinkt daher durch die Einmottung des Gaskraftwerks Mellach und die Stilllegung der Kraftwerke Werndorf, Verbundbblock Dürnrohr und Riedersbach um rund 1600 MW, das entspricht etwa zwei Dritteln der Leistung der gesamten Kraftwerkskette an der Donau.

Wasserkraftpotenziale systematisch nutzen
“Der Weg in die erneuerbare Energiezukunft benötigt auch die systematische Nutzung der vorhandenen Wasserkraftpotenziale”, davon ist Anzengruber überzeugt. Mit der Verzögerung vieler Projekte zumindest bis 2017 oder 2018 werden die Ziele der Energiestrategie, bis 2020 die Stromproduktion aus Wasserkraft um vier Milliarden Kilowattstunden zu steigern (4 TWh) nicht mehr erreicht werden können. Anzengruber: “Wenn sich nicht sehr rasch etwas ändert, ist ein Aufholen unmöglich.” Strom aus Wasserkraft ist erneuerbare Energie und braucht daher am Markt die gleichen Chancen wir andere Erneuerbare, die im Schnitt das Vierfache kosten, Oesterreichs Energie fordert daher eine rasche Marktintegration aller erneuerbaren Energien, um einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen.

Der Stopp des Wasserkraftausbaus schadet auch der österreichischen Volkswirtschaft. Nicht nur entgehen unserem Land die Erträge der Anlagen, es müssen auch zusätzliche Summen für Stromimporte aufgewendet werden, die zuletzt bis zu 40 Prozent des Verbrauchs ausmachten. Zudem entfallen mit dem Investitionsstau Jobchancen und Wertschöpfung. Beim aktuell in Bau befindlichen Kraftwerk Reisseck II gingen beispielsweise 90 Prozent der Aufträge im Wert von fast 400 Millionen Euro an österreichische Unternehmen, 30 Prozent der Wertschöpfung verbleiben sogar in Kärnten. “Österreich hat das Potenzial Impulse für die Energiezukunft, die arbeitenden Menschen und unsere Unternehmen zu setzen und nutzt es nicht”, bedauert Anzengruber.

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