Ökologie

Fischaufstiegshilfe am KW Urreiting4 min read

14. September 2015, Lesedauer: 3 min

Fischaufstiegshilfe am KW Urreiting4 min read

Lesedauer: 3 Minuten

Mit 2015 geht die erste Phase des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans (NGP), der auf die Erhaltung und Verbesserung des ökologischen Zustandes der..

..heimischen Gewässer abzielt, zu Ende. Querbauwerke in prioritären Gewässern müssen demzufolge bis Ende dieses Jahres vollständig durchgängig gemacht werden. Dies betrifft auch die Gemeinschafts-Kraftwerke „Mittlere Salzach“ im Bundesland Salzburg, die von der Verbund AG und Salzburg AG zusammen betrieben werden. Mit der Fertigstellung der Fischaufstiegshilfe am Kraftwerk Urreiting bei Werfen wird nun auch die letzte Anlage dieses Kraftwerksverbunds durchgängig gemacht. Verbund AG und Salzburg AG teilen sich dabei die Investitionskosten von rund 1 Million Euro.

Die Salzach zählt zu den wichtigsten Flüssen nördlich der Alpen und entwässert die östlichen Hohen Tauern nach Norden. Ihren heutigen Namen verdankt sie der Salzschifffahrt, die bis ins 19. Jahrhundert auf dem Fluss betrieben wurde. Das insgesamt 225 km lange Gewässer gilt somit schon seit jeher als Lebensader des Salzachtales. Im 20. Jahrhundert hielt hier auch die Wasserkraft Einzug. Denn ab den 50er Jahren entstanden in den Nordalpen, den Tauern, große Speicherkraftwerke. Deren große Stauseen wurden vor allem in den Wintermonaten zur Stromerzeugung entleert und erhöhten dadurch die Wasserführung der Salzach beträchtlich. Besonders der Bereich „Mittlere Salzach“ zwischen Bruck und Golling wurde dadurch für die Wasserkraft wirtschaftlich interessant. Zudem verstärkte die Ölkrise der 70er Jahre das Bestreben mehr Strom aus heimischen Quellen zu erzeugen. So vereinbarten im Jahre 1977 die beiden damaligen Stromversorger SAFE (heute Salzburg AG) und Tauernkraft (heute Verbund AG), gemeinsam den Ausbau der Wasserkraft an der Mittleren Salzach voranzutreiben. Aus dieser Kooperation heraus entstanden zwischen 1984 und 2009 die fünf Gemeinschaftskraftwerke: KW St. Johann, KW Urreiting, KW Bischofshofen, KW Kreuzbergmaut und KW Werfen/Pfarrwerfen. Die Verbund AG übernahm dabei die Planung und den Bau, die Salzburg AG die Betriebsführung.

Fischdurchgängigkeit bis Ende 2015
Für den Hochwasserschutz, sowie für die Urbarmachung und Gewinnung von landwirtschaftlichen Flächen wurde die Salzach bereits seit Jahrhunderten stets verändert und geformt. Die Nutzung der Wasserkraft als erneuerbare Energiequelle zählt dabei zu einer der neueren Einflüsse, und sie bildet heute das nachhaltige Rückgrat der Stromversorgung im Salzburger Raum. Alleine die Kraftwerke „Mittlere Salzach“ versorgen heute rund 107.000 Salzburger Haushalte mit Strom. Die ökologische Verträglichkeit der Anlagen spielte dabei schon immer eine wichtige Rolle. Darauf legten die Verbund AG und die Salzburg AG bereits vor Verabschiedung des NGP großen Wert. Am Kraftwerk Urreiting entstand so beispielsweise bereits in den 80er Jahren ein Umgehungsgerinne für Fische. Das Thema Fischaufstiege war damals jedoch noch ein weitgehend unerforschtes Gebiet. Im Zuge des NGP wurde der Bereich „Mittlere Salzach“ schließlich als prioritär ausgewiesen und somit gilt es, die fünf Kraftwerke bis Ende 2015 durchgängig zu machen.

Neubau am KW Urreiting
In den letzten Jahren setzten die Betreiberinnen diese Forderungen schrittweise um und investierten mehrere Millionen Euro in die Verbesserung der ökologischen Situation an ihren Anlagen. Das Kraftwerk Urreiting nahe Werfen ist das letzte Kraftwerk, das nun gemäß den Forderungen durchgängig gemacht wird. Das bereits angesprochene bestehende System in Urreiting wurde damals hauptsächlich für Fische mittlerer Größe (Forelle) ausgelegt. Dies reicht den Bestimmungen des NGP zu Folge jedoch nicht aus. Für größere Fische war im alten System nicht genügend Wassertiefe vorhanden und kleinere Fische konnten aufgrund der Strömung und der Beckenstufen erst gar nicht hochwandern.

Geprüftes Fertigteil-System
Ein Neubau musste also umgesetzt werden und die Verantwortlichen entschieden sich für ein etabliertes Fertigteilsystem – dem enature FISHPASS von Maba. Die unkomplizierte Planung mittels digitalem 3D Tool, und die geprüfte Funktionsweise des Systems überzeugten dabei die Entscheider. Der enature FISHPASS funktioniert nach dem Multi-Structure-Slot Prinzip, und wurde in Zusammenarbeit mit der BOKU Wien (Universität für Bodenkultur) entwickelt. Er ist eine Weiterentwicklung des Vertical-Slot Schlitzpasses mit der Absicht, die biologische Akzeptanz weiter zu erhöhen und den Wasserdurchsatz dabei zu minimieren. Dieser beträgt in der Ausführung für das Kraftwerk Urreiting in etwa 251 l/s. Ein Einlaufbauwerk mit drei Gleitschützen sorgt bei Schwankungen des Oberwasserpegels dabei für eine konstante Dotation der Anlage. Damit der Fischaufstieg auch im Falle eines Gebrechens nicht Gefahr läuft trockenzufallen, sorgt eine Pumpe für eine Notdotation in der Höhe von 70 l/s. Die rechtsufrig angelegte Anlage wird nach Fertigstellung auf einer Länge von ca. 310 Metern über 71 Becken verfügen und dabei eine Höhendifferenz von 10,65 Metern überwinden. Die Größe der Pools wurde unter Einbeziehung der größten Leitfischart – dem Huchen mit der Größe von 90 cm – mit 3 m x 2,2 m (L x B) dimensioniert. Die Mindestwassertiefe beträgt 90 cm.

Video-Monitoring vorbereitet
Um weitere Erkenntnisse zu gewinnen und die Funktionsweise der Anlage zu prüfen, wurde eine Video-Monitoring-Einheit im oberen Bereich der Anlage installiert. Die „trübe“ Salzach dient dabei zusätzlich als idealer Standort, um das dort verwendete automatische Video-Monitoring-System zu verbessern: „Die Salzach hat zwar ein sehr sauberes, aber auch ein sehr trübes Wasser und gestaltet dadurch die automatische Zählung der Fische schwieriger“, so Univ. Prof. Dipl. Ing. Dr. Helmut Mader, zuständig für die ökologische Planung und das Monitoring der Anlage. Ein Jahr lang soll das Video-Monitoring laufen und direkt nach Fertigstellung der Fischaufstiegshilfe beginnen.

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