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Wasserkraftnutzung als Familientradition5 min read

9. Jänner 2015, Lesedauer: 4 min

Wasserkraftnutzung als Familientradition5 min read

Lesedauer: 4 Minuten

Knapp vor der slowenischen Grenze hat Peter Tschauko das Kraftwerk Loiblbach gebaut. Die 498 kW starke Anlage liegt direkt an der Loiblpass Bundesstraße und nur einen Steinwurf …

vom bekannten Ausflugsziel Tscheppa-Schlucht entfernt. Das auch als Schaukraftwerk konzipierte Projekt liefert ca. 2 Mio. kWh Strom pro Jahr. Davon nutzt der Betreiber rund zehn Prozent für den Eigenbedarf bzw. für das seit Generationen betriebene Gasthaus „Deutscher Peter“. Die restlichen 90 Prozent werden in das KELAG-Netz eingespeist. In das seit 5. Oktober 2013 im Vollbetrieb laufende Kraftwerk investierte man rund 1,5 Mio. Euro. Für den Besitzer ist die Wasserkraft alles andere als Neuland, denn mit dieser Anlage wurde bereits das dritte Kraftwerk in der Familiengeschichte realisiert.

Peter Tschauko ist vorbelastet. Wie sein Großvater und sein Vater vor ihm führt er heute das bekannte Gasthaus „Deutscher Peter“ unweit des Loiblpasses. Und wie seinem Großvater und seinem Vater, so hat es auch ihm die kleine Wasserkraft angetan. Wie seine Vorväter hat er sich entschlossen, ein neues Kraftwerk am Loiblbach zu bauen. Mit großem Erfolg, die Tschaukos können mittlerweile auf eine echte Familientradition im Hinblick auf ihre Wasserkraftwerke verweisen. Neben der historischen Gaststätte, die bereits im 15. Jahrhundert erstmals ihre Pforten geöffnet hat, betreibt der Wirt seit kurzem auch sein eigenes Kleinwasserkraftwerk am Loiblbach. Für Tschauko eigentlich nichts Besonderes mehr, denn bereits seine Vorfahren haben dies so gemacht. Der Großvater realisierte anno 1926 ein Laufkraftwerk mit 19 PS und sechs Meter Fallhöhe, um das familiäre Wirtshaus mit Strom zu versorgen. 1965 wurde dieses vom Hochwasser überschwemmt und zerstört. Grund genug für Peter Tschaukos Vater, um ein neues, ein moderneres Kraftwerk zu errichten. Bei einer Fallhöhe von 13 Metern schaffte die mit einer Francis-Turbine ausgestattet Anlage eine Leistung von 70 PS. Sie ging schließlich ein Jahr nach dem verheerenden Hochwasser in Betrieb und lieferte noch bis Oktober 2013 auf umweltfreundliche Art Strom. Abgelöst wurde das in die Jahre gekommene Kraftwerk nun von dem neuen Projekt des Sohnes. Das Neuprojekt wurde nun noch näher zum Gasthof situiert und wurde so konzipiert, dass es bei einer Fallhöhe von 39 Metern und einer Ausbauwassermenge von 2,3 m³/Sekunde eine Engpassleistung von knapp 500 Kilowatt liefert.

Pläne für die optimale Rohrtrasse
Die größte Herausforderung bei der Realisierung des Projekts war wohl die Errichtung der Druckrohrleitung, die sich über 960 Meter erstreckt. „Eigentlich war es angedacht, dass wir die Leitung im Hang realisieren. Wir haben uns dann aber doch für eine andere Trasse entschieden, da diese mit einer größeren Fallhöhe verbunden war“, so Peter Tschauko. Schlussendlich wurde die Rohrleitung von der Wasserfassung bis hin zum Krafthaus unter der Loiblpass-Bundesstraße verlegt. Dies zog zwar einerseits eine Verlängerung von knapp 300 Metern nach sich, war aber andererseits mit einem Plus von 24 Metern Gefälle verbunden. Bei der Vergabe der Druckrohrleitung vertraute der Betreiber auf die langjährige Erfahrung von HOBAS. Das in Kärnten ansässige Unternehmen übernahm dabei nicht nur die Gesamtlieferung der Rohre und Formstücke, sondern auch die Optimierung der Trassenführung sowie eine umfangreiche Baustellenberatung. Projektleiter Ing. Stefan Wutte erinnert sich: „Ursprünglich war geplant, den ersten Abschnitt der Leitung vom Krafthaus bis auf die B91 Loiblpass-Bundesstraße inklusive Bachquerung in Guss auszuführen. Wir konnten den Betreiber überzeugen, dass unsere Rohre mit unserem Schrägschnittsystem für einfache Verlegung perfekt passen. Durch das Schrägschnittsystem in Verbindung mit Kurzrohren konnten wir dem Verlauf der Straße problemlos folgen und die Vorgabe, für den Bau nur einen Fahrstreifen zu benützen, ganz sicher einhalten.“

Umfangreiche Rohrelemente
Bei der Rohrverlegung kamen HOBAS GF-UP-Rohrsysteme mit einem Durchmesser DN800 mit den Druckstufen PN04, PN06 bzw. PN08 zum Einsatz. Um den Winkel zwischen Krafthaus und Druckrohrleitung auszugleichen, wurde direkt an das Vorschweißspitzende am Krafthauseingang ein 3D-Bogen als Fixpunkt ausgebildet. Um im Anschluss zu diesem gelenkig zu bleiben, wurde das bewährte Gelenkstück eingesetzt. Weitere Vertikal-Abwinkelungen von bis zu zwei Grad konnten durch den Schrägschnitt sowie der möglichen Standardabwinkelung in der Kupplung und entsprechende Sohlvorbereitungen ausgeglichen werden. Die gesamten Verlegungsarbeiten übernahm die Mobilbau M&R GmbH aus Feldkirchen, die bei der Verlegung von GF-UP-Rohren äußerst erfahren und bei dem Projekt dementsprechend professionell zu Werke ging.

Die Wahl der richtigen Turbine
Angesprochen auf die Turbinenwahl meint Peter Tschauko: „Wir wollten eigentlich eine Pelton-Turbine einbauen, aber da immer sehr viel Laub anfällt und der Loiblbach über einen sehr sandigen Boden verfügt, haben wir uns schlussendlich für eine zuverlässige Durchström-Turbine entschieden“. Die vom deutschen Unternehmen Ossberger GmbH & Co angefertigte und installierte Maschine bringt für die vorherrschenden Bedingungen ausgezeichnete Qualitäten mit. So wird speziell das umfangreiche Laub, das beim Wassereintritt zwischen die Radschaufeln gepresst wird, bereits nach einer halben Laufradumdrehung zuverlässig ausgespült. Dank der unterstützenden Fliehkraft ist somit eine Verstopfung so gut wie ausgeschlossen. Die Durchström-Turbine treibt über ein zwischengeschaltetes Getriebe einen gekühlten Synchrongenerator aus dem Hause AEM an, der es auf eine Leistung von 600 kVA bringt.

Nahezu problemlose Umsetzung
Einzig der schneereiche Februar 2013 verzögerte die geplante Inbetriebnahme des Kraftwerks Loiblbach bis in den Herbst hinein. Am 17. September war es dann soweit: Der Probebetrieb konnte aufgenommen werden, während zeitgleich das alte Kraftwerk von Tschauko sen. abgeschaltet wurde. Knapp ein Monat später begann der Vollbetrieb samt Einspeisung in das Netz der KELAG. Einziger Wermutstropfen war ein Einbruch in den Baucontainer und der Diebstahl von knapp drei Metern Alukabel. Der entstandene Sachschaden von EUR 40.000,- ist aber versicherungstechnisch abgedeckt und hat die gesamte Umsetzung kaum beeinflusst. Bei dem gesamten Projekt kamen fast ausschließlich ansässige Unternehmen aus Kärnten zum Zug. Vom Planungsbüro GEOS Consulting ZT-GmbH über den Stahlwasserbau, der von Maschinen- und Fertigungstechnik Christoph Steinberger übernommen wurde, bis hin zur Elektrotechnik (Ing. Dietmar Wehr) kam das Gros der Leistungen und der Ausrüstung aus der Umgebung. Somit ist dem Betreiber im Fall des Falles ein schnelles Service garantiert.

Ein echtes Schaukraftwerk
Die gesamte Umsetzung wurde auf Video festgehalten und wird in Bälde an einem speziellen Präsentationsplatz beim Krafthaus auf einem Flat-Screen der Bevölkerung vorgeführt. Das auch als Schaukraftwerk konzipierte Krafthaus bietet so den Passanten einen Einblick in das umfassende Projekt. Außerdem kann man durch das große Schaufenster einen Blick in das Innere des Krafthauses werfen und sich so ein Bild von der Wasserkrafttechnik von heute machen. Um mangelndes Interesse braucht man nicht bangen, da von der Tscheppa-Schlucht der Wanderweg direkt am Kraftwerk Loiblbach vorbeiführt. Und wenn der eine oder andere dann auch noch beim „Deutschen Peter“ vorbeischaut, wird der wasserkrafttreibende Gastronom gerne mehr zum neuen Familienkraftwerk verraten.

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