Die Möglichkeiten einer großen Unternehmensgruppe eröffnen Troyer neue Perspektiven7 min read
Lesedauer: 5 MinutenMit der Kapitalerhöhung Ende Februar dieses Jahres ist das renommierte Wasserkraftunternehmen Troyer AG Teil der Südtiroler Unternehmensgruppe HTI geworden. Die High Technology Industries ist ein Global Player in den Bereichen Seilbahnen, Pisten- und Ketten-Nutzfahrzeuge, Beschneiungssysteme und Windkraft- energie. Mit der Troyer AG findet sich nun ein weiteres Leitunternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien unter dem Dach der HTI. Wie man von der neuen Mehrheitsgesellschafterin profitieren, wie man bestmöglich Synergien nutzen kann und was sich nun an und in dem Süd- tiroler Traditionsunternehmen ändert, darüber haben wir mit Geschäftsführer und Präsidenten des Aufsichtsrats Dipl.-Ing. Stefan Troyer gesprochen.
zek: Hat sich diese Vereinigung schon länger abgezeichnet? Wie war die Vorgeschichte?
Stefan Troyer: Wir waren schon länger auf der Suche nach einem Partner, der in der Weiterentwicklung unseres Unternehmens eine strategische Rolle einnehmen kann. Wie so oft lag das Gute dann deutlich näher, als wir anfangs dachten.
zek: Troyer ist eine der traditionsreichsten Wasserkraftmarken am europäischen Wasserkraftmarkt: Was bedeutet dieses Ereignis für eine fast 90-jährige Firmengeschichte. Kann man es als „Zäsur“ oder besser als „Meilenstein“ bezeichnen?
Stefan Troyer: Es ist beides zugleich. Es ist einerseits eine Zäsur, weil wir jetzt kein reines Familienunternehmen mehr sind. Das ist aber nur auf den ersten Blick ein Einschnitt, denn andererseits öffnen sich durch diesen Schritt Türen und Möglichkeiten, die uns als relativ kleinem Unternehmen womöglich immer verschlossen geblieben wären. Daher sehen wir es eindeutig als Meilenstein, und letztlich werden unsere Kunden davon profitieren.
zek: Was bedeutet der Einstieg der HTI für Troyer? Was wird sich für das Unternehmen ändern?
Stefan Troyer: Die größte Änderung ist mit Sicherheit, dass wir uns mit einem nicht der Familie angehörigen Mehrheitseigentümer abstimmen, dessen neutraler Blick auf das Unternehmen aber ungemein wertvoll ist. Gleichzeitig darf und muss das Unternehmen auf eigenen Füßen stehen und weitgehend autonom agieren. Im Detail wird es sicher die eine oder andere Veränderung geben, was völlig normal ist und auch bisher im Rahmen einer linearen Weiterentwicklung des Unternehmens immer wieder der Fall war. Im Großen und Ganzen wird es aber weder an der Unternehmensstruktur noch an der Philosophie grundlegende Änderungen geben.
zek: Bleibt der Markenname Troyer erhalten?
Stefan Troyer: Natürlich bleibt der Name Troyer erhalten, und wie alle Unternehmen der HTI-Gruppe wird auch unser Unternehmen weiterhin den Namen Troyer ohne einen Zusatz im Namen führen. Schließlich ist die Marke Troyer in unseren Kernmärkten bestens bekannt und zum Teil auch schon in neuen Märkten ein Begriff.
zek: Hat sich in der Zusammensetzung der Unternehmensführung im Hause Troyer etwas getan?
Stefan Troyer: Die HTI-Gruppe stellt jeweils zwei Mitglieder des dreiköpfigen Verwaltungsrates und des ebenfalls drei Mitglieder zählenden Aufsichtsrates. Ich bleibe Präsident des Verwaltungsrates.
zek: Inwieweit passt die Firmenphilosophie von Troyer mit jener der HTI-Gruppe zusammen? Welche Überschneidungen gibt es da?
Stefan Troyer: Schon nach den ersten Gesprächen war klar, dass die Überschneidungen in der Philosophie sehr groß sind. Ich würde sagen, dass wir im Grunde ein und dieselbe unternehmerische Philosophie teilen, nämlich den Fokus auf höchste Qualität, auf Technologie und Innovation, auf gesundes Unternehmenswachstum und nicht zuletzt auf den Kundennutzen zu legen.
zek: HTI hat mit der Fa. Leitwind eine Historie und Ambitionen in Sachen Windkraft: Würden Sie sagen, dass die Wasserkraftsparte eine ideale Ergänzung dazu ist?
Stefan Troyer: Das ist definitiv eine sehr gute Ergänzung für beide Seiten. Für eine erfolgreiche Energiewende braucht es das möglichst nahtlose Zusammenspiel aller verfügbaren erneuerbaren Energiequellen. Wenn nun mit Leitwind und Troyer zwei der wichtigsten Schlüsseltechnologien der Energiewende unter einem Dach vereint sind, dann ist das ohne Zweifel nur positiv zu bewerten.
zek: Wo sehen Sie die wichtigsten Synergieeffekte für Troyer? Wie kann Troyer dabei von der HTI-Gruppe profitieren?
Stefan Troyer: Der direkteste Vorteil liegt auf der Hand: Troyer kann zunächst einmal sowohl vom Einkaufs- wie auch vom Verkaufsnetzwerk der HTI-Gruppe profitieren. Die anderen Unternehmen der Gruppe haben bereits sehr gute Kontakte in Ländern, die auch für die Wasserkraft sehr interessant sind. Das Verkaufsnetzwerk der Gruppe wird uns definitiv eine große Hilfe dabei sein, auch in Ländern Fuß zu fassen, die für uns bisher mangels guter Kontakte wie ein weißer Fleck waren. Andererseits ist natürlich die Kombination mit Windparks und Beschneiungsanlagen prädestiniert für eine enge Kooperation mit Leitwind und Demaclenko. Die Mehrfachnutzung bestehender Infrastrukturen für unterschiedliche Zwecke ist ein absolut zentrales Thema, wenn wir über Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit sprechen. Dies sind aber nur die offensichtlichsten Synergien, ich bin mir sicher, dass wir mit jedem Tag der Zusammenarbeit neue Möglichkeiten und Optionen finden werden.
zek: Gibt es auch in logistischer oder etwa produktionstechnischer Hinsicht Synergien, die ein noch effizienteres Arbeiten ermöglichen?
Stefan Troyer: Die gibt es sicherlich, aber es ist wichtig, dass alle Unternehmen der Gruppe über eine eigenständige Fertigung verfügen. Das soll und muss auch so bleiben, damit die einzelnen Unternehmen unabhängig voneinander erfolgreich sein können. Nichtsdestotrotz ist die Nutzung von uns bisher nicht verfügbaren Produktionstechnologien innerhalb der Gruppe eine Chance, die wir natürlich gerne ergreifen werden. Außerdem bietet sich die Gelegenheit, sich gegenseitig auszuhelfen, wenn auf der einen Seite eine Überkapazität und auf der anderen Seite Bedarf besteht. Dadurch wird die Auslastung der einzelnen Unternehmen innerhalb der Gruppe verbessert und optimiert, was zum Vorteil aller ist.
zek: HTI investiert bekanntermaßen auch viel Geld in die Forschung: Ist es vorstellbar, dass in Zukunft auch die hauseigene Forschung bei Troyer davon profitiert?
Stefan Troyer: Hier stehen wir noch ganz am Anfang und beginnen erst, die Möglichkeiten auszuloten. Im Bereich Forschung und Entwicklung erscheint es mir schon alleine aufgrund der Nähe und teilweise sogar Überschneidung der verschiedenen Technologiebereiche geradezu logisch, dass es gemeinsame Projekte und in bestimmten Bereichen eine enge Zusammenarbeit geben wird. Ich bin mir aber sicher, dass wir nicht nur in der Forschung, sondern auch in allen anderen Be- reichen davon profitieren können, uns mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Industriesparten auszutauschen und voneinander zu lernen. Natürlich hat jede Sparte ihre besonderen Anforderungen und ganz spezifische Herangehensweisen, die aber auch gerne in Betriebs- oder Spartenblindheit münden. Unter diesem Aspekt wird der hoffentlich äußerst rege Austausch enorm befruchtend sein.
zek: Glauben Sie, dass Troyer gestärkt aus diesem Einstieg hervorgeht?
Stefan Troyer: Ich glaube das nicht nur, wir alle sind felsenfest davon überzeugt. Die Gründe sind sehr vielfältig und die wichtigsten haben wir auch schon angesprochen. Nicht nur die Tatsache, dass wir Teil einer starken Unternehmensfamilie geworden sind, sondern auch die vielen Gelegenheiten zur gegenseitigen Befruchtung und Unterstützung sind ein riesengroßer Mehrwert für unser Unternehmen. Wir sind nun in der fast einzigartigen Position, die Vorteile eines mittelständischen Unternehmens mit jenen einer großen und starken Unternehmensgruppe zu verbinden. Das ist eine wahrlich einzigartige Chance für unser Unternehmen.
zek: Wie beurteilen Sie generell die Perspektiven für Troyer in den kommenden Jahren?
Stefan Troyer: Die Perspektiven sind ohne Zweifel sehr gut, wenngleich einige Rahmenbedingungen stimmen müssen. Die Verfügbarkeit von Fachkräften, Rechts- und Investitionssicherheit, echtes Bekenntnis hin zu erneuerbaren Energien, langfristige Kostenwahrheit auf den Energiemärkten sowie eine gesunde Materialwirtschaft stehen nicht nur auf unserem Wunschzettel für ein gutes Umfeld. Insgesamt war und ist der Bedarf an erneuerbarer Energie aber enorm, und das gilt nicht nur für Europa, sondern weltweit. Speziell in Europa kommt noch der zum Teil stark überalterte Kraftwerkspark dazu. Die Synergien mit den anderen Unternehmen der HTI-Gruppe geben uns alle Werkzeuge in die Hand, die wir für ein erfolgreiches Arbeiten brauchen, und deshalb blicken wir sehr zuversichtlich in die Zukunft.
zek: Vielen Dank für das Gespräch!
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