Interview

Interview: Kraftwerksinstandhaltung5 min read

1. Oktober 2015, Lesedauer: 4 min

Interview: Kraftwerksinstandhaltung5 min read

Lesedauer: 4 Minuten

„Wir sind für das Service von über 30 Kraftwerken verantwortlich“ – gegründet im Jahr 1914 feierte die Instandhaltungsabteilung der Energie AG Oberösterreich im Oktober des letzten Jahres..

..ihr 100-jähriges Bestehen. Was als Instandhaltungswerkstätte für Straßenbahnen begann, entwickelte sich zum Kompetenzzentrum für die Instandhaltung von Wasserkraftwerken. Heute ist die Abteilung ein eigenes Profitcenter und agiert somit als Unternehmen im Unternehmen. Wir trafen uns mit Herrn Kurt Raffelsberger, seines Zeichens Leiter der Instandhaltung, und sprachen mit ihm über den Tätigkeitsbereich seiner „Abteilung“. Dabei stellte sich heraus, dass das Profitcenter mit seinem einzigartigen Know-how nicht nur intern erfolgreich tätig und gefragt ist.

Ihre Abteilung feierte ja kürzlich das 100-jährige Jubiläum – können Sie uns was zur Entstehungsgeschichte der Abteilung berichten?
Alles begann im Jahr 1914 mit den vereinigten Werkstätten die am heutigen Gelände der Energie AG in Betrieb genommen wurden. Bereits damals erkannte man die Vorteile – Flexibilität und der Fokus auf die Möglichkeiten – die eine eigene Instandhaltung mit sich bringt. Die „Werkstatt“ hat sich laufend weiterentwickelt und konnte mit ihrem maschinenbaulichen Know-how auch bald am damals noch sehr jungen Markt der Wasserkraft erfolgreich auftreten. Heute sind wir ein echtes Service- und Kompetenz-Zentrum für die Instandhaltung von Wasserkraftanlagen.

Sind sie ein eigenständiges Unternehmen innerhalb der Energie AG und auch am freien Markt tätig?
Das „Kompetenzzentrum Wasserkraft“ ist ein Profitcenter der Energie AG Oberösterreich Tech Service GmbH und gehört zum Konzern der Energie AG Oberösterreich. Wir beschäftigen derzeit 42 Mitarbeiter. Unser Kerngeschäft ist natürlich die Instandhaltung der Energie AG-eigenen Kraftwerke und wir bieten darüber hinaus unsere Service- und Dienstleistungen auch am freien Markt an.
Unsere interne Auslastung, das ist auch gleichzeitig unsere größte Herausforderung, denn sie schwankt im Laufe eines Jahres – abhängig von den Witterungsbedingungen – mitunter stark. Wir sind im Konzern vorrangig für das Service von über 30 Wasserkraftwerken und 60 Turbinen unterschiedlichsten Alters und Type zuständig. Es gibt also Zeiten im Jahr, in denen wir uns um alle diese Anlagen kümmern müssen. Dann gabt es natürlich auch Zeiten mit sehr geringer interner Auftragslage. Deshalb haben wir auch begonnen, unsere Tätigkeit auf die Wärmekraftwerke der Energie AG auszuweiten und auch diese zu betreuen. Da diese saisonal genau entgegengesetzt zu den Wasserkraftwerken gewartet werden, kommt es zu einer kontinuierlichen Auslastung von Gerät und Personal. Neben den jahreszeitlichen Schwankungen gibt es auch mehrjährliche Schwankungen bedingt durch die Ausdehnung der Serviceintervalle. So gibt es einmal mehr Revisionen in einem Jahr und im darauffolgenden wieder weniger. Um die Schwankungen der Auslastung zu glätten, engagieren wir uns zunehmend auch am externen Markt.

Von welchem Anteil gemessen an der Gesamtauftragslage sprechen wir hier?
Das schwankt derzeit, je nach interner Auftragslage, zwischen 15 und 25 Prozent.

In welchem geographischen Bereich sind Sie diesbezüglich tätig und wer sind Ihre typischen Kunden?
Wir sind hauptsächlich in den umliegenden Bundesländern Niederösterreich, Salzburg und Steiermark sowie dem benachbarten Ausland tätig. Wir sind sowohl für andere EVUs als auch für Kleinkraftwerksbetreiber tätig. Zusätzlich machen wir auch noch verschiedene Lohnfertigungen für regionale Unternehmen.

Wie gestaltet sich die Nachfrage und wie akquirieren Sie externe Aufträge?
Die Nachfrage ist aus unserer Sicht zufriedenstellend. Wir werben allerdings nicht aktiv am Markt, die beste Werbung ist für uns Mundpropaganda. Wir sind von unserer Struktur sehr schlank aufgestellt und können deshalb für unsere Kunden sehr flexibel und schnell agieren.

Kann man die Abteilung Instandhaltung mit der Philosophie eines Familienunternehmens vergleichen?
Ja, durchaus. Unsere Mitarbeiter arbeiten sehr eigenständig, und bekommen von uns dafür auch das nötige Vertrauen. Interne Kommunikation wird groß geschrieben, gegenseitige Wertschätzung ist für uns selbstverständlich. Bei uns herrscht auch keine sture Fokussierung auf den eigenen Arbeitsbereich. So hilft jemand aus der Werkstätte auch schon mal bei der Montage vor Ort aus und umgekehrt. Wir wissen, dass wir als Team stark und erfolgreich sein können. Deshalb gibt es regelmäßig Abteilungstreffen, bei denen wir uns austauschen und uns auf den gleichen Stand bringen können. Das ist „Teambuilding“ im Kleinen und sorgt für Zusammenhalt und Verständnis. Wir legen auch sehr viel Wert auf die nachhaltige Entwicklung unseres Nachwuchses. Wir verfügen ja über sehr viel Spezialwissen. Interner Wissenstransfer wird daher groß geschrieben und ist für uns als Unternehmen von essentieller Wichtigkeit.

Von welchem Spezialwissen sprechen wir hier?
Es gibt ja im Bereich der Wasserkraft unterschiedlichste Typen von Turbinen und Anlagen. Darunter auch sehr viel alte Technik, die am Markt bereits lange verschwunden ist. Durch unsere mehr als 100-jährige Geschichte verfügen wir über einen sehr speziellen Wissensstand, der es uns ermöglicht, solche Anlagen auch heute noch instand zu halten und wieder instand zu setzen. Das ist Erfahrungswissen, das nur von Person zu Person in der Praxis weitergegeben werden kann. Zudem dokumentieren wir auch jedes unserer Projekte bis ins letzte Detail. Wir sind wie der gesamte Energie AG-Konzern nach ISO 9001 zertifiziert, zusätzlich nach ISO 14001 und EN1090.

Ist dieses Wissen ein Alleinstellungsmerkmal?
Teilweise. Unser großer Vorteil ist – und das schätzen unsere Kunden sehr an uns, dass wir neben unserem Know-how auch die Sicht des Betreibers sehr gut kennen. Da die Energie AG ja selbst Betreiber vieler Wasserkraftwerke ist, wissen wir über die Bedürfnisse und Wünsche unserer Kunden aus erster Hand Bescheid.

Werden neben der Instandhaltung auch andere Leistungen, wie etwa Leistungssteigerungen angeboten bzw. sind solche in Zukunft geplant?
Wir haben uns auf die Instandhaltung spezialisiert, darin sind wir sehr gut und das zeichnet uns auch aus. Wir haben deshalb jetzt auch kein Bestreben, auf dem Markt der Neuanlagen oder Leistungssteigerung von Kraftwerken etc. tätig zu werden. Da gibt es Firmen die sich darauf spezialisiert haben. Wir leben die Philosophie „Schuster bleib bei deinen Leisten“

Zur Abteilung „Instandhaltung“:

Die Abteilung „Instandhaltung“ gehört  zur Energie AG Oberösterreich Tech Services GmbH und besteht aus drei Profitcentern, die alle am externen Markt tätig sind:

  • „Anlagentechnik und Netzbau“: Das Leistungsspektrum umfasst sowohl die Abwicklung von Investitionsprojekten im Stromversorgungs- und Stromverteilungsbereich als auch Wartung, Instandhaltung und Störungsbehebung im Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetz.
  • „Engineering“: Ihr Partner von der Idee bis zum Betrieb. Durch langjährige Projekt- und Kraftwerksbetriebserfahrung zur günstigsten Lösung.
  • „Instandhaltung“: Wartung sämtlicher konzerneigener Wasserkraftanlagen für die Hauptkomponenten Turbine, Generator, Hilfsantriebe, Wehranlagen und alle dazugehörigen Komponenten sowie Transformatoreninstandhaltung. Störungsanalyse und -behebung und notwendige Notreparaturen dieser Anlagen.

Kontakt:
DI(FH) Kurt Raffelsberger MBA Msc
E-Mail: kurt.raffelsberger@energieag.at
Tel.: +43 5 9000-2325

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