Interview

Interview mit Energie AG Generaldirektor Leo Windtner3 min read

12. Feber 2017, Lesedauer: 3 min

Interview mit Energie AG Generaldirektor Leo Windtner3 min read

Lesedauer: 3 Minuten

Die Energielandschaft in Europa befindet sich inmitten eines Umbruches. Erneuerbare Energie soll schrittweise die Kernenergie ersetzen – so der Tenor der letzten Jahre.

Die Wasserkraft bildet dabei vor allem in Mitteleuropa das grundlegende Fundament. Doch wie sieht die derzeitige Situation in der Branche aus – was sind die Themen die EVUs und Kraftwerksbetreiber derzeit beschäftigen? In einem Interview mit der zek spricht Energie AG Generaldirektor Leo Windtner kritisch über die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die fehlende Lobby in Brüssel und die zukünftige Rolle der Wasserkraft in Europa und Österreich.

Zek: Was sagen Sie zur Rolle der Wasserkraft in der österreichischen Energielandschaft?
Dr. Leo Windtner: Die Wasserkraft wird in Österreich, wie in der Vergangenheit und der Gegenwart, auch in weiterer Zukunft die tragende Säule der Versorgung mit elektrischer Energie bleiben.

Zek: Wie sehen Sie aus Sicht eines EVUs die Agenden der Wasserkraft auf Brüsseler Ebene vertreten – gibt es eine ausreichende Lobby?
Dr. Leo Windtner: Es gibt auf EU Ebene de facto keine Lobby, das muss ich ganz ehrlich sagen. Aber auch hier in Österreich ist man dabei, sich die Vorteile, die sich die Branche über Jahrzehnte erarbeitet hat – auch im internationalen Wettbewerb – einfach zu nehmen.

Zek: Was erwarten Sie sich von der Politik und der
österreichischen im speziellen?
Dr. Leo Windtner: Wir erwarten uns von der österreichischen Politik, dass etwa die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie in Form des Nationalen Gewässerschutz Plan (NGP) nicht überschießend erfolgt, wie das bisher das Fall ist. Denn da vernichten wir gewaltige Potentiale und Volumina der Wasserkraft hier in Österreich und gefährden damit die selbst auferlegten Energie- und Klimaziele.

Zek: Hat man hier den Bedürfnissen der Kraftwerksbetreiber zu wenig Beachtung geschenkt?
Dr. Leo Windtner: Hier hat man meines Erachtens komplett an der Praxis vorbei regiert. Selbst die Fischereiberechtigten haben kein großes Interesse daran, dass wir heute im Nachhinein riesige Anlagen für Fischaufstiege – sogar Fischaufzüge – errichten müssen. Diese rechnen sich über Jahrzehnte nicht und sind auch ökologisch nicht hilfreich. Hier wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und einfach total überschießend vorgeschrieben.  

Zek: Wie könnte man jetzt die Wasserkraft am besten stärken, über eine Investitionsförderung oder über eine Förderung bei den Einspeisetarifen – bzw. vielleicht eine Kombination aus beidem?
Dr. Leo Windtner: Ich glaube, der entscheidende Punkt ist, dass man bei den Förderungen insgesamt wieder zurückfährt, und wieder marktwirtschaftliche Verhältnisse herstellt. Mittlerweile ist die Liberalisierung nur mehr ein Schlagwort, das mit der Realität nichts mehr zu tun hat. Wenn man heute keine Anlage mehr bauen kann, die nicht subventioniert ist, dann ist das System krank.
Zek: Ich möchte jetzt auf ein weiteres wichtiges Thema umschwenken – wie sehen Sie die Energiespeicherung bei weiter anwachsenden Kapazitäten aus erneuerbareren Energien und die Rolle der Pumpspeicherkraftwerke (PSKW) darin?
Dr. Leo Windtner: Diese sind ein Asset unserer Energieerzeugungshistorie in Österreich. Allerdings ist es unter den gegebenen Markt- und Rahmenbedingungen unmöglich in ein neues PSKW zu investieren. Auch hier ist die totale Verzerrung der Märkte durch die Subventionen schlagend geworden.

Zek: Wie lässt sich aber nun die Speicherfrage lösen?
Dr. Leo Windtner: Die wäre, zum größten Teil, auf die konventionelle Methode der PSKW lösbar. Allerdings ist uns bewusst, dass uns ein Technologiesprung in den nächsten zwei Jahrzehnten bevorsteht. Beim Thema Energiespeicherung werden wir ein komplettes Neuland betreten, sodass das Thema Überschussstrom aus Wind etc. sich wesentlich besser managen lassen wird.

Zek: Wie sehen die Pläne der Energie AG für die Zukunft
hinsichtlich Wasserkraft aus?
Dr. Leo Windtner:  Wir müssen realistisch feststellen, dass in Oberösterreich 90 % der Wasserkraft-Potentiale ausgebaut sind. Es gibt jedoch noch einige ältere Anlagen, die durch Erneuerung auf das Mehrfache ihrer bisherigen Leistung zu bringen wären. Hier zu nennen, wäre aktuell Bad Goisern, wo wir das 8-Fache der bisherigen Leistung durch Optimierung erzielen konnten. In diesem Bereich gibt es also noch Möglichkeiten, den großen Sprung in Sachen Wasserkraft wird es in Oberösterreich aber nicht mehr geben.

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