Tiroler Rohre setzen langfristige marktstrategische Akzente im DACH-Raum9 min read
Lesedauer: 6 MinutenDie Tiroler Rohre GmbH – kurz TRM – gilt seit Jahrzehnten als Leitbetrieb in Sachen Gussrohr- und Rammpfahltechnik und hat sich damit als geschätzter Partner für die Wasserwirtschaft und den Spezialtiefbau in Österreich und den umgebenden Nachbarländern etabliert. Das Unternehmen, das sich seit 2013 im Besitz der Tiroler Familie Kloger befindet, hat zuletzt wieder für Aufsehen am Markt gesorgt, indem es im vergangenen Jahr massiv in den Ausbau der Marke investierte: Einerseits wurde mit TRM Swiss erstmalig eine eigenständige Niederlassung in der Schweiz gegründet und andererseits konnte mit der niederbayrischen Firma Frischhut ein traditionsreicher Hersteller von Guss-Formteilen akquiriert werden. Damit tun sich für TRM neue Möglichkeiten und Perspektiven auf. Über die Hintergründe, strategische Planungen, aber auch Wünsche an die Politik sprachen wir in einem ausführlichen Interview mit dem geschäftsführenden Inhaber von TRM, Max Kloger.
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zek: Herr Kloger, viele Firmen ächzen aktuell unter steigenden Energie- und Rohstoffpreisen, unter Lieferengpässen und Personalnot. Doch während andere nur sparen und sich konsolidieren, hat TRM in den letzten Monaten vergleichsweise offensiv agiert und investiert. Wie sehen Sie das momentane Marktumfeld und warum vertreten Sie mit TRM diesen Kurs?
Kloger: Als TRM denken wir in langfristigen Dimensionen. Unsere Akquisen sind keineswegs Reaktionen auf kurzfristige Markttrends. Natürlich spüren wir die genannten Faktoren eines schwierigen Marktumfelds. Allerdings kann man etwa die steigenden Strompreise auch von einer anderen Warte aus sehen: Wir glauben, dass zahlreiche Energieprojekte in der Wasserkraft, die vor zehn Jahren noch als unwirtschaftlich galten, heute als hoch wirtschaftlich eingestuft werden. Somit sollte der Bau von Kraftwerken wieder verstärkt forciert werden. Und dafür bieten wir eine optimal angepasste Produktlinie an. Also ist das für uns auch eine Geschäftschance. Ich bin sehr zuversichtlich, dass unsere Rohre und Pfähle auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Ausbau essentieller Infrastruktur leisten werden. Daher machen wir uns auch nicht von kurzfristigen Zyklen abhängig.
zek: Worauf baut die Stabilität und der Erfolg von TRM?
Kloger: Wir bieten ein Geschäftsmodell, das darauf ausgelegt ist, dem Kunden ein umfassendes Dienstleistungspaket zu bieten, das über das Produkt hinausgeht. Wir verkaufen nicht nur Rohre oder Pfähle. Vielmehr bringen unsere Ingenieure dem Kunden die beste Lösung für seine Anforderung näher. Daher spielt auch das Thema Know-how bei uns eine zentrale Rolle. Wir haben zuletzt auch massiv in den Standort Hall investiert und sind entschlossen, dies auch weiterhin zu tun. Vor allem dank unserer hochqualitativen Produkte und unseren motivierten Mitarbeitern sehen wir die Zukunft des Unternehmens gesichert. Hinzu kommt, dass für uns Nachhaltigkeit mehr als nur ein Schlagwort ist.
zek: Inwiefern? Können Sie das näher ausführen?
Kloger: Unsere Investitionen hier am Standort belegen klar, dass wir Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt unseres Handelns gesetzt haben. Ich möchte nur kurz unser 9.000 m2 großes PV-System auf den Hallendächern erwähnen, mit dem wir aktuell rund 880.000 kWh im Jahr erzeugen. Jüngstes Beispiel ist ein strombetriebener Glühofen, den wir erst vor kurzem in Betrieb genommen haben. Er ist aktuell der einzige dieser Art in ganz Europa. Wir denken, dass wir damit die richtigen Akzente setzen.
zek: Apropos Akzente, was waren die Hintergründe für die beiden Akquisen und Investitionen im Jahr 2022?
Kloger: Zum Thema TRM Swiss: Wir haben schon früher mit einem Partner in der Schweiz zusammengearbeitet. Bedingt durch Änderungen am Markt haben wir das Bedürfnis unserer Kunden gespürt, noch direkter und umfangreicher vom Team der TRM betreut zu werden. Daher die Firmengründung in Rotkreuz im Kanton Zug. Während es sich bei TRM Swiss um eine reine Vertriebsgesellschaft handelt, ist die Firma Frischhut ein völlig eigenständiger Fertigungsbetrieb mit viel Geschichte. Formstücke spielen natürlich für uns als Anbieter von Rohrsystemen eine wesentliche Rolle. Der Kunde erwartet von einem Rohrhersteller auch Formstücke. Für das Ziel, uns von externen Faktoren und Lieferketten unabhängig zu machen, ist die Verbindung mit Frischhut perfekt. Somit können wir unsere Kunden auch in Zukunft aus einer Hand bedienen. Wir denken – wie gesagt – in langfristigen Dimensionen.
zek: Warum passt Frischhut so gut zu TRM?
Kloger: Frischhut passt deshalb so gut zu uns, weil eine sehr ähnliche Firmen- und Betriebskultur gepflegt wird wie bei uns und wir dementsprechend sehr gut miteinander umgehen können. Hinzu kommen kurze Wege von und nach Niederbayern, sowie die Tatsache, dass wir die gleichen Kunden ansprechen. Beide Unternehmen können auf eine über 75-jährige Firmentradition in der Herstellung hochwertiger Produkte aus Gusseisen verweisen. Frischhut war früher ein eigentümergeführtes Familienunternehmen, wie das TRM heute ist. So gesehen ist das für die Bayern eine Rückkehr in ‚bekannte Gefilde‘. Was mich natürlich besonders freut, ist der Umstand, dass die Mitarbeiter beider Unternehmen hervorragend miteinander harmonieren.
zek: Wird das Angebot damit noch flexibler?
Kloger: Wir werden Produkte, die Frischhut im Programm hat und wir bislang nicht verwendet haben, in unser Portfolio einfließen lassen. Außerdem werden wir Synergien nutzen und in Zusammenarbeit mit Frischhut einige marktgerechte Neuentwicklungen liefern. Wo wir noch nicht so gut aufgestellt sind, wollen wir noch besser werden und wo wir stark sind, noch stärker.
zek: Stichwort Synergien: Welche Möglichkeiten tun sich hier auf?
Kloger: Aktuell sind wir noch in der Kennenlernphase. Aber wir gehen davon aus, dass die enge Zusammenarbeit für beide Seiten befruchtend wirken wird. Beispielsweise können uns ungenützte Kapazitäten bei Frischhut ermöglichen, bedarfsgerecht themenspezifische Produkte bereitstellen zu können. Möglicherweise können wir auch produktionstechnische Synergien nutzen.
zek: Profitieren beide Partner auch von einem Know-how-Transfer?
Kloger: Natürlich, was Frischhut besser kann, wollen wir in Hall übernehmen und umgekehrt. Wechselseitig versuchen wir uns im Sinne von „Best Practise“ zu pushen. Die Mannschaft von Frischhut bleibt ja komplett erhalten. Und dank unseres neuen Geschäftsführers Christoph Aigner sind wir sicher, dass die Kontinuität und die Qualität gewahrt bleiben wird. Beide Unternehmen agieren dabei aber völlig eigenständig. Wir sehen uns nicht als Konzern, sondern vielmehr als zwei starke selbstständige, mittelständische Betriebe, die lokal geführt werden.
zek: Bleibt die Marke Frischhut erhalten?
Kloger: Die Marke Frischhut ist seit über sieben Jahrzehnten bestens am Markt und bei den Kunden etabliert. Die Verlässlichkeit in Produkt und Namen bleibt erhalten.
zek: Wie sehen Sie das Wachstumspotenzial auf den Märkten in Deutschland und den anderen Nachbarländern?
Kloger: Wir sehen in Europa ein enormes Wachstumspotenzial. Die Krise mit den Lieferketten hat gezeigt, dass kurze Lieferwege einen enormen Wettbewerbsvorteil darstellen. Das betrifft nicht nur Fragen in der Kommunikation, sondern auch Aspekte, wie Kosten und Auswirkungen auf die Umwelt.
zek: Kommen wir zur neuen Niederlassung in der Schweiz: Wie ist es dazu gekommen?
Kloger: Wir waren über Jahrzehnte mit einem Partner am Schweizer Markt aktiv. Nachdem dieser Partner vor nicht allzu langer Zeit von einem anderen Unternehmen übernommen worden ist, entschlossen wir uns dazu, eine völlig eigenständige Vertretung in der Schweiz einzurichten.
zek: Wie würden Sie die Niederlassung in Rotkreuz kurz beschreiben?
Kloger: TRM Swiss wird von einer kleinen, aber feinen Mannschaft aus 8 Personen unter der Leitung von TRM Swiss Geschäftsführer Marco Nussbaumer betrieben. Natürlich ist das Team vertriebslastig aufgestellt, wobei unsere Leute bei TRM Swiss in enger Abstimmung mit dem „Mutterschiff“ in Hall die Lieferketten sehr sauber bedienen.
zek: Wie ist es in der Schweiz um die Logistik bestellt?
Kloger: Der Standort in Zug ist sehr zentral gelegen. Wir pflegen eine enge Zusammenarbeit mit einem Logistikpartner aus der Region, der unsere Produkte an Lager führt und ausliefert. Der Vertrieb unserer Produkte wird durch den Stahlhandel durchgeführt.
zek: Ist das Angebot in der Schweiz mit jenem in Österreich identisch?
Kloger: In Sachen Rohre ist es völlig deckungsgleich. Allerdings bieten wir unsere Rammpfähle nicht über die TRM Swiss am Schweizer Markt an.
zek: Welche Vorteile und Perspektiven für TRM Swiss sehen Sie am Schweizer Markt?
Kloger: Durch unseren Standort in der Schweiz sind wir noch näher am Kunden und können flexibel und effizient auf die Bedürfnisse reagieren. Wir bieten persönliche Beratung und Lösungsfindung mit eigenem Know-how – so wie wir es in Österreich und anderen Märkten machen. Das bisherige Feedback ist sehr positiv.
zek: Warum passt der Schweizer Markt so gut in die Ambitionen von TRM?
Kloger: Je größer die Distanzen, desto stärker wirken sich die bekannten Probleme der Internationalisierung und Globalisierung aus. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns auf unseren Kernmarkt Österreich und unsere Nachbarn – und da passt natürlich die Schweiz perfekt dazu.
zek: Was sehen Sie eigentlich als zentrale Herausforderung und Bedrohung für ein mittelständisches Unternehmen wie TRM?
Kloger: Vorrangig zu nennen wäre sicherlich der Arbeitskräftemangel, der nicht nur Fachkräfte, sondern mittlerweile auch allgemeines Personal betrifft. Um die Maschinen zu bedienen, brauchen wir mehr Leute. Das stellt nicht nur TRM, sondern die gesamte Wirtschaft vor gewaltige Herausforderungen. Denken Sie an den Tourismus, Handel, Gewerbe und natürlich die Industrie dafür braucht es politische Lösungen.
zek: Hätten Sie denn einen Lösungsansatz?
Kloger: Es gäbe durchaus Ansätze. Man braucht nur an die zahlreichen aus dem Erwerbsleben Ausgeschiedenen, sprich Pensionisten, denken, die noch motiviert und fit genug wären, etwas länger zu arbeiten und ihr Know-how im Wirtschaftskreislauf zu belassen. Doch dafür bräuchte es auch wirtschaftliche Anreize und keine sinnfreien Zuverdienstgrenzen bzw. steuerliche Zusatzbelastungen. Ein anderer Ansatz läge auch darin, die Zahl der Rot-Weiß-Rot-Cards zu erhöhen. Wenn wir den Status eines entwickelten Industriestaats halten wollen, brauchen wir den Zuzug qualifizierter ArbeitnehmerInnen. Anders wird es nicht gehen.
zek: Inwieweit bedrohen die hohen Energiepreise die heimischen Industrieunternehmen?
Kloger: Durch die hohen Energiepreise in Europa und durch das herrschende Ungleichgewicht droht ein Abfluss von Arbeit aus Europa. Hier gegenzusteuern wird für Europa eine große Herausforderung in den nächsten Jahren. Es braucht dafür große, gesamteuropäische Lösungen.
zek: Wie sehen Sie momentan den Weg zur vielzitierten Energiewende?
Kloger: Die Energiewende wird nur funktionieren, wenn es gelingt, den steigenden Bedarf über erneuerbare Energien zu decken. Daher ist gerade hier in Tirol die Wasserkraft ein derart zentrales Thema. Der Ausbau der Wasserkraft ist sowohl für die Industrie, den Tourismus, das Gewerbe als auch für den Privatverbrauch wichtig und wertvoll. Gerade angesichts der steigenden Strompreise wird jeder verstehen, dass wir uns nur mit der Nutzung eigener Ressourcen unabhängig von fremden Einflüssen machen können. Dafür braucht es einen Schulterschluss in der Gesellschaft und entschlossene politische Initiativen – wie etwa die Kürzung von Genehmigungsverfahren. Heute dauert es mitunter Jahrzehnte, bis ein Kraftwerk genehmigt wird. Da muss es zu einem Umdenken kommen, sonst wird sich die angestrebte Energiewende bis 2030 nicht ausgehen. Wenn wir den Green Deal leben wollen, müssen wir auch die Strategie konsequent verfolgen und den Weg für die erneuerbaren Energien ebnen.
zek: Vielen Dank für das Gespräch!
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