Fishcon-Schleuse an der Alm überzeugt mit hervorragenden Monitoringergebnissen5 min read
Lesedauer: 4 MinutenDas Wasserkraftwerk Schwarzmühle an der Alm in Oberösterreich stellt bereits seit ca. 50 Jahren klimafreundlich elektrische Energie bereit. Um die Anforderungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen, wurden 2023 Anpassungen an der Wehranlage des Ausleitungskraftwerks vorgenommen. Es wurde ein Restwasserkraftwerk mit einem Ausbaudurchfluss von 2,1 m³/s sowie eine Fischwanderhilfe in Form der Fishcon-Schleuse errichtet. Monitoring-Untersuchungen im Herbst 2023 konnten nun die Funktion der wassersparenden Fischwanderhilfe nachweisen.
Bei der Fishcon-Schleuse handelt es sich um eine wartungsarme und kostengünstige Technologie, um die Gewässerdurchgängigkeit in beiden Richtungen, also für Fischauf- und Fischabstieg, auf engstem Raum herzustellen. Im Wesentlichen besteht die Fishcon-Schleuse aus zwei Schleusenkammern, die wechselweise zum Oberwasser oder zum Unterwasser geöffnet werden. Fische und andere aquatische Organismen können somit jederzeit von beiden Seiten in die Schleusenkammern einschwimmen und nach einer Positionsänderung der Verschlussorgane, die alle 15 min erfolgt, weiterwandern. Mit Hilfe einer hydraulischen Verbindung der beiden Schleusenkammern wird erreicht, dass eine Leitströmung durch die Kammern fließt, welche die Fische bei ihrer Wanderung führt. Die Wassermenge der Leitströmung kann an den Standort angepasst werden, sodass einerseits optimale Strömungsgeschwindigkeiten für eine schonende Wanderung vorliegen, aber andererseits auch nur soviel Wasser abgegeben wird, als tatsächlich notwendig ist. Somit können in vielen Fällen große Wassermengen gegenüber herkömmlichen Fischwanderhilfen eingespart werden. Zusätzlich ist eine Nutzung der Leitströmung mit einer kleinen Turbine möglich.
KFD setzt auf vielversprechendes Konzept der Fishcon-Schleuse
Das Konzept der Fishcon-Schleuse hat auch das Unternehmen KFD aus dem Almtal überzeugt, das unter anderem selbst neun Wasserkraftwerke betreibt. Geschäftsführer Stefan Drack war von Beginn an von der Technologie begeistert „Die Vorteile der Fishcon-Schleuse haben mich sofort überzeugt, wodurch wir uns auch 2018 am Linzer Unternehmen FISHCON beteiligt haben. Nun konnten wir auch selbst ein Projekt mit FISHCON umsetzen und sind extrem zufrieden mit den Ergebnissen.“ Im Zuge des angesprochenen Projekts wurde 2023 die Fishcon-Schleuse parallel zu einem neu errichteten Restwasserkraftwerk bei der Schwarzmühlwehr an der Alm installiert, um die ca. 3,7 m Höhendifferenz zu überwinden. Die Fishcon-Schleuse in der Ausführung DN900 wird mit einer Wassermenge von 100 l/s betrieben und wurde nach der Installation zu großen Teilen mit Schotter überdeckt. Im Herbst 2023 wurde die Funktion der Fishcon-Schleuse vom Ingenieurbüro Umweltgutachten Petz erfolgreich untersucht.
Monitoring bestätigt die Funktion der Fishcon-Schleuse
Der Fischbestand der stark geschiebeführenden Alm ist abschnittsweise sehr gering. Bei einer Befischung im Unterwasser der Wehranlage wurden vor allem Bachforellen und Koppen, vereinzelt auch Regenbogenforellen und Äschen festgestellt. Die Alm zählt im Bereich des Schwarzmühlwehres zur Unteren Forellenregion. Dementsprechend wurde das Monitoring in den Herbstmonaten durchgeführt, da zur Laichzeit der Leitfischart Bachforelle die meisten Wanderbewegungen zu erwarten sind. Allerdings wurden bei der Bestandserfassung im Unterwasser vorwiegend Jungfische gefangen und so waren anfangs die Erwartungen der Experten an einen häufigen Aufstieg auch eher gering. Im Becken oberhalb der Fishcon-Schleuse wurde eine Kamera installiert, um den Aufstieg, aber auch den Abstieg der Fische zu dokumentieren. Diese Kamera war insgesamt 65 Tage von Ende September bis Ende Oktober 2023 in Betrieb, wovon 50 Tage ausgewertet wurden. Die Ergebnisse waren insofern positiv überraschend, als in diesem Zeitraum 345 Fische über die Fishcon-Schleuse aufgestiegen sind – mehr Individuen, als der Unterwasserbestand erwarten ließ. Dabei handelte es sich vor allem um Bachforellen, aber auch Regenbogenforellen und einige Äschen nutzten die neu eröffnete Möglichkeit, das Oberwasser der Wehranlage zu besiedeln. Der kleinste aufgestiegene Fisch war eine 4,1 cm lange Koppe, der größte Fisch eine Bachforelle mit 47 cm Länge. Besonders bemerkenswert war der Aufstieg von 19 Koppen. Die Koppe ist eine wenig mobile, bodenlebende Kleinfischart, die zudem als schlechter Schwimmer bekannt ist. Die Untersuchung ergab somit eine uneingeschränkte Passierbarkeit für alle im Unterwasser auftretenden wanderbereiten Individuen.
Gleichzeitig konnte mit dem Kameramonitoring dokumentiert werden, dass die Fishcon-Schleuse am Schwarzmühlwehr auch die Wanderung flussabwärts ermöglicht. Insgesamt 43 Fische zwischen 9 und 36 cm Länge nahmen über die Schleuse den Weg nach unten.
Aufgrund dieser guten Ergebnisse ergab die Bewertung der Funktionsfähigkeit durch die Experten des Ingenieurbüros Umweltgutachten Petz eine Einstufung des Fischaufstieges als „voll funktionsfähig“ (Klasse I).
Auch an weiteren Standorten überzeugt die Fishcon-Schleuse
Das Monitoringergebnis überrascht Bernhard Mayrhofer von FISHCON nicht: „Wir konnten die Funktion bereits an zwei weiteren Standorten erfolgreich nachweisen. Es haben bereits tausende Fische aus über 30 Arten die Fishcon-Schleuse für deren Wanderung genutzt.“ Die guten Ergebnisse, die auch zu einer Berücksichtigung im Österreichischen Leitfaden zum Bau von Fischaufstiegshilfen geführt haben, sowie die vielen Vorteile haben auch weitere Kraftwerksbetreiber überzeugt. Mittlerweile sind in Summe sechs Fishcon-Schleusen in Österreich, Deutschland und der Schweiz in Betrieb. Weitere Projekte befinden sich in Umsetzung.
Besichtigung der Fishcon-Schleuse Schwarzmühlwehr geplant und Funktionsgarantie
Um rasch weitere Kraftwerksbetreiber von der Fishcon-Schleuse zu begeistern, bietet KFD mit dem hauseigenen Ingenieurbüro für Kulturtechnik und Wasserwirtschaft derzeit eine Rückkaufgarantie auf die Fishcon-Schleuse. „Wir sind überzeugt, dass die Fishcon-Schleuse funktioniert und wollen mit dieser Aktion unser junges Partnerunternehmen FISHCON unterstützen“, sagt Stefan Drack. An der Aktion teilnehmen können Kraftwerksbetreiber oder Wasserberechtigte aus Österreich. Allerdings ist die Anzahl an Garantiezusagen limitiert und die Vergabe erfolgt nach dem First-Come-First-Serve-Prinzip – es lohnt sich also hier schnell zu sein.
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