Design-Kraftwerk Hagneck kurz vor Fertigstellung4 min read
Lesedauer: 3 MinutenDie Geschichte des Schweizer Kraftwerks Hagneck reicht bis in das Jahr 1875 zurück. Damals wurde zwecks Hochwasserschutz und der Umwandlung von Sumpfgebiet in Agrarland der Hagneck-Kanal gebaut.
Es kam jedoch zu Problemen mit der Sohleintiefung und so wurden gegen Ende des 19 Jahrhunderts zwei Querbauten errichten. Daraus entstand auch das Kraftwerk Hagneck. Mit über 110 Betriebsjahren war es nun an der Zeit das Kraftwerk zu erneuern. Dieses Bauvorhaben übernahm die heutige Betreiberin, die Bielersee Kraftwerke AG. 2011 fiel der Startschuss zu den Bauarbeiten. Nach der Fertigstellung im Frühjahr 2015 soll das neue Kraftwerk Hagneck im Regeljahr den Verbrauch von 27.0000 Schweizer Haushalten decken können. Auch optisch wird das Kraftwerk, für dessen Gestaltung ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben wurde, ein Blickfang. Prägend im Erscheinungsbild sollte auch der Stahlwasserbau werden, für dessen Umsetzung die Firma Künz aus Hard beauftragt wurde.
Mit dem Bau des Hagneck-Kanals im Jahre 1875 sollte das umliegende Seeland vor Hochwasser geschützt und Sumpfgebiete in Anbauflächen umgewandelt werden. In den Jahren 1897 – 1899 wurde, aufgrund zu hoher Sohlenerosion, der Kanal mit zwei Querbauwerken versehen. In Zuge dessen entstand damals auch das Kraftwerk Hagneck. Über die Jahrzehnte lieferte die Anlage zuverlässig Strom, aber die teils 80 jährige Kraftwerkstechnik und das über 110 Jahre alte Wehr waren nun am Ende ihrer technischen Lebenszeit angekommen. Die Stabilität und Sicherheit am Wehr konnte nicht mehr gewährleistet werden. Dies verdeutlichte auch das Hochwasser am 22. August 2005, bei dem das Wehr mit 1.514 m3/s an seine Grenzen gebracht wurde. Ein Neubau war also fällig, aber der Weg bis dahin sollte kein einfacher werden. Mit der Gründung der Bielersee Kraftwerke AG (BKW) im Jahre 1992 begannen die ersten Überlegungen über den Neubau des Kraftwerks Hagneck.
Schwierige Konzessionsphase
Im August 2004 reichte die BKW AG die Unterlagen beim Kanton ein. Die Konzession wurde im ersten Zuge jedoch wegen Bedenken des Denkmalschutzes nicht gewährt. Nach weiterer Ausarbeitung wurde im Dezember 2008 erneut um eine Konzession angesucht. Im zweiten Anlauf wurde diese nun auch erteilt. Die eingereichte Planung zum Neubau des Kraftwerks Hagneck sah den Ersatz des Wehres 50 m unterhalb des alten vor. Insgesamt sollten 4 Wehrfelder mit einer Breite von je 15 m gebaut werden. Im Hochwasserfall soll in Zukunft eine Abfuhrmenge von 2.700 m3/s bei geöffneten Wehrfeldern möglich sein. Zwei Kaplan Rohrturbinen mit einer maximalen Ausbauwassermenge von 280 m3/s werden für die Stromproduktion zuständig sein und im Regeljahr 107 GWh produzieren. Besonderen Fokus legte man auch auf denkmalschutzrechtliche und ökologische Aspekte. Für die Durchgängigkeit wurde so ein aufwändiges naturnahes Umgehungsgerinne mit mehreren Strängen eingeplant.
Stahlwasserbau mit Design
Im Mai 2011 erhielt die BKW AG schließlich die endgültige Baugenehmigung und bereits zwei Monate später erfolgte der Spatenstich. Für die Gestaltung der neuen Anlage wurde im Herbst 2009 ein öffentlicher Architekturwettbewerb ausgeschrieben, aus welchem als Sieger das Projekt „Tiefgang“ des Ingenieur- und Architekturbüros Penzel & Valier hervorging. Eine tragende Rolle im Design spielt dabei auch der Stahlwasserbau, für dessen Planung und Umsetzung das österreichische Traditionsunternehmen Künz aus Hard beauftragt wurde. Weil die Betreiberin sehr viel Wert auf regionale Wertschöpfung legte, arbeitete Künz dabei sehr eng mit Schweizer Unternehmen zusammen. Die Koordination dieser übernahmen die Vorarlberger: „Es musste sehr viel zwischen den Unternehmen koordiniert werden aber die Zusammenarbeit funktionierte einwandfrei“, so Projektleiter Dipl. Ing. Marco Hagspiel von Künz. Das Unternehmen selbst stellte dabei vier Projektingenieure, jeweils einen Projekt-, Montage- und Montageeinsatzleiter, sowie gleichzeitig bis zu 5 Monteur bzw. Schweißer. Für die Kraftwerksausstattung lieferte und installierte Künz 4 Drucksegmente mit Aufsatzklappe, 4 Nadelwehre, 4 Dammtafeln, 2 Turbineneinlaufrechen, jeweils einen Turbineneinlauf- und Turbinenauslaufbalken, ein Dammbalkenlager, eine seilbetriebene Rechenreinigungsmaschine vom Typ RRM-G85 mit hydraulischem Greifkran und eine Abschwemmrinne. Die Stahlwasserbaugruppen wurden bei der Umsetzung dabei stark den Wünschen der Architekten angepasst, um den Designvorgaben gerecht zu werden. Künz war diesen Anforderungen, aufgrund jahrelanger Erfahrung und Kompetenz durch viele Referenzprojekte, gewachsen. Der Lohn für den Aufwand ist ein einzigartiges Referenzprojekt: „Für Künz ist dieses Kraftwerk eine sehr schöne Referenz und wir sind stolz unseren Beitrag dazu geleistet zu haben“, so Projektleiter Dipl. Ing. Marco Hagspiel abschließend.
Fertigstellung im Frühjahr 2015
Läuft alles nach Plan, so soll das neue Kraftwerk Hagneck noch im Frühjahr 2015 nach fast vierjähriger Bauzeit fertiggestellt werden. Mit dem erneuerten, modernen Kraftwerk wird durch die Steigerung der Effizienz die Produktion um 35% erhöht, ohne die Umwelt dabei zu dabei negativ zu beeinflussen. Das entspricht in etwa dem Stromverbrauch von durchschnittlich 27.000 Schweizer Haushalten. Neben den optischen Aspekten wird dadurch eine maximale Energieeffizienz unter zeitgemäßen, ökologischen Bedingungen erreicht.
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