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Ersatzneubau KW Stadl-Paura3 min read

27. Feber 2014, Lesedauer: 3 min

Ersatzneubau KW Stadl-Paura3 min read

Lesedauer: 3 Minuten

Am 7. September 2013 ist der Ersatzneubau des Wasserkraftwerks Stadl-Paura an der Traun feierlich eröffnet worden. Durch die Modernisierung steigert sich die Leistung von 750 KW auf ca. 3,6 MW.

Die Jahresproduktion konnte dadurch auf 19 GWh erhöht werden, was dem Durchschnittsjahresverbrauch von rund 5.500 Haushalten mit 17.000 Einwohnern entspricht. Für diese umfangreiche Revitalisierung investierte die Energie AG 17,6 Millionen Euro. Dabei wurde auch ein großes Augenmerk auf die Akzeptanz in der Bevölkerung und die ökologische Umsetzung gelegt.

In den Jahren 1916 und 1921 errichtete
die Hitiag Leinen AG das Wasserkraftwerk
an der Traun im oberösterreichischen
Stadl-Paura. 1999 erwarb die Energie
AG die in die Jahre gekommene Anlage, welche
während des Hochwassers drei Jahre später
schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Aufgrund der Tatsache, dass die Ausbauwassermenge
ziemlich gering war und bedingt
durch die schlechten Wirkungsgrade nur ein
Viertel des vorhandenen Wasserkraftpotentials
zur Energiegewinnung genutzt werden
konnte, entschloss man sich nach reiflicher
Überlegung zu einem Ersatzneubau im Herbst
2011. Dabei konnte man die bereits bestehende
Wehranlage optimal in das Neubaukonzept
integrieren.
STEIGERUNGEN AUF ALLEN LINIEN
Die Daten sprechen für sich: Schaffte die alte
Anlage eine Engpassleistung von gerade 760
kW, sind es jetzt 3,6 MW. Heute nutzen die
Maschinen mit einem Schluckvermögen von
insgesamt 90 m³/s annähernd die vierfache
Ausbauwassermenge. Zudem wurde die Fallhöhe
um knapp einem Meter auf 5,35 m erhöht.
All diese Faktoren sorgen dafür, dass das
Regelarbeitsvermögen von 5,5 GWh auf nunmehr
19 GWh gesteigert werden konnte. Die
alten drei Francis-Schachtturbinen wurden
durch zwei Kaplan-Rohrturbinen aus dem
Hause Kössler ersetzt, die neuen Generatoren
stammen vom spanischen Hersteller Indar.
Die Steuerungsautomatik, das SCADA-System
wurde vom niederösterreichischen ETechnik-
Spezialisten Schubert Elektroanlagen
beigesteuert. Die Verantwortlichen setzten
also durchweg auf absolute Branchenprofis.
FREIER DURCHFLUSS GARANTIERT
Auch was die stahlwasserbauliche Ausrüstung
und die Rechenreinigungsmaschinen anging,
vertraute die Energie AG auf das Know-how
eines renommierten Branchenunternehmens
– jenes der Firma Muhr aus dem bayerischen
Brannenburg. Diese lieferte zwei Rechen rei –
ni gungs maschinen vom Typ HYDRONIC
TD-400, die vollautomatisch und jeweils mit einem hydraulischen Doppel-Teleskoparm
arbeiten. Mit einer Harkenbreite von jeweils
7,2 Metern und einer Reinigungstiefe von
über 10 Metern sorgen diese Systeme für eine
effiziente Reinigung des Einlaufrechens und
eine konstante Durchflussleistung. Darüber
hinaus lieferte Muhr eine breite Palette von
nicht weniger als 14 Einzelpositionen aus
dem umfangreichen HYDROCON-Stahl –
wasserbau-Portfolio. Dazu zählen etwa der
komplette Einlaufrechen mit Unterstützungs –
trägern, eine Spülrinne mit Schürze und Spül –
pumpe, ein hydraulisch betätigter Platten –
schieber sowie ein Alu-Dammbalken-System
für den Turbineneinlauf, bestehend aus 30
Einzelsegmenten. Hinzu kamen noch 5
Ober- und 2 Unterwasserdammtafeln mit
Zangen balken, eine hydraulische Stauklappe
und ein hydraulischer Treibgutgreifer für
besonders sperriges Treibgut wie Baum –
stämme oder ähnliches. Der gesamte Liefer –
umfang von Muhr stellt damit einen wichtigen
Baustein im Gesamtkonzept des neuen
Kraftwerks Stadl-Paura dar.

KAMPF MIT DEM HOCHWASSER
Während des Jahrhunderthochwassers im Juni
dieses Jahres wurde das Krafthaus teilweise
überflutet. Neben kleineren Schäden am
Bauwerk wurde auch der Maschinensatz 1 in
Mitleidenschaft gezogen. Um auf Nummer
sicher zu gehen und nicht die Garantie- und
Gewährleistungsansprüche zu verlieren, entschied
man sich für eine Überprüfung des
Generators im spanischen Herstellwerk. Somit
verzögerte sich die vollständige Inbetriebnahme
um einige Wochen. BÜRGERFREUNDLICHE & ÖKOLOGISCHE PLANUNG
„Wir haben von Anfang an offen den Dialog
mit der Gemeinde und den Bürgern geführt
und mit dem Bürgerbeirat ein entsprechendes
Forum geschaffen“, erklärt Energie-AG
Generaldirektor Leo Windtner. Zu sehr waren
noch die Erinnerungen an das heftig
umstrittene Kraftwerksprojekt Lambach in
den Köpfen, das nur wenige Kilometer flussabwärts
realisiert wurde. Aber ein lösungsorientiertes
Gesprächsklima führte sehr schnell
zu einer hohen Akzeptanz für den Kraftwerksbau bei der Bevölkerung in Stadl-Paura.
Und da man den Werkskanal der alten Anlage
aufgelassen hatte, waren neue Nutzungsmöglichkeiten
des rund 70.000 m² großen
Areals entstanden. Parallel dazu kam auch die
ökologische Seite nicht zu kurz: So wurde der
neue Fischaufstieg in einer betont naturnahen
Bauweise angelegt, der sich bestens in den
Naturraum integriert.
FEIERLICHE EINWEIHUNG BEI HERRLICHEM
WETTER
Zu der feierlichen Eröffnung am 7. September
kamen neben Persönlichkeiten aus Politik
und Wirtschaft auch zahlreiche Besucher. Bei
sommerlichen Temperaturen ließen es sich
knapp 2.000 Schaulustige nicht nehmen, sich
das auch architektonisch sehr ansprechende
Bauwerk näher anzusehen. Auch Energie-
Landesrat Rudi Anschober zeigte sich begeistert
und meinte: „Das Kraftwerk ist ein
Musterbeispiel für den Wasserkraftausbau im
Einklang mit der Natur“. In die selbe Kerbe
schlug der oberösterreichische Landeshauptmann
Dr. Josef Pühringer: „Kleinwasserkraftwerke
vermeiden jährlich ca. 480.000
Tonnen CO2 im Vergleich zur Stromproduktion
mit fossilen Energieträgern. Stadl-
Paura ist ein wichtiger Schritt zu einer nachhaltigen
und sauberen Versorgung mit umweltfreundlicher
Energie aus Wasserkraft.“

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