GHE in Siebenbürgen4 min read
Lesedauer: 3 MinutenLängst hat sich der oberösterreichische Wasserkraftspezialist GHE (Global Hydro Energy) auch am aufkommenden Wasserkraftmarkt Rumänien etabliert.
Im vergangenen Jahr rüstete das Unternehmen etwa das Hochdruck-Kraftwerk Varghis in der zentralrumänischen Provinz Siebenbürgen aus. Die 4-düsige Pelton-Turbine made-in-Austria, ausgelegt auf 1.044 kW Ausbauleistung, garantiert dem neuen Kraftwerk einen energiewirtschaftlich effizienten und zugleich langlebigen Betrieb. Für GHE ein weiterer Meilenstein in seinem Marktauftritt in Rumänien.
Seit der Liberalisierung des rumänischen Strommarkts im Jahr 2004 gewinnt der Ausbau der Wasserkraft im Land zusehends an Dynamik. Die Voraussetzungen stellen sich schlussendlich ideal dar, das Potenzial ist dank der Topographie und dem Wasserreichtum enorm. Das theoretische Erzeugungspotenzial, kalkuliert auf Basis von 30-jährigen Messdaten, liegt bei sagenhaften 70 TWh. Knapp die Hälfte davon sind nach Angaben der rumänischen Kleinwasserkraft-Vereinigung ROSHA technisch und ökologisch realisierbar. Bekannt ist, dass an den großen Gewässern – wie Donau, Siret, Olt oder Mures – bereits einige Großkraftwerke Strom aus Wasserkraft produzieren. Von der installierten Gesamtleistung von rund 6.130 MW entfällt der Löwenanteil auf diese Großkraftwerke, lediglich 380 MW wurden bis zum Jahr 2010 von Kleinkraftwerken beigesteuert. Doch dieses Bild ist im Wandel. Der rumänische Kleinwasserkraftmarkt gehört heute zu den aktivsten, spannendsten und attraktivsten in ganz Europa. Laut ROSHA wurden alleine im Jahr 2011 rund 300 Kleinkraftanlagen – mit einer installierten Einzel-Ausbauleistung von unter 10 MW – realisiert. In Summe weisen sie 364 MW installierte Leistung, oder ein Gesamt- Arbeitsvermögen von rund 950 GWh auf.
POLITPROMINENZ BEI DER ERÖFFNUNG
Eines dieser 300 im Vorjahr realisierten Kraftwerke entstand in dem zentralrumänischen Städtchen Vlahita am West Hang des Harghita-Gebirges, einem Teil der Ostkarpaten. Vlahita, auf Deutsch bekannt unter dem Namen Wlachendorf, das 1968 das Stadtrecht zugesprochen bekam, gehörte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs der k.u.k. Monarchie Österreich-Ungarn an. Seine größte Bedeutung verdankte es in der Vergangenheit der hier ansässigen, traditionsreichen Metallverarbeitung. Ebenfalls von wirtschaftlicher Bedeutung für Wlachendorf war ein Ökostrom-Projekt, das innerhalb eines halben Jahres realisiert wurde: das Kleinwasserkraftwerk Varghis. Nicht von ungefähr war die lokale Politprominenz in großer Zahl zugegen, als am 29.11. letzten Jahres die groß angelegte Eröffnungsfeier über die Bühne ging. Bürgermeisterin Mária Ella Burus und der Pfarrer der Stadt übergaben die Anlage feierlich ihrer Bestimmung. Realisiert wurde das Kraftwerk von der Firma Xindex Eco KFT, die ihren Sitz unweit der neuen Anlage hat – und die mit dem Projekt Varghis ihre ersten Sporen auf dem Wasserkraftsektor verdient hat.
MASSGESCHNEIDERTE TURBINENTECHNIK AUS ÖSTERREICH
Bei der Umsetzung vertrauten die Betreiber auf das Know-how und die Qualität des oberösterreichischen Wasserkraftspezialisten GHE, der die gesamte elektro-mechanische Ausrüstung des neuen Kraftwerks lieferte. Neben der Turbine umfasste das Auftragspaket auch den Generator, eine Einlaufklappe, ein Verbindungsrohr, die Niederspannungsanlage sowie das bewährte, im eigenen Haus hergestellte Steuerungssystem Heros. Bei der Turbine handelt es sich konkret um eine 4-düsige, vertikalachsige Pelton-Turbine, ausgelegt auf einen Ausbaudurchfluss von 0,53 m3/s sowie ein Nettogefälle von 224,32 m. Mit einer Nenndrehzahl von 1.000 Upm treibt sie einen – ebenfalls aus Österreich stammenden – bürstenlosen Synchrongenerator (Hitzinger) an, auf dessen Welle direkt das Laufrad der Turbine geflanscht ist. Die Ausbauleistung der hochwertigen Turbine liegt bei 1.044 kW. Der Maschinensatz wurde hochexakt an die hydrologischen Bedingungen adaptiert. „Das genutzte Gewässer ist ein typischer Gebirgsbach, dessen Ganglinie stark den jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen ist. Alleine aus diesem Grund bot sich eine 4-düsige Maschine als günstigste Lösung an“, erklärt der Projektleiter von GHE, Ing. Mario Prüher.
PRODUKTIONSSTART VOR DEM WINTER
Aus technischer Sicht – so Prüher – habe das Projekt Varghis keine außergewöhnlichen Herausforderungen für das österreichische Wasserkraft-Unternehmen mit sich gebracht. Lediglich das knapp bemessene Zeitkorsett des Auftraggebers habe für so manche Sorgenfalte und so manche Stressminute gesorgt. Immerhin galt als offizieller Projektstart Mitte Mai letzten Jahres – und die Vorgabe lautete, dass das Kraftwerk noch vor Wintereinbruch den Betrieb aufgenommen haben müsse. Prüher: „Es ist bekannt, dass in diesem Gebiet, im Bereich der Ostkarpaten Siebenbürgens, die Winter häufig früh hereinbrechen und auch sehr streng ausfallen können. Dies hätte die Montage- und Inbetriebsetzungsarbeiten und somit den offiziellen Betriebsstart der Anlage um Monate hinauszögern können.“ So gelang es dem oberösterreichischen Wasserkraftspezialisten, innerhalb von sieben Monaten – angefangen mit der Vertragsunterzeichnung am 29. April letzten Jahres bis Anfang November – den kompletten Lieferumfang für das Kraftwerk nach Vlahita zu bringen. Nach vier intensiven Wochen, in denen die Montage- und Inbetriebsetzungsarbeiten durchgeführt wurden, produzierte das Kraftwerk Strom, bevor sich der November seinem Ende entgegen neigte. Damit bewies Global Hydro Energy nicht nur seine hohe Kompetenz, sondern auch seine Vertragstreue, die im Rahmen der Eröffnung auch vom Auftragsgeber entsprechend gewürdigt wurde. Für den Betreiber repräsentiert das neue Kraftwerk Varghis einen erfolgreichen Einstieg in das vielversprechende Geschäftsfeld Kleinwasserkraft. Für den Generalausrüster GHE stellt sie eine weitere Referenzanlage im boomenden rumänischen Wasserkraftmarkt dar, der zweifellos noch so manche interessante Perspektive für das renommierte Wasserkraftunternehmen aus Oberösterreich eröffnen wird.
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