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Grundsolide Ökostromproduktion im Schatten der Kärntner Tauernautobahn6 min read

13. Oktober 2023, Lesedauer: 5 min

Grundsolide Ökostromproduktion im Schatten der Kärntner Tauernautobahn6 min read

Lesedauer: 5 Minuten

Rund acht Monate dauerte die Umsetzung des neuen Kleinwasserkraftwerks Hochfeldbach im Kärntner Kremsbrücke. Seit November letzten Jahres liefert die neue Ökostromanlage, die am Fuße der gewaltigen Pfeiler der Tauern Autobahn im Liesertal errichtet worden war, sauberen Strom ins öffentliche Stromnetz. Die besondere Herausforderung lag dabei vor allem in der Verlegung der zug- und schubgesicherten Rohrleitung, die zur Gänze aus Gussrohren von der Tiroler Rohre GmbH (TRM) erstellt worden war. Bis der Triebwasserweg erfolgreich realisiert werden konnte, galt es allerdings einige Hindernisse zu überwinden.

 

 

Sie zählt zu den wichtigsten Nord-Süd-Achsen Österreichs und generell zu den am stärksten frequentierten Alpen-Transitrouten – die Tauern Autobahn, kurz A10 genannt. Erst 1980 wurden jene 12 Autobahnkilometer südlich des Katschbergs fertiggestellt, auf denen die Fahrbahn von insgesamt 254 bis zu 84 m hohen Betonpfeilern an der Ostflanke des Liesertals getragen wird. Ein imposanter Eindruck, speziell wenn man von unten auf die mächtigen Betonriesen emporblickt, die sich über das malerische Liesertal erheben. Am Talgrund schlängelt sich die Lieser durch die Landschaft – ein Wildbach, der schon seit geraumer Zeit zur Stromerzeugung genutzt wird. So wurden etwa vor einigen Jahren von der Kärntner Kelag und ihren Partnern die Kraftwerke Kremsbrücke Oberstufe und Unterstufe errichtet. Die beiden Anlagen erzeugen zusammen im Regeljahr rund 41 GWh sauberen Strom. Mit Spätherbst letzten Jahres ist nun ein weiteres Kraftwerk an der Lieser in Kremsbrücke hinzugekommen: Das neue KW Hochfeldbach, das aber nicht den namensgebenden Fluss des Liesertals, sondern mit dem Hochfeldbach einen ostseitigen Zufluss der Lieser nutzt. Seine Umsetzung gelang vergleichsweise schnell.

Kraftwerk Hochfeldbach
Neue Wasserfassung am Hochfeldbach: Über das Tiroler Wehr werden bis zu 200 l/s eingezogen. Das neue Kraftwerk ist seit Spätherbst letzten Jahres in Betrieb.
© zek

Drei Jahre bis zur Umsetzungsreife
„Seit 2016 haben wir an der Realisierung des Kraftwerksprojekts am Hochfeldbach gearbeitet“, erzählt der Betreiber der Anlage, der Lungauer Robert Gruber, seines Zeichens Ökostrompionier und Betreiber von mehreren Kleinwasserkraftwerken. Im Gespräch mit zek HYDRO verweist er darauf, dass die Zusammenarbeit mit einem anderen lokalen Ökostrompionier, nämlich mit dem leider inzwischen verstorbenen Günther Fürstauer, wesentlich zur Ausarbeitung eines erfolgreichen Kraftwerkskonzepts geführt habe. Die gesamten Bauarbeiten für die Umsetzung des Kraftwerks wurden in der Folge auch von Fürstauer Bau unter der Führung seines Enkels, Günther Fürstauer jun., erfolgreich abgewickelt. Das Konzept für das neue Kraftwerk war überzeugend. Dank seiner soliden Basis gelang es den Projektwerbern, innerhalb von nur drei Jahren sämtliche behördliche Genehmigungen und auch die Vereinbarungen mit den Grundeigentümern zu erlangen. 2019 standen die Ampeln bereits auf Grün. Nachdem Robert Gruber und seine Partner 2020 nach eingehenden Marktvergleichen die Bestellungen für sämtliche Baulose, Komponenten und Gewerke erledigt hatten, stand der Umsetzung nichts mehr im Weg. „Zu diesem Zeitpunkt war das Lieferkettenproblem noch nicht so ausgeprägt, die Corona-Pandemie mit den folgenden Restriktionen war allerdings schon ein Thema“, so der Betreiber.

Kraftwerk Hochfeldbach
Über eine Länge von ca. 780 m wurden Gussrohre von TRM der Dimension DN500 unterirdisch verlegt.
© zek

Neigungen bis 45 Grad
Im Frühling 2022 startete das Team von Fürstauer Bau mit den Bauarbeiten, die sich in weiterer Folge als durchaus anspruchsvoll herausstellen sollten. Das erfahrene Bauunternehmen aus Winklern im Kärntner Mölltal hatte in den folgenden Wochen einige Hürden zu meistern: „Die Verlegung der Rohrtrasse war nicht vom Umfang her fordernd, sondern eher von der Neigung des Hangs und der Tatsache, dass es sich um einen relativ nassen Hang hier an der Ostflanke des Liesertals handelt“, erzählt der bauliche Leiter Günther Fürstauer jun.. Hangneigungen von bis zu 45 Grad verlangten den erfahrensten Baggerfahrern bei Fürstauer Bau ihr ganzes Können ab. „Außerdem war es erforderlich, einen eigenen Weg zur neuen Wasserfassung am Hochfeldbach zu bauen. Anders wäre man mit den Maschinen nicht zum Fassungsstandort gekommen“, so Fürstauer. Das massivste Hindernis im Verlauf der Rohrtrasse stellte allerdings eine zwei Meter dicke Wildbachsperre dar. Die Kernbohrung für die Rohrdurchführung sollte sich über zwei ganze Tage erstrecken. Im letzten Teilstück vor dem neuen Krafthaus galt es außerdem, einmal die Lieser zu überqueren. Dies wurde in Form einer rund 15 m langen Rohrbrücke bewerkstelligt.

Kraftwerk Hochfeldbach
Anschluss der Druckrohrleitung an die Verbindung ins Krafthaus.
© zek

Zementmörtel gegen Autobahn-Salz
Innerhalb von wenigen Wochen gelang es dem Team von Fürstauer Bau, die ca. 780 m lange Druckrohrleitung unterirdisch – mit Ausnahme der Rohrbrücke – zu verlegen. Dabei setzten die Verantwortlichen auf die Qualität der Gussrohre des Tiroler Familienunternehmens mit Sitz in Hall in Tirol. „In unserem Fall lagen die Vorzüge der Gussrohre der Tiroler Rohre GmbH klar auf der Hand. In einem derart steilen und schwierigen Gelände, das zudem durchsetzt ist von diversen Einbauten aus dem Autobahnbau standen Standsicherheit und Betriebssicherheit an allererster Stelle. Mit der zug- und schubgesicherten Variante der TRM-Rohre ist eine enorme Stabilität der Leitung gewährleistet. Erwiesenermaßen hält sie sogar Erdrutschen oder Erdbeben stand“, erklärt der Betreiber. Im unmittelbaren Einflussbereich der Tauernautobahn sprach ein weiterer Aspekt für eine spezielle Sicherheitsausführung der Rohre. Robert Gruber: „Direkt unterhalb einer derart stark befahrenen Autobahn ist die Salzbelastung ungewöhnlich hoch. Im Winter tropft das stark salzhaltige Wasser ungehindert von oben auf den betroffenen Trassenabschnitt. Um Korrosionseffekte an der Leitung zu vermeiden, haben wir in diesem Bereich Rohre mit ZMU-Umhüllung (Zementmörtelumhüllung) eingebaut, die einen optimalen Schutz bieten und so die Langlebigkeit garantieren.“

Verlegung bei jeder Witterung
Was erfahrene Bauteams wie jene von Fürstauer Bau besonders an den Qualitäten der TRM-Gussrohre schätzen, ist deren doch recht einfache Verlegbarkeit im Gelände. Gearbeitet wird in der Regel nach der „Auf-Zu-Methode“: Das bedeutet, dass ein Rohrgraben ausgehoben, das Rohr eingebaut und anschließend die Künette wieder zugeschüttet wird. Das klingt zugegebenermaßen banal, bringt aber entscheidende Vorteile gegenüber anderen Methoden. Denn auf diese Weise kann bei fast jedem Wetter verlegt werden, was sich speziell in Bergregionen aufgrund der Zeitersparnis bezahlt macht. Hinzu kommt eine gewisse Flexibilität in der Rohrleitungsführung. Nicht für jede Hangkrümmung, jede Kurve braucht es ein Formstück. Bei der Dimension DN500, wie sie nun beim KW Hochfeldbach zum Einsatz kam, ist eine Abwinkelung in den Rohrmuffen von bis zu 3 Grad möglich. Dadurch lässt sich die Leitung optimal an die Topographie des Geländes anpassen.

Kraftwerk Hochfeldbach
Am Fuße der Tragpfeiler der Tauernautobahn wurde das neue Kraftwerk errichtet.
© zek

Antrieb aus 4 Düsen
Von seinem Konzept her handelt es sich beim KW Hochfeldbach um ein klassisches Hochdruck-Kraftwerk. Die Fassung ist mit einem Tirolerwehr ausgerüstet, an dem bis zu 200 l/s eingezogen werden. Im Anschluss an das Entsanderbauwerk und einem Feinrechen setzt die 780 m lange Druckrohrleitung an, die letztlich in das dezent gestaltete Krafthaus am Fuße der Autobahnpfeiler einmündet. Für die Stromerzeugung sorgt hier eine 4-düsige Peltonturbine aus dem Hause Unterlercher, die einen direkt gekoppelten Hitzinger-Synchrongenerator antreibt. Bei einer Fallhöhe von 150 m und 200 l/s Ausbauwassermenge kommt die Maschine auf 260 kW. Der hier erzeugte Strom wird zu einer 500 m entfernten Trafostation geführt und danach ins Netz eingespeist. Dank eines großen Einzugsgebiets sinkt die Erzeugung auch in den Wintermonaten nicht allzu stark ab, wie Robert Gruber bestätigt: „Wir haben in diesem Winter gesehen, dass der Maschinensatz auch an den trockensten und kältesten Phasen mit einer Leistung von 60 bis 80 kW am Netz verbleibt.“ Eine wichtige Qualität der Anlage. Insgesamt liefert das neue Kraftwerk im Regeljahr rund 1 GWh sauberen Strom ans Netz. Damit können rund 300 Kärntner Durchschnittshaushalte mit Ökostrom versorgt werden.

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