Innkraftwerk Gars in Betrieb genommen6 min read
Lesedauer: 4 MinutenHochstimmung in Gars am Inn am 28. Juni dieses Jahres. Im Beisein der bayerischen Politik und Wirtschaft wurde das neue 5 MW-Triebwerk beim Kraftwerk Gars am Inn feierlich eingeweiht.
Rund 200 Gäste waren gekommen, um der Eröffnungsfeier für den neuen Ökostromproduzenten beizuwohnen. Circa 20 Millionen Euro hat VERBUND in das Projekt investiert, das immerhin zu einer Effizienzsteigerung von 9 Prozent am Traditionskraftwerksstandort beiträgt. 3.400 Haushalte können mit dem Strom aus dem neuen Triebwerk versorgt werden.
„Wasserkraft ist die älteste und die technologisch ausgereifteste und die grundlastfähige Form der erneuerbaren Energien. Daher müssen wir in Bayern unsere Wasserkraftpotenziale besser heben“, erklärte sich Martin Zeil, seines Zeichens Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, anlässlich der Eröffnungsfeier als Verfechter und Befürworter der Wasserkraft. Zeil führte eine hochkarätige Schar von Vertretern aus Politik und Wirtschaft an, die am 28. Juni nach Gars am Inn gekommen waren, um der feierlichen Eröffnung des neuen Triebwerks beizuwohnen. Neben ihm konnten unter anderem auch der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Gesundheit, Dr. Marcel Huber, oder auch der Altöttinger Landrat Erwin Schneider sowie natürlich auch der Bürgermeister von Gars Norbert Strahlechner bei der Festveranstaltung am Ufer des Inns begrüßt werden. Zeil betonte, dass die Wasserkraft mit einem Anteil von 15 Prozent immer noch die stärkste Fraktion innerhalb der Erneuerbaren am Stromaufkommen in Bayern sei. Der Ausbau bestehender Anlagen, die Nutzung bestehender Querbauwerke und die Prüfung anderer verfügbarer Querbauwerke seien ein Gebot der Stunde, so der Minister, der in diesem Zusammenhang nicht vergaß, die gute Kooperation mit VERBUND hervorzuheben: „VERBUND ist für uns ein Partner, der nicht nur redet, sondern der auch etwas tut“, sagte Zeil.
EFFIZIENZSTEIGERUNG UM 9 PROZENT
Was der österreichische Stromkonzern konkret getan hat, schilderte danach Dr. Ulrike Baumgartner-Gabitzer, die für Wasserkraft zuständige Vorstandsdirektorin der VERBUND AG: „Durch den Neubau des 5 MW-Triebwerks wird die jährliche Stromerzeugung am Standort Gars um 13,7 Mio. Kilowattstunden auf in Summe 170 Mio. Kilowattstunden erhöht. Das bedeutet eine Effizienzsteigerung am Standort um 9 Prozent. VERBUND setzt mit diesem Projekt nicht nur einen weiteren wichtigen Impuls für die erneuerbaren Energieträger in Bayern, sondern unterstützt damit auch das Energieziel der bayerischen Staatsregierung zur Steigerung der Stromerzeugung aus Wasserkraft auf 17 Prozent des bayerischen Strombedarfs bis 2021.“ Noch etwas mehr ins Detail ging schließlich Karl-Heinz Gruber, Geschäftsführer der VERBUND Innkraftwerke GmbH, der besonders auch auf die Abwicklung des Baus stolz war: „In nur 25 Monaten konnten wir während des laufenden Betriebes des bestehenden Kraftwerkes das neue Triebwerk errichten und in Betrieb nehmen. Der Zeit- und Kostenplan wurde trotz einiger Untergrundprobleme und Hochwässer eingehalten und nun, nach rund zwei Jahren Bauzeit hat die neue Kaplanturbine ihre Arbeit aufgenommen und erzeugt umweltschonend Strom aus sauberer heimischer Wasserkraft. Gemeinsam mit unseren bayerischen Partnerund Zulieferfirmen wurden insgesamt 115.000 Stunden an der Konstruktion des Gebäudes und dem Einbau des Maschinensatzes gearbeitet.“ Durch die Nutzung des bestehenden Querbauwerkes konnten die Eingriffe in die Natur so minimal wie möglich gehalten werden. Einige wichtige ökologische Begleitmaßnahmen runden den Neubau ab: Restrukturierung des Nasenbachs, Altwasserentland ungen in den umliegenden Augebieten, verbesserte Fisch-Laichplätze und neue Habitate für die Tier- und Pflanzenwelt. Im Herbst 2013 soll auch linksufrig ein Umgehungs gerinne für die ökologische Organismendurch gängigkeit am Standort Gars begonnen werden.
IMPULSE FÜR REGIONALE WIRTSCHAFT
Zu den volkswirtschaftlichen Effekten erläutert Michael Amerer, Geschäftsführer der VERBUND Innkraftwerke GmbH die Eckdaten: „Die Gesamtinvestition für das Projekt Triebwerk Gars lag bei circa 20 Millionen Euro, dazu kommen noch die ökologischen Begleitmaßnahmen. Unsere Auftragsvergabe hat gezeigt, dass über 80 Prozent der Wertschöpfung in der Region verbleiben. Zudem sichern der Kraftwerksbetrieb und seine Instandhaltung künftig bestehende Arbeitsplätze in der Region und bedeuten neue Arbeitsplätze und jährliche Aufträge für regional ansässige Klein- und Mittelbetriebe“. Der Bürgermeister von Gars Norbert Strahllechner bestätigte die positiven Impulse für die regionale Wirtschaft und lobte vor allem die gute Gesprächsbasis zwischen der Gemeinde und dem Verbund. „Der Dialog zwischen Bauherr, Gemeinde und Bevölkerung war in der Tat sehr gut“, resümiert der Bürgermeister.
IDEE DER VORGÄNGER IN DIE TAT UMGESETZT
Karl-Heinz Gruber nutzte die Möglichkeit, um im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten auch den zahlreichen Helfern zu danken, die in der heiklen Hochwasserphase im Juni unermüdlich mithalfen, das Kraftwerk vor Schaden zu bewahren. Darüber hinaus bedankte er sich auch bei den Vorbesitzern des Kraftwerks von e.on, die schon früher die Idee für dieses Projekt geboren hatten. „Wir wollen uns nicht mit fremden Federn schmücken. Die Idee zum Ausbau um ein weiteres Triebwerk stammt von unseren Vorgängern von der e.on. Sie hatten damals schon erkannt, dass das Kraftwerk zur Zeit seiner Errichtung nicht ganz optimiert ausgelegt war – und es energiewirtschaftlich sinnvoll wäre, das anfallende Überschusswasser ebenfalls hydroelektrisch zu nutzen“, so Gruber. Bislang musste das 1938 in Betrieb genommene Inn-Kraftwerk in einem Durchschnittsjahr an rund 90 Tagen Überwasser ungenutzt passieren lassen. Dank des neuen Triebwerks ist dieser energiewirtschaftliche Schwachpunkt nun Geschichte.
INNOVATIVE MASCHINENTECHNIK VON BULB UMSCHLOSSEN
Das Herz des neuen Kraftwerks besteht dabei aus einer modernen Kaplan Bulb-Turbine aus dem Hause Andritz Hydro, die innerhalb des wasserdichten Bulbes einen direkt gekoppelten Synchrongenerator des Herstellers Indar Electric antreibt. Die Dimensionen und Leistungsdaten des Maschinensatzes sind dabei durchaus beeindrukkend: Bis zu 100.000 Liter pro Sekunde strömen durch das 3,65 Meter große Laufrad, das rund 17 Tonnen wiegt. Nichtsdestotrotz bringt es das Konzept der Bulb-Turbine mit sich, dass durch die horizontale Welle eine kompakte Einbaugröße erreicht werden kann – ein wichtiger Aspekt, um das neue Triebwerk wirtschaftlich in die bestehende Anlage integrieren zu können. Mit exakt 136,364 Upm treibt das Laufrad den Dreiphasen-Synchron- Generator von Indar PSA1800/44 an. Dieser speziell für den Einsatz in einem untergetauchten Bulb designte Generator weist 44 Pole auf und ist auf eine Nennleistung von 5.500 kVA ausgelegt, die Nennspannung beträgt 6.300 V. Zum Zweck der Kühlung implementierte Indar ein eigens dafür entwickeltes Kühlsystem. Für das Unternehmen aus dem Baskenland ist es bereits die dritte derartige Anlage in Zentraleuropa, weitere sind in Planung. Daneben liegt der Fokus von Indar auch in der Sanierung und Revitalisierung von bestehenden Generatoren. Man versteht sich als eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich Generatoren für mittlere und kleine Wasserkraft mit einer gesamt insallierten Kapazität von derzeit 6,5 GW in mittlerweile 40 Ländern.
LEISTUNGSSTARKE VERBUND KRAFTWERKE AM INN
Die erfolgreiche Erweiterung des Inn-Kraftwerks Gars ist Teil der Strategie von VERBUND, seine Laufwasserkraftwerke zu optimieren und das vorhandene Potenzial bestmöglich zu nutzen. Die Revitalisierungen bestehender Anlagen stellen eine wichtige Ergänzung der Ausbauvorhaben von VERBUND dar. Bereits in den Jahren 2004 und 2009 wurden an den Standorten Jettenbach und Wasserburg zwei EEG-Anlagen mit einer Leistung von je 5 MW in Betrieb genommen. Mit dem neuen Triebwerk in Gars umfasst der Anlagenpark der VERBUND Innkraftwerke 14 Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 317,2 MW und einer jährlichen Erzeugung von knapp 1890 GWh.
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