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Neue Druckrohre für das Kraftwerkssystem Reschensee4 min read

19. Mai 2016, Lesedauer: 3 min

Neue Druckrohre für das Kraftwerkssystem Reschensee4 min read

Lesedauer: 3 Minuten

Das Wasserkraftwerk Guido Donegani in Glurns bildet die erste Stufe der „Reschenseen-Konzession“ im Vinschgau. Das System von 1948 nützt den Reschensee und 7 weitere Gewässer zur Stromerzeugung.

 

Für den Transport des Ausbauwassers sorgt ein weitreichendes System bestehend aus Druckrohrleitungen und Druckstollen an beiden Seiten des Tales. Nach langjährigem Dienst sind vor allem die Beton-Druckrohrleitungen an den Grenzen ihrer Haltbarkeit angelangt. Nach einem Rohrbruch im Bereich der Pumpstation am Haidersee im Jahre 2012, entschied sich die Betreibergesellschaft Seledison AG nun die Rohrleitung sukzessive zu erneuern. Den Beginn machte die rund 1.000 m lange Rohrstrecke im Bereich der Bruchstelle am Haidersee.

Der aus dem Wasser ragende Kirchturm im Reschensee gilt heute als Wahrzeichen des Südtiroler Vinschgaus. Mag der Turm eine Faszination für Besucher ausüben, sehen ihn Einheimische gleichsam als stumme Anklage, um welchen Preis hier “Fortschritt” erkauft wurde. Die heute als „Tragödie des Reschensees“ titulierte Geschichte war der rücksichtslosen Diktatur Benito Mussolinis zu verdanken. Dem Reschensee fielen damals das malerische Dorf Graun mit insgesamt 163 Häuser und Teile des Ortes Reschen zum Opfer. Zusätzlich verloren die Dorfbewohner 523 ha fruchtbarer Kulturboden und somit ihre Lebensgrundlage. Über die Hälfte der 650 Bewohner von Graun mussten in die Fremde ziehen, rund 1000 Menschen waren von der Katastrophe betroffen. Gegenüber des daraus entstandenen Kraftwerks „Guido Donegani“ thront heute noch immer das Denkmal des „Rossbändigers“, dem es gelungen ist, die mächtigen Naturkräfte zu bezwingen und für seine Zwecke zu nutzen. Er steht somit symbolhaft für die Nutzung der Wasserkraft zur Stromerzeugung. Mit schwarzem Humor wird die Statue von Einheimischen auch „Bennito`s Pferdeflüsterer“ genannt – in Anlehnung an den damaligen Diktator und den damit verbundenen Größenwahn der Faschisten.

Beeindruckendes Kraftwerkssystem
Unabhängig von dem viel zu hohen „Preis“, der dafür bezahlt werden musste, ist das Kraftwerkssystem rund um den Reschensee aber ein technisches Meisterwerk. Ein weit verzweigtes Stollen- und Rohrsystem sammelt Wasser von nahezu jedem Gewässer der links- und rechtsseitigen Seitentäler des Vinschgaus vom Reschensee hinab bis Schluderns. Es handelt sich dabei um das weitreichende Gewässersystem der Etsch mit seinen Zuflüssen: Arundabach, Meltzbach, Marienbergbach, Zerzerbach, Punibach und dem Saldurbach. Der Reschensee fungiert dabei als zentraler Jahresspeicher und versorgt die beiden Kraftwerksstufen in Glurns und Kastelbell mit Ausbauwasser. Die erste Kraftwerksstufe in Glurns kann somit auf eine maximale Wassermenge von 22 m3/s zurückgreifen. Bei einer Fallhöhe von 586,2 m sorgen 2 x 2 Pelton-Turbinen für eine durchschnittliche Jahresproduktion von 248.740.000 kWh.

Rohrbruch am Haidersee
Direkt unterhalb des Reschensees liegt auf ca. 1.450 m Seehöhe der Haidersee. Mittels Pumpstation gelangt hier das Wasser in den Druckstollen des Wasserkraftwerks Glurns. Konkret wird hier das gefasste Wasser der rechtsufrigen Zuflüsse der Etsch – der Arundabach, der Meltzbach, der Marien-bach und der Zerzerbach – in den Stollen gepumpt. Genau bei diesem Abschnitt von der Pumpstation hin zum Druckstollen kam es im Jahre 2012 zu einem Bruch der armierten Beton-Druckrohrleitung.  Daraufhin beschloss die Betreiberin, die Seledison AG, den kompletten Druckrohrleitungsabschnitt zu erneuern und weitere Teile des Rohrleitungssystems zu überprüfen.

Duktile Gussrohre für die nächsten Generationen
Aufgrund der hohen Druckanforderungen und dem teilweise schwierigen Gelände entschied man sich für robuste duktile Gussrohre aus dem Hause TRM. Dank der bereits mehrfach bewährten längskraftschlüssigen VRS-T/BLS Verbindung ist sowohl eine schnelle Verlegung als auch eine zuverlässige Verbindung über Generationen hinaus gesichert. Das TRM-Steckmuffensystem ermöglicht außerdem eine schnelle Inbetrieb-nahme der Rohrstrecke ohne Schweißarbeiten und Schweißnahtprüfungen.

Sonderrohrstück für Be- und Entlüftung
Für den ersten knapp 1.000 m langen Rohrabschnitt, der zurzeit erneuert wird, lieferte TRM Druckrohrelemente mit den Dimensionen DN1000 und einer Druck-stufe bis 10 bar. Da die Rohrtrasse in diesem Bereich relativ unkompliziert verläuft, konnte auf Sonderrohrstücke weitgehend verzichtet werden. Eine Besonderheit der Rohrstrecke ergab sich jedoch aufgrund der ebenfalls benötigten Erneuerung des Be- und Entlüftungssystem. Früher noch in einem separaten Gebäude im Endbereich der Rohrtrasse beheimatet, sollte nun auf Wunsch der Betreibergesellschaft ein Ventil in die Rohrstrecke direkt integriert werden. „Ein Sonderrohrstück solcher Art ist absolut nicht gängig und wurde deshalb von uns speziell für dieses Projekt realisiert“, so geom. Christoph Obkircher, Vertriebsmanager Region Südtirol der Firma TRM. Hierzu wurde ein Flansch mit der Dimension DN300 an der Oberseite der Rohrleitung integriert. Darauf wird später das Ventil verschraubt. Die große Schwierigkeit dabei war, ein geeignetes Ventil für diesen Anwendungszweck zu finden und es sicher an die Rohrleitung anzubinden, sodass es im Einsatzfall einwandfrei und sicher funktioniert.

Fertigstellung im Frühjahr
Die ersten rund 700 m Rohrstrecke konnten bis Mitte November 2015 bereits getauscht werden. Für die Verlegung wurde die Firma Marx AG beauftragt. Aufgrund der Höhenlage wird man die Arbeiten nun bis zum Frühjahr 2016 ruhen lassen. Sollte alles nach Plan laufen, rechnet man bis Mai 2016 mit der Fertigstellung der Verlegung der restlichen 300 m. Wann die Rohrstrecken oberhalb der Pumpstation, die zu insgesamt fünf unterschiedlichen Wasserfassungen führen, getauscht werden, entscheidet sich dann im neuen Jahr.

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