Neues Equipment für Glarner Kraftwerk4 min read
Lesedauer: 3 MinutenAn der Schwelle einer neuen Ära steht das traditionsreiche Kraftwerk Hinterdorf im Süden des Schweizer Kantons Glarus. Die Weseta Kraftwerke AG hat dafür eine Komplett-Erneuerung in Auftrag gegeben.
Kernpunkte dieser Renovierung liegen einerseits in einer Erhöhung der Triebwassermenge von bislang 4,0 m³/s auf 7 m³/s, den dafür erforderlichen baulichen Anpassungen, sowie andererseits in der Erneuerung der elektromechanischen sowie der stahlwasserbaulichen Ausrüstung. Letztere wird von einer schweizerisch-österreichischen Kooperative realisiert, die seit einigen Monaten gemeinsam in der Schweiz am Stahlwasserbaumarkt für Wasserkraftwerke auftritt: der Firma Inauen-Schätti AG aus dem Glarnerland sowie der Firma Braun Maschinenfabrik aus Vöcklabruck.
Eines von zwei Kraftwerken, das die Weseta Kraftwerke AG in der kleinen Glarner Gemeinde Engi betreibt, ist das Kraftwerk Hinterdorf. Dabei handelt es sich um ein Ausleitungskraftwerk, das bislang auf eine Ausbauwassermenge von 4,0 m³/s ausgelegt war. Das aus der Sernf entnommene Triebwasser gelangte über einen ffenenOberwasserkanal zum Maschinenhaus. Die genutzte Bruttofallhöhe liegt bei 8,25 Meter. Im Winterhalbjahr 2009/2010 arbeitete die IM Ingenieurbüro Maggia AG im Auftrag der Weseta Kraftwerke AG eine Machbarkeitsstudie für die Sanierung und Erneuerung des bestehenden Kanalkraftwerks aus. Die ermittelte Bestvariante sah eine umfassende Renovierung vor, wobei die Ausbauwassermenge von 4,0 m³/s auf 7,0 m³/s erhöht werden sollte. Ein weiterer wichtiger Aspekt des neuen Konzepts betrifft die Triebwasserzuleitung: Der bestehende Oberwasserkanal wird zu einem Druckrohr ausgebaut. Mithilfe der neu zu installierenden elektromechanischen Ausrüstung sollte das neue Kraftwerk Hinterdorf nach einem erfolgreichen Umbau eine Ausbauleistung von 520 kW aufweisen. Ein modernes Steuerungs- und Leitsystem wird dafür sorgen, dass die Anlage vollautomatisch und wartungsarm betrieben werden kann.
ALLES NEU AN DER WASSERFASSUNG
Gemäß dem neuen Plan wird eine Umlenkfassung realisiert, die einen weitgehend geschiebefreien Fassungsbetrieb erlauben soll. Das Einlaufbauwerk wird schräg gestellt. Auf der rechten Flussseite – der Kurvenaußenseite – werden Kolkbedingungen und auf der Kurveninnenseite Auflandungsbedingungen geschaffen. Mit einem optimierten Wehrregime kann auf diese Weise ein funktionelles Geschiebemanagement realisiert werden. Die erneuerte Wasserfassung besteht aus folgenden Hauptkomponenten: bewegliches Stauwehr, Einlaufbauwerk, Entsander, Fischaufstieg sowie Apparatekammer. Wichtig ist dabei vor allem, dass die stahlwasserbauliche Ausrüstung einerseits höchste Qualitätskriterien und anderseits auch die modernsten technologischen Anforderungen erfüllt. Aus diesem Grund setzten die Betreiber ihr Vertrauen in die Schweizer Inauen- Schätti AG, die gemeinsam mit der Firma Braun Maschinenfabrik aus Oberösterreich seit gut einem Jahr eine strategische Partnerschaft am Schweizer Wasserkraftmarkt bildet. Zusammen werden dabei perfekt die sich bietenden Synergieeffekte genutzt. Während die Inauen-Schätti AG über eine hohe Kompetenz in Hinblick auf die Entwicklung von Sonderanfertigungen und Spezialmaschinen, sowie über Erfahrung in den Bereichen Stahlbau und Spezialmontagen, kann die Braun Maschinenfabrik mit einem extrem breiten Know-how im Bereich Stahlwasserbau für Wasserkraftwerke aufwarten. Das österreichische Unternehmen stellt in diesem Sektor europaweit eine erfahrene Größe dar, die auf hunderte von erfolgreichen Referenzen verweisen kann. Für die Renovierung des Kraftwerks der Weseta Kraftwerke AG liefert die österreichisch-schweizerische Kooperative eine Fischbauchklappe, Grundablasschütz, Einlaufschütz, Entsanderspülschütz, Feinrechen, eine Rechenreinigungsmaschine sowie einen Einlaufschütz für den neuen Fischaufstieg. Sämtliche Antriebe der Abschlussorgane werden ölhydraulisch ausgeführt. Die Anlage wird durch die geplanten Änderungen in Zukunft in der Lage sein, auch größere Hochwässer bis HQ100 durch die beiden Wehröffnungen ins Unterwasser abzuführen.
STROM FÜR 600 HAUSHALTE
Vollständig erneuert wird auch die Entsanderanlage, die über eine Länge von 40 Meter angelegt wird. Der Spülschütz am Ende des Sandfangs stellt die Längsspülung des Entsanderbeckens sicher. Im Anschluss daran fließt das Triebwasser in den nun als Druckrohr ausgeführten Oberwasserkanal. Am Einlauf schützt ein Feinrechen, der von einer Rechenreinigungsmaschine vollautomatisch rein gehalten wird, vor allfälligem Geschwemmsel. Die Steuereinheiten und Hydraulikaggregate für die neuen Verschlussorgane werden nun in einer ebenfalls neu errichteten Apparatekammer untergebracht. Die alte Maschinenzentrale wurde vollständig abgebrochen und ein neues Zentralengebäude nur rund fünf Meter weiter flussabwärts errichtet. Es beinhaltet den neuen Maschinensatz, der aus einer doppelt regulierten Kaplanturbine besteht, die einen direkt gekoppelten Synchrongenerator antreibt. Die produzierte Energie wird in eine naheliegende Trafostation geleitet, wo ein neuer Blocktrafo die Spannung auf das Netzniveau von 16 kV hochspannt. Noch sind die Umbauarbeiten in Gange. Doch schon bald wird das neue Kraftwerk HInterdorf wieder Strom ins lokale Netz einspeisen. Und zwar deutlich mehr als zuvor: Mit seiner neuen Ausrüstung wird die Anlage in Zukunft rund 2,44 GWh pro Jahr erzeugen. Das reicht aus, um circa 600 Durchschnittshaushalte mit sauberem Strom aus Wasserkraft zu versorgen. Und mit der hochwertigen Ausrüstung ist zudem ein sicherer Betrieb für die nächsten Jahre und Jahrzehnte garantiert.
Bericht aus zek Hydro – Juni 2012
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