Portugal: KW Picote setzt auf Muhr3 min read
Lesedauer: 2 MinutenPortugals größter Energieversorger EDP hat in den vergangenen Jahren einen nationalen Plan zum Ausbau der erneuerbaren Energien aus Wasserkraft beschlossen.
Dies soll durch Neubauten und Kraftwerksrevitalisierung in den nächsten Jahren geschehen. Die derzeit installierte Kraftwerksleistung des Landes von mehr als 4,7 GW soll in den kommenden Jahren deshalb um weitere 3,0 GW ausgebaut werden. Einer dieser kürzlich ertüchtigten Standorte ist das Speicherkraftwerk Picote im Nordosten Portugals, welches im Jahre 2011 nach umfangreichen Erweiterungsarbeiten mit einer zusätzlichen Kraftwerkszentrale ausgestattet wurde. Das bayrische Unter nehmen Muhr GmbH war im Rahmen dieses internationalen Großprojektes mit der Lieferung und Montage zahlreicher großdimensionierter Stahlwasserbau komponenten betraut.
Das 1958 erbaute Speicherkraftwerk Picote liegt am Grenzfluss Douro zwischen Spanien und Portugal, die Nutzung der Wasserkraft erfolgt aber ausschließlich auf portugiesischer Seite. Mit 3 baugleichen Francis-Maschinensätzen verfügt diese Anlage über eine installierte Leistung von 180 MW und ein Jahresarbeitsvermögen von ca. 870 GWh. Die Verantwortlichen des Betreibers EDP sahen aber das energiewirtschaftliche Potential des Standorts noch lange nicht ausgereizt, da bei der bestehenden Anlage viel Wasser ungenutzt über die Staumauer abgeführt werden musste. Somit machte man sich im Zuge des nationalen Wasserkraft-Ausbauprogramms Gedanken über effiziente Erweiterungsmöglichkeiten der bestehenden Anlage.
NEUES KRAFTWERK VERDOPPELT LEISTUNGSPOTENZIAL AM STANDORT PICOTE
Als Lösung kristallisierte sich schließlich der Bau eines zweiten Speicherkraftwerkes heraus, welches unter dem Namen Picote II in unmittelbarer Nähe zur bestehenden Anlage Picote I in einer 125 Meter tief im Berg liegenden Kavernenzentrale (mit den Dimensionen 68 Meter Länge, 23 Meter Breite und 58 Meter Höhe) errichtet wurde. Das neue Kraftwerk wird vom selben Speicher gespeist wie die Altanlage, die Wasserfassung zum ca. 500 Meter langen unterirdischen Triebwasserweg wurde etwas oberhalb des alten Krafthauses positioniert. Die für die Bau und Montagearbeiten notwendigen Zugangsstollen addieren sich zu einer Gesamtlänge von über 1,3 Kilometer. Den Zuschlag für die elektromaschinelle Ausrüstung des neuen Kraftwerks erhielt im Jahre 2007 das Konsortium Voith-Siemens. Der 56-Millionen-Euro-Vertrag umfasst die Lieferung einer Francis-Turbine mit einer Nennleistung von 248 MW inklusive der dazugehörigen elektrischen Ausstattung samt 273-MVA-Generator, Erregersystem, Leittechnik und Balance-of-Plant-Ausrüstung.
STAHLWASSERBAUSPEZIALIST MIT SONDERLÖSUNGEN GEFORDERT
Auch bei den aufwendigen Speziallösungen für den Stahlwasserbau wurde seitens der Auftraggeber auf deutsches Know-how vertraut. Der Branchenspezialist Muhr GmbH aus dem bayrischen Brannenburg wurde vor allem mit der Ausstattung der Anlage mit großdimensionierten Absperrorganen betraut. Der umfangreiche Auftrag beinhaltete 2 Rollschütze als Sicherheitsabsperrorgane für den Turbineneinlauf (max. Wassersäule 33,2 Meter, ausgelegt auf Betrieb bei vollem Wasserdruck), 2 Rollschütze für den Auslauf sowie 3 Dammtafeln. Außerdem wurde der Rechen samt Rechenreinigungsmaschine mit integriertem 40-Tonnen Dammtafelhubwerk geliefert und montiert. Die großen Dimensionen der einzelnen Komponenten sowie schwer zugängliche Montage-Locations stellten die Projektausführenden der Muhr GmbH vor besondere Herausforderungen bei der neuen Anlage Picote II. Dazu zählte vor allem die aufwendige Montage des 45 Tonnen schweren Turbinenauslaufschützes mitten im Berg sowie die Hydraulikzylinder mit über 12 Meter Hub und einer Hubkraft von je 92 Tonnen.
PICOTE II ALS ERSTES PROJEKT DES AUSBAUPROGRAMMS REALISIERT
Der portugiesische Auftraggeber EDP war mit den Stahlwasserbau-Sonderlösungen aus der Produktsparte HYDROCON der Fa. Muhr und deren termingerechten Lieferung und Montage sehr zufrieden. Mit der Erfahrung aus weltweit über 2000 installierten Anlagen untermauerte der Stahlwasserbauer aus Brannenburg auch mit der Bewältigung dieser großdimensionierten Sonderlösungen im neuen Speicherkraftwerk Picote II seine Position als einer der Branchenführer auf dem internationalen Wasserkraftmarkt. Die neue Anlage Picote II konnte schließlich im Herbst 2011 als erstes Wasserkraftprojekt des neuen nationalen Ausbauprogramms in Betrieb genommen werden und liefert seither ein jährliches Regelarbeitsvermögen von weiteren 239 GWh vom Standort am Grenzfluss Douro ans portugiesische Netz.
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