Rohrverlegung KW Fritzbach7 min read
Lesedauer: 5 MinutenAm 4.Dezember 2013 fiel der Startschuss zu den Bauarbeiten des Kleinkraftwerks Fritzbach – ein Gemeinschaftsprojekt von Salzburg AG und Österreichischen Bundesforsten (ÖBf). Seither wird eifrig an…
…dem Bauvorhaben gearbeitet, dessen Finalisierung für Sommer 2015 anberaumt ist. Besonderes Augenmerk liegt derzeit auf der Rohrverlegung. Mit einer Gesamtlänge von rund 8.700 m wird im Fritztal derzeit eine der größten GFK-Druckrohrleitungen Österreichs verlegt. Da die Verlegearbeiten in einem äußerst beengten Tal durchgeführt werden, stehen die Projektverantwortlichen vor großen logistischen Herausforderungen. Der Kontakt mit der Bevölkerung der Anrainergemeinden wird daher groß geschrieben. Bis jetzt konnten gut 2.200 m verlegt werden. Damit liegt man sowohl im Zeit- als auch im Kostenplan.
Über drei Pongauer Gemeinden erstreckt sich das Kraftwerksprojekt Fritzbach. Die rund 8.700 m lange Druckrohrleitung wird dabei zum Großteil in der Bundesstraße B99 zwischen Pfarrwerfen und Hüttau verlegt. Besonders verkehrstechnisch entbehrt das Projekt deshalb auch nicht einer gewissen Brisanz. Regelmäßig treffen sich die Projektverantwortlichen der Salzburg AG mit den Bürgern, um zu diskutieren, um aufzuklären und den weiteren Bauverlauf abzustimmen. Auch schon vor der offiziellen Grundsteinlegung am 4. Dezember 2013 bezog man die Bevölkerung mit ein.
Logistik und Sicherheit
Ganze 6 km der geplanten Rohrstrecke werden in der B99 verlegt. Dies bedeutet zwar einerseits einen geringen Eingriff in die Natur aber auf der anderen Seite auch eine große Herausforderung in Sachen Logistik, Verkehr und Sicherheit. Die Landstraße im Salzburger Pongau führt durch das sehr enge Fritztal, das beidseitig von Gebirge eingeschlossen ist. Sie ist eine wichtige Verbindung zwischen den Pongauer Gemeinden und eine Umfahrung ist nur großräumig möglich. Viele Schüler/innen und Pendler sind unter anderem auf die Busverbindungen zu den Anschlusszügen in Bischofshofen angewiesen. Ein schlüssiges und funktionelles Verkehrskonzept musste also erstellt werden. Verkehrstechnisch löst man das Problem mit einer Ampelregelung. Dabei ist der Linienbus in den Stoßzeiten mit einem sogenannten „Dauergrün“ in der Ampelregelung bevorzugt, wodurch sich seine Wartezeit verringert und somit gewährleistet wird, dass die Fahrgäste ihre Anschlusszüge in Bischofshofen erreichen. Zudem musste die Sicherheit für die Arbeiter und Verkehrsteilnehmer gleichermaßen gewährleistet werden. Aus diesem Grund ließ man die gesamte Rohrstrecke vorab geologisch und sicherheitstechnisch überprüfen. „Potentielle Gefahrenstellen wurden mit Steinschlagnetzen und Spritzbeton gesichert. Auch während der gesamten Bauarbeiten wird ein Geologe die Umgebung permanent prüfen und beobachten. Bei einem besonders sensiblen Abschnitt der Strecke wird er dann permanent vor Ort sein. Bei den geplanten Brückenquerungen und speziellen Tiefbauarbeiten ziehen wir auch einen Statiker hinzu“, erklärt der Projektleiter der Salzburg AG, Ing. Thomas Friedrich. Damit die Arbeiten so schnell wie möglich auf der B99 beendet werden können, sind aktuell zwei Partien gleichzeitig im Einsatz.
Fräsen statt sprengen
Der Großteil der Rohre wird in felsigem Untergrund verlegt. Sprengarbeiten sind aufgrund der Verkehrssicherheit und Logistik nicht möglich, und so greift man auf den Einsatz einer Gesteinsfräse zurück. Dabei setzt man auf die Erfahrung der Firma Bernegger aus Molln. Zusätzlich werden zur Unterstützung auch Firmen der Region in die Bauarbeiten mit einbezogen. „Uns war sehr wichtig, dass hier auch alle Unternehmen aus der Region zum Zug kommen“, so Thomas Friedrich. Zur Beschleunigung der Rohrverlegung tragen die Fräsarbeiten grundsätzlich nicht bei, heißt es von Seiten der Bauleitung. Doch sie bringen den großen Vorteil mit sich, dass das Bett der Künette nicht mehr nachgearbeitet werden muss. Dies erleichtert im Grunde die Verlegung. Obwohl schwieriger zu bearbeiten, hat der felsige Untergrund im Fritztal auch positive Seiten: Dadurch gibt es kein Versinken der Rohre und somit auch kein eventuelles Verziehen.
Vorteil bei Rohrverlegung
Beim Kraftwerk Fritzbach setzen die Betreiber auf das qualitativ hochwertige FLOWTITE-Rohrsystem von AMITECH. Die nach dem Wickelverfahren hergestellten GFK-Rohre werden in Österreich von der Firma Etertec GmbH geliefert und exklusiv vertrieben. Lange Haltbarkeit ohne zusätzlichen Korrosionsschutz und geringe Leitungsverluste dank minimaler Oberflächenrauigkeit sind wichtige Argumente, die für das Rohrsystem sprechen. Das geringe Materialgewicht erleichtert sowohl den Transport als auch die Handhabung. Auch in punkto Wirtschaftlichkeit überzeugte das FLOWTITE System die Betreiber auf ganzer Linie. „Bei einer Rohrstrecke von 8,7 km Länge sind die Kosten ein sehr entscheidender Faktor, ob ein Projekt finanzierbar ist oder eben nicht. Und unser Projekt wäre ohne GFK-Rohre nicht wirtschaftlich darzustellen gewesen“, so Ing. Thomas Friedrich. Besonders schätzt Friedrich die Flexibilität des Rohrsystems: „Mit den Steckmuffen können wir Abschnitte sehr flexibel gestalten und so entweder nach 3 oder 6 m, je nach Erfordernis des betroffenen Abschnitts, eine Muffe setzen. Durch die Abwinkelbarkeit in den Muffen kann man gewisse Radien sehr einfach bewerkstelligen.“ Etertec lieferte FLOWTITE – Rohre der Dimension DN 1.600 in drei Druckstufen: 16 bar, 10 bar und 6 bar. Verlegt werden sie in einer Mindesttiefe von 3 m mit einer Überdeckung von 1 m. An Stellen geringerer Überdeckung werden entsprechende bauliche Maßnahmen gesetzt.
29 m Bachquerung
Die Rohrstrecke wird man von der Fassung bis zum Krafthaus in einer Strecke und auf direktem Weg umsetzen. Sonderrohrstücke wie Krümmer oder Verzweigungen sind deshalb nicht nötig. Man wird jedoch sieben Mannlöcher und Hydranten-Auslässe im Ortsgebiet installieren. Zudem wird auf Stahlrohre doch nicht ganz verzichtet. An einigen Punkten sind Rohrbrücken und Bachquerungen vorgesehen, die einen Wechsel auf ein Stahlrohr erzwingen. Besonders erwähnenswert: In Pfarrwerfen wird man den Fritzbach mit einer 29 m langen Rohrbrücke bis hin zum Krafthaus queren.
Ökologische Aufwertung des Fritzbach
Große Befürchtung hatte die Bevölkerung vor einer Zerstörung der Ökologie des Fritzbaches. Doch diese Sorgen konnten ausgeräumt werden. Projektleiter Thomas Friedrich betont, dass das Gewässer sogar von den Bauarbeiten profitieren wird: „Der Fritzbach wird nach Ende der Bauarbeiten eine bessere Ökologie aufweisen als zuvor, und auch der Hochwasserschutz wird speziell in Hüttau besser sein.“ Beim letzten Hochwasser im Sommer 2013 wurde Hüttau sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb waren die Anforderungen für die Wasserfassung auch dementsprechend umzusetzen. „Das jetzige Klappenwehr ist in der Lage ein Hochwasser, wie es 2013 stattfand, problemlos abführen zu können und kann sogar ein 150-jährliches Hochwasser bewältigen“, so Friedrich. Verbessern wird man auch die Wasserqualität des Fritzbachs im betroffenen Abschnitt. So werden in Zukunft auch die gereinigten Abwässer der Kläranlage kurz nach Hüttau mittels eines Pumpensystems in die Rohrleitung des Kraftwerks einspeist. In Zusammenarbeit mit dem Gewässerschutz wird man den Fritzbach auch renaturieren und ökologisch aufwerten. Der Bach weist im gesamten Verlauf mehr als 20 Abstürze auf. Eine Fischdurchgängigkeit ist somit nicht gegeben. Hier wird an sieben kleineren Absturzbauwerken die Fischpassierbarkeit wieder hergestellt.
Ehrgeiziges Ziel
Mit dem Ziel im Frühsommer 2015 das Kraftwerk zu eröffnen, haben sich die Projektbetreiber auch laut eigenen Aussagen ein sehr ehrgeiziges Ziel gesetzt. Derzeit arbeitet man mit zwei Hauptpartien in der B99 und kommt sehr gut voran. Bisher konnte man bereits 2.200 m Rohre verlegen. Erste Dichtheitsprüfungen konnten erfolgreich durchgeführt werden. An zwei Punkten werden derzeit Abschlussarbeiten von bereits realisierten Brückenquerungen durchgeführt. An weiteren zwei Stellen werden Bachquerungen sicherheitstechnisch gerade vorbereitet, und an einem Abschnitt des Bachs kümmert man sich bereits wieder um Rekultivierungsarbeiten. Derzeit sind die Bauteams also gleichzeitig an sieben „Fronten“ aktiv. Bis Ostern möchte man die Arbeiten im Ortsteil Pöham fertigstellen, um die Bewohner nicht mehr länger zu stören. Derzeit ist man sowohl kosten- als auch zeitmäßig sehr gut im Plan. Maßgeblich für die Zeitplanung wird mit Sicherheit die Verlegung der Rohre sein, denn die Turbine im Krafthaus wird dann im Frühsommer 2015 bereits auf ihren Einsatz warten. Sollten die Geologie und das Wetter mitspielen, ist man zuversichtlich diesen ehrgeizigen Zeitplan auch einhalten zu können.
Strom für 7.300 Haushalte
Die Investitionskosten des Projekts belaufen sich auf 29 Mio. Euro. Diese teilen sich die Salzburg AG und die Österreichischen Bundesforste zu jeweils 50% auf, als Betriebsunternehmen gründeten sie dafür die Wasserkraft Fritzbach GmbH. Das gesamte Projekt erstreckt sich über 8,7 km und reicht von der Wasserfassung in Hüttau, über Pöham bis zum Krafthaus in Pfarrwerfen. Dort wird man das Krafthaus in das Gelände des bestehenden Salzachkraftwerks Kreuzbergmaut integrieren. Mit einer maximalen Ausbauwassermenge von 4,5 m3/s und mit einer Turbinenleistung von 5,4 MW visiert man eine Jahresarbeit von 28 GWh an. Damit können bis zu 7.300 Haushalte mit Strom versorgt werden.
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