Silberkarhütte setzt auf Mikro-Kraftwerk3 min read
Lesedauer: 2 MinutenSeit Mai 2016 sorgt ein eigenes Wasserkraftwerk für elektrischen Strom in der nur zu Fuß durch die beeindruckende Silberkarklamm erreichbaren Silberkarhütte.
Innerhalb von 5 Wochen konnten von der Wasserfassung über die Druckrohrleitung bin hin zum Krafthaus inklusive 2-düsiger Pelton-Turbine sämtliche Anlagenteile von Grund auf neu errichtet werden. Wegen der erschwerten Zugänglichkeit des Hochplateaus waren zur baulichen Umsetzung des Wasserkraftprojekts mehr als 150 Transporthelikopterflüge erforderlich. Ganz im Sinne der regionalen Wertschöpfungskette wurde ein Großteil der Arbeiten von lokalen Firmen erledigt.
Die Entstehung des Inselkraftwerks ist mit der Erneuerung der Kläranlage der Silberkarhütte sowie der sogenannten „Registrierkassenpflicht“ verbunden. Beide Maßnahmen wurden behördlich verordnet und erfordern zum Betrieb elektrischen Strom. Herwig Erlbacher, Hüttenwirt und Vorstand des Tourismusverbands Ramsau am Dachstein, entschied sich aus guten Gründen für die Wasserkraftnutzung zur Stromerzeugung: „Obwohl das Thema Photovoltaik früh zur Sprache gekommen ist war ich wegen den empfindlichen Solarzellen sehr skeptisch. Aufgrund der alljährlichen Lawinenabgänge im Frühjahr ist die Technik an dieser Stelle einfach nicht geeignet.“
Unterstützung bei der Planung des Projektes erhielt der Betreiber durch Dr. Walter Kovar, Obmann des Vereines „Alpine Gesellschaft Preintaler“ und Maschinenbauer im Ruhestand. „Die Nutzung von Wasserkraft ergab sich als umweltfreundlichste Lösung, wobei auch die Instandhaltungskosten minimal sind, da durch das reine Wasser der Karstquelle kaum Verschleiß an der Turbine auftritt“, ergänzt Dr. Kovar, welcher in den vergangenen Jahren an der Umsetzung mehrerer Inselkraftwerke im Raum Schladming beteiligt war.
Beanspruchbare Gussrohre für anspruchsvolles Terrain
Wegen der exponierten Lage des Hochplateaus wurde bei der Auswahl der Bauteile vor allem auf robuste Ausführung wert gelegt. Die rund 120 m lange Druckrohrleitung (DRL) etwa wurde zur Gänze in schub- und zuggesicherter Ausführung mit duktilen Gussrohren DN 125 der TIROLER ROHRE GmbH (TRM) ausgeführt. Betreiber Erlbacher entschied sich dabei bewusst für eine oberirdische Verlegung der DRL. Durch die Steilheit des Hanges in Verbindung mit den widerstandsfähigen Gussrohren entlang der Trassenführung sind etwaige Geröllabgänge kein Problem für die Kraftwerksleitung. Passend zum ökologischen Gedanken des Wasserkraftprojekts geschieht die Fertigung der hochwertigen TRM-Rohre zu 100 % aus wiederverwertetem Recyclingmetall.
Das Triebwasser für sein neues Wasserkraftwerk entnimmt Herwig Erlbacher einer natürlichen Karstquelle, welche in der Vergangenheit bereits zur Trinkwasserversorgung der Silberkarhütte Verwendung gefunden hat. Aufgrund der bekannten Reinheit des Wassers ist kein Schutzrechen oder Entsanderbecken notwendig. Für die Wasserfassung musste lediglich ein kompaktes Einlaufbecken mit Überlauf betoniert werden, an welches direkt die DRL anschließt.
Pelton-Turbine mit Handantrieb
Zur Stromerzeugung kommt im Krafthaus am Ende der Silberkarklamm eine 2-düsige Pelton-Turbine mit vertikaler Achse zum Einsatz. Das Oberteil des Turbinengehäuses, auf welchem gleichzeitig der Generator sitzt, ist schwenkbar ausgeführt. Damit sind das Laufrad und die Versorgungsdüsen durch einfaches Hochschwenken optimal für Wartungszwecke zugänglich. Die Regelung der Wasserzufuhr zur Turbine erfolgt durch Handbetrieb, zur Feineinstellung lassen sich die Turbinendüsen in unterschiedlichen Größen mit wenigen Handgriffen wechseln. Bei einer Nettofallhöhe von 61 m und einer Ausbauwassermenge von 11 l/s erreicht die Turbine eine Engpasspassleistung von 10,4 kW. „Weil der elektrische Bedarf der Silberkarhütte bei nur rund 8 kW liegt, wird die überschüssige Leistung in einen Widerstandssatz geleitet. Dieser Widerstandssatz befindet sich im Wasserfluss im Unterteil des Turbinensatzes und erhält durch das abgearbeitete Wasser automatische Kühlung“, erklärt Walter Kovar.
Stromanschluss nach 5 Wochen Bauzeit
Der frischgebackene Wasserkraftbetreiber Herwig Erlbacher ist äußerst zufrieden mit seiner neuen Anlage. Seit der Inbetriebnahme im Mai liefert die Pelton-Turbine zuverlässig Strom für den Energiebedarf des Hüttenbetriebs. Innerhalb von etwas mehr als einem Monat wurden zusätzlich neben der Kraftwerksanlage außerdem die Kläranlage auf den neuesten Stand gebracht, neue Sanitäranlagen gebaut sowie die Stromleitung zur Hütte hergestellt. Beste Voraussetzungen also für einen erfolgreichen Hüttenbetrieb mit zuverlässiger Ökostromversorgung.
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