Starkes Wehrsegment sorgt für Sicherheit an neuem Linth-Kraftwerk4 min read
Lesedauer: 3 MinutenIn Hätzingen, im Kanton Glarus, wird eifrig an der Fertigstellung eines neuen Laufwasserkraftwerks an der Linth gearbeitet. Die neue Anlage der Familie Trümpi wird einen bislang freifließenden Abschnitt der Linth nutzen.
Im Jahr erzeugt die Anlage für rund 1.600 Glarner Haushalte Strom. Um den massiven Geschiebeandrang an der Fassung managen zu können und zugleich den hohen Hochwasserschutzanforderungen gerecht zu werden, wurde am neuen Linthwehr ein 18,5 m breites Wehrsegment installiert. Konstruiert, gefertigt und montiert wurde der für das Kraftwerk Rufi essentielle Stahlwasserbauteil von den Spezialisten der Braun Maschinenfabrik aus Oberösterreich.
Seit letztem Jahr wird wieder an der Linth gebaut. Unterhalb des Kraftwerks Legler wurde von der Hefti Hätzingen AG, die dem erfahrenen Wasserkraftbetreiber und Bauunternehmer Fritz Trümpi gehört, eine neue Wehranlage für das Kraftwerk Rufi errichtet. Diese wird, wenn die Anlage plangemäß im Herbst dieses Jahres den Betrieb aufnimmt, 20 m3/s fassen können. Das Spezielle an der Anlage ist, dass der Oberwasserkanal zum darunter situierten Hefti-Hätzingen-Kraftwerk nun einen Bypass in Form einer Druckrohrleitung bekommt. Für das alte Wehr der Unterlieger-Anlage bedeutet das, dass es einerseits umgebaut und mit einer neuen Fischtreppe ausgestattet wird und dass der Wehrverschluss die meiste Zeit über geöffnet sein soll.
Das Konzept der Anlage stammt vom erfahrenen Planungsbüro Jackcontrol AG, das sowohl die Gesamtplanung als auch die Bauleitung innehatte. An der so genannten „Rufi-Runse“ entsteht die Zentrale des neuen Kraftwerks Rufi. Damit kann in Zukunft ein bislang brachliegender Abschnitt der Linth hydroelektrisch genutzt werden. Nachdem das Triebwasser in der Zentrale abgearbeitet worden ist, kommt es zu einer Aufteilung. Ein Teil wird zurück in die Linth geleitet, ein anderer wird dem alten Hefti-Hätzingen-Kraftwerk zugeführt. Mit dem neuen Kraftwerk können in einem durchschnittlichen Erzeugungsjahr rund 4,8 GWh sauberer Strom erzeugt werden.
Verschlussorgan aus Österreich
Eine wesentliche Rolle im Hochwassermanagement des neuen Kraftwerks kommt dem eingesetzten Verschlussorgan am neuen Wehrbauwerk zu. Um eine sichere Hochwasserabfuhr zu gewährleisten und um zugleich dem hohen Geschiebeandrang Herr zu werden, entschloss sich der Betreiber für den Einbau eines Wehrsegments. Dabei vertraute man auf die zigfach bewährten Stahlwasserbaulösungen des oberösterreichischen Unternehmens Braun Maschinenfabrik. Der Spezialist für hochwertigen Stahlwasserbau ist über die Grenzen Österreichs bekannt, seine innovativen Maschinen- und Stahlbauteile findet man mittlerweile an Wasserkraftwerken auf der ganzen Welt.
Wehröffnung ohne Fremdenergie
Im Falle des neuen Linth-Wehrs für das Kraftwerk Rufi war ein Verschlussorgan gefordert, das in der Lage ist, auf eine Höhe von 3,3 m Höhe zu öffnen, da der Pegel bei Hochwasser auf über 3 m ansteigen kann. Die Lösung dafür war ein 18,5 m breites und 2,0 m hohes Segmentwehr, das über zwei Gegengewichte von jeweils 18,5 Tonnen geöffnet wird. Das System wurde dabei von den Konstrukteuren der Braun Maschinenfabrik so entwickelt, dass diese Funktion bei demontiertem Gegengewicht auch über die beiden Hydraulikzylinder erfolgen kann. Im Normalbetrieb dienen sie dem Verschluss. Das heißt, die beiden Zylinder mit einem Durchmesser von 220 mm überwinden dabei hydraulisch die Kraft des Gegengewichts. Dabei wurden sie so ausgelegt, dass das ganze Wehr auch mit einem einzigen Zylinder betätigt werden kann. Die maximalen Zylinderkräfte liegen bei 350 kN für das Heben und bei 200 kN für das Senken bzw. das unten Halten des Wehrsegments.
Die Besonderheit des von der Braun Maschinenfabrik konzipierten Systems liegt vor allem darin, dass das Heben des Segments unter vollem Wasserdruck und unter Belastung durch Sedimente zur Gänze ohne Fremdenergie – eben durch die beiden Gegengewichte – sichergestellt wird. Fällt die Steuerung eventuell einmal aus, wird es vollständig angehoben. Die Hebegeschwindigkeit wird durch spezielle Blenden in den Hydraulikleitungen begrenzt.
Meilenstein erreicht
Neben dem Wehrsegment ist auch die restliche stahlwasserbauliche Ausrüstung der Anlage im Lieferumfang des österreichischen Branchenspezialisten enthalten. Darunter finden sich etwa auch ein Grundablasschütz, 3 Einlaufschützen für den Ausleitungskanal, Entsanderspülschützen, Entsandersperrschützen oder ein Absperrschütz für den Fischpass. Davon sind mittlerweile die Schützen für Grundablass und den Ausleitungskanal montiert, die Segmentmontage erfolgte im März dieses Jahres. Damit steht auch der Rückleitung der Linth, die seit September letzten Jahres für die Bauarbeiten umgeleitet worden war, nichts mehr im Wege. Ein wichtiger Meilenstein in der Realisierung des neuen Kraftwerks Rufi ist damit erreicht.
Voraussichtlich im Herbst dieses Jahres soll das neue Kleinwasserkraftwerk seinen Betrieb aufnehmen. Dann soll es sauberen Strom für rund 1.600 Haushalte liefern und ganz nebenbei auch die CO2-Bilanz im Kanton Glarus weiter verbessern
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