Wasserkraft in den Nockbergen: Hansl-Power liefert grünen Strom für Kärnten
Inmitten der imposanten Landschaft des Biosphärenparks Nockberge in Kärnten wurde mit großer Eigeninitiative ein bemerkenswertes Ökostrom-Projekt verwirklicht: das neue Kleinwasserkraftwerk Hansl-Power, das die Quelle der Bärengrubenalm nutzt, um jährlich rund 340.000 kWh grünen Strom zu erzeugen. Nicht einmal drei Jahre benötigten der junge Projektbetreiber DI Jörg Hudelist und seine Frau DI Anja Hudelist, ihre Kraftwerkspläne in die Tat umzusetzen. Zentrale Herausforderung des Projekts war die Verlegung der 1,2 km langen Druckrohrleitung, die aus hochwertigen Gussrohren der Tiroler Rohre GmbH, kurz TRM, gebaut wurde. Die Arbeiten dafür wurden im Sommer dieses Jahres abgeschlossen. Im Krafthaus sorgt eine moderne 1-düsige Peltonturbine aus dem Hause EFG für zuverlässige Energieerzeugung. Mit dem neuen Kraftwerk Hansl-Power konnte eine Muster-Anlage geschaffen werden, die beispielgebend für die Energiewende in der Region steht.

© Hudelist
Nockberge – Natur, Tradition und erneuerbare Energie
Die Nockberge, eine der malerischen Gebirgsgruppen in Österreich, prägen als sanfte, grasbewachsene Gipfel das Bild der westlichen Gurktaler Alpen. Natur, Tradition und Innovation gehen hier Hand in Hand. Der UNESCO-Biosphärenpark Nockberge ist ein Refugium für seltene Pflanzen- und Tierarten – und zugleich ein Modellgebiet für nachhaltige Nutzung. Schon immer haben die Menschen hier die natürlichen Ressourcen klug genutzt: in der Landwirtschaft, im Tourismus – und zunehmend auch für erneuerbare Energien. Mit ihren Wasserläufen und ihrer Topografie bieten die Nockberge ideale Voraussetzungen für kleine Wasserkraftwerke, die lokal grünen Strom erzeugen, ohne die empfindliche Natur zu belasten. Daher findet man in der Region auch einige Kleinwasserkraftwerke, die zumeist privat betrieben werden und in die landwirtschaftlichen Strukturen eingebunden sind. Die Nutzung von Wasserkraft in den Nockbergen erfolgt im Einklang mit dem Schutzstatus des Biosphärenparks, wobei streng auf ökologische Verträglichkeit geachtet wird.
Leidenschaft, Fachwissen und viel Eigenregie
Für Jörg Hudelist, einen jungen Ingenieur, Baumeister und Wasserwirtschaftsexperten aus Klagenfurt und seine Frau, die Technische Physikerin Anja Hudelist, war es ein Herzensprojekt. Auf 320 ha eigenem Waldbesitz, den die Familie in den 1990er Jahren erworben hatte, hat man die Wasserkraftquelle an der Bärengrubenalm erschlossen, um ein modernes Kleinwasserkraftwerk zu errichten. „Die Idee dafür haben wir seit 2022 entwickelt, und drei Jahre später läuft das Kraftwerk. Das erfüllt mich mit Stolz, weil wir auch gezeigt haben, was mit Engagement und Know-how machbar ist“, erzählt Hudelist. Die behördlichen Genehmigungen wurden erstaunlich schnell erteilt, was für die akribische Vorarbeit des jungen Ingenieurs spricht. Doch die Umsetzung war auch von Herausforderungen geprägt: ein früher Wintereinbruch mit Schneefall und Bauunterbrechungen. Teilweise mussten die Arbeiten sogar im Schnee durchgeführt werden – was Jörg Hudelist und seinem Bauteam alles abverlangte. Besonders beeindruckend erscheint die enge Verzahnung von Planung, Umsetzung und Betrieb: Hudelist plante selbst viele Details der Anlage, er überwachte die Baustelle und wird auch den Betrieb mit Leidenschaft begleiten.

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Hochdruck-Kleinkraftwerk mit Wasserfassung auf der Bärengrubenalm
Vom Konzept her handelt es sich um ein Hochdruck-Kleinkraftwerk. Auf ca. 1.900 m wurde auf der Bärengrubenalm eine Wasserfassung im dort bestehenden Teich angelegt. Hier werden laut Konzession bis zu 30 Sekundenliter entnommen und über die Druckrohrleitung zur Turbine zugeführt, wo die eigentliche Stromerzeugung passiert. „Was die Quelle auf der Bärengrubenalm auszeichnet: Dass das Wasser sehr sauber und relativ sedimentfrei ist. Dank des kleinen vorgelagerten Teichs setzt sich hier schon viel Sediment ab“, erklärt der Betreiber. Das schont das Laufrad.
Laut seinen Angaben lag die zentrale Herausforderung des Bauprojekts im Bau des Kraftabstiegs, der im Wesentlichen von der Baufirma Dullnig aus Feldkirchen realisiert wurde. Das Kriterium lag einerseits an der schwierigen Topographie des Geländes, aber auch an den Witterungsbedingungen. Der erste Teil der 1.200 m langen Leitungstrasse verlief dabei entlang eines bestehenden Weges, im weiteren Verlauf mussten die Rohre durchs Gelände verlegt werden – inklusive der Querung von zwei Wegen und einer Straße, wobei der tiefste Einschnitt 8 m betrug. Jörg Hudelist: „Dem Bauteam ist es gelungen, die gesamte Druckrohrleitung im Gefälle zu verlegen. Somit weist die Leitung keinen Hoch- bzw. Tiefpunkt auf.“ Dass dabei nur ganz wenige Formstücke verbaut wurden, lag an der durchdachten Trassenplanung und der gewählten Technologie. Neben der Druckrohrleitung wurden auch Strom- und Lichtwellenleiterkabel mitverlegt.
- Microtunneling für die Unterquerung der Nockalmstraße. Ein ZMU-Rohr wurde gut geschützt in ein Stahlrohr hineingeschoben. © Hudelist
- Mit den Druckrohren wurden auch ein LWL-Kabel und ein Stromkabel mitverlegt. © Hudelist
- Die einfache Verlegbarkeit der TRM-Gussrohre erlaubt Arbeiten bei jeder Witterung. © Hudelist
TRM Gussrohre – langlebig, wirtschaftlich und nachhaltig
Bei der Wahl des Rohrmaterials setzte der Betreiber ganz bewusst auf den hohen Qualitätsstandard der Gussrohre der Tiroler Rohre GmbH (TRM). Konkret kamen Rohre vom Typ Pur Longlife in der Rohrdimension DN200 und der Druckstufe PN40 zum Einsatz, die durchgehend mit schub- und zuggesicherten VRS-T-Verbindungen verlegt wurden. Dieses Verbindungssystem garantiert maximale Standfestigkeit. Die Leitung kann damit höchsten Druck- und Zugbelastungen standhalten – sogar Muren und Hangrutschungen. Durch die Abwinkelbarkeit der Muffen um bis zu 4 Grad konnten die erforderlichen Richtungsänderungen elegant gelöst werden, ohne aufwändige Beton-Fixpunkte. Die gewählte Rohrdimension gewährleistet einen optimalen Durchfluss und Top-Wirtschaftlichkeit.
Bei der Querung der Nockalmstraße kam zudem ein ZMU-Rohr zum Einsatz, das in ein Stahlrohr eingeschoben wurde, um maximalen Schutz zu bieten. Die enge Abstimmung mit den Technikern von TRM ermöglichte es, das Rohrsystem optimal an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen, auch bei schwierigen Abschnitten. DI Jörg Hudelist betont, dass es beruhigend gewesen sei, dass man die Rohrspezialisten von TRM jederzeit zu Rate ziehen konnte.

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Nachhaltigkeit als zentrales Kriterium für das Rohrsystem
Ein weiterer wichtiger Grund, warum der Betreiber auf die Gussrohre aus dem Hause TRM vertraut: Die Rohre bestehen aus nahezu 100 % recyceltem Alteisen, was ebenso einen minimalen CO2-Fußabdruck garantiert wie die kurzen Transportwege zur Baustelle. Dank der Kombination aus Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und Anpassungsfähigkeit eignen sie sich perfekt für ein ökologisch sensibles Gebiet wie die Nockberge.
Die optimale Wirtschaftlichkeit des Rohrsystems ist nicht zuletzt auch ein Resultat aus der schnellen Verlegbarkeit der Gussrohre. „Weil die Bauphase auf dieser Seehöhe begrenzt ist, war uns wichtig, dass die Rohrverlegung schnell geht. Und das war ebenfalls ein wichtiges Argument für das Gussrohrsystem von TRM“, erklärt Jörg Hudelist. Selbst unter widrigsten Bedingungen – wie dem Wintereinbruch im Herbst 2024 – konnte die Rohrverlegung fortgesetzt werden, was die einfache Handhabung des Systems unter Beweis stellte.
Herzstück der Stromerzeugung – Peltonturbine von EFG
Besonders stolz ist Hudelist auf die technische Lösung im kleinen Maschinenhaus. Er setzt dabei auf die Technik des etablierten Kärntner Wasserkraftspezialisten EFG. Das Unternehmen unter Führung des Vater-Sohn-Gespanns Ing. Werner und DI Martin Goldberger ist bekannt für seine innovative Technik und zuverlässigen Service. Mit jahrzehntelanger Erfahrung in Planung und Fertigung von Turbinen hat sich EFG als bevorzugter Partner in der Branche etabliert. Die 1-düsige Peltonturbine wurde im September 2024 geliefert und unter der Leitung von Projektleiter Lukas Frisch von den EFG-Technikern fachgerecht installiert. Sie ist perfekt auf die Ausbauwassermenge von 30 l/s und die Nenn-Fallhöhe ausgelegt – und erreicht damit eine Nennleistung von 55 kW. EFG überzeugte auch bei diesem Projekt: von der Beratung über die Auslegung bis zur Inbetriebnahme. Ihr Fokus auf maßgeschneiderte Lösungen garantiert, dass jedes Projekt optimal umgesetzt wird. „Gerade bei einem Erstprojekt wie dem unseren war es entscheidend, einen Partner zu haben, auf den wir uns voll verlassen können“, erklärt die Familie Hudelist. „EFG hat hier Maßarbeit geliefert.“ Zudem zeichnet sich EFG durch nachhaltige Produktionsmethoden, hohe Qualitätsstandards und eine ausgeprägte Kundennähe aus – Faktoren, die bei anspruchsvollen Projekten wie in den Nockbergen entscheidend sind.

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Ökologisch verträgliche Energieproduktion und regionale Wertschöpfung
Mit einer konservativ gerechneten Jahresleistung von 340.000 kWh leistet das Kraftwerk einen wichtigen Beitrag zur regionalen Energieversorgung. Durch die geschickte Einbindung ins Landschaftsbild bleibt die Anlage für Wanderer und Naturfreunde nahezu unsichtbar. Sie fügt sich harmonisch in die Umgebung ein, ohne das landschaftliche Bild zu stören – ein Paradebeispiel für ökologisch verträgliche Infrastruktur. Hinzu kommt, dass das abgearbeitete Triebwasser in der Fischzucht des benachbarten Landwirts übernommen wird. Dank der Verwirbelung in der Turbine wird es mit Sauerstoff angereichert – und ist daher in den Fischpools hoch willkommen.
Hansl-Power: Vorzeigeprojekt für nachhaltige Wasserkraft in den Nockbergen

© Hudelist
Das Kleinwasserkraftwerk Hansl-Power zeigt beispielhaft, wie technologische Innovation, Nachhaltigkeit und regionale Wertschöpfung Hand in Hand gehen können. Es ist nicht nur ein Vorzeige-Kraftwerk, sondern auch ein positives Signal für die Energiewende in den Alpen. „Ich hoffe, dass wir mit diesem Projekt andere motivieren, ähnliche Initiativen zu starten“, sagt Hudelist. „Denn die Zukunft gehört den dezentralen, nachhaltigen Energielösungen.“ Neben der technischen Dimension hat das Projekt auch eine gesellschaftliche: Es stärkt die regionale Wirtschaft, schafft Arbeitsplätze und bietet ein echtes Vorbild für klimafreundliche Energiegewinnung. Mit starken Partnern wie TRM und EFG an seiner Seite hat die Familie Hudelist ein Projekt realisiert, das weit über die Region hinausstrahlt. Für Jörg Hudelist war es sein erstes Kraftwerk, aber höchstwahrscheinlich nicht sein letztes.
Erschienen in zek HYDRO, Ausgabe 3/2025