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Wasserkraftkapazitäten könnten global verdoppelt werden3 min read

17. April 2023, Lesedauer: 2 min

Wasserkraftkapazitäten könnten global verdoppelt werden3 min read

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Zwar ist das Wasserkraftpotenzial in unseren Breiten noch nicht zur Gänze ausgeschöpft, aber ganz große Sprünge sind in Mitteleuropa nicht mehr zu erwarten. Doch dies spiegelt keineswegs die weltweite Gesamtsituation wider. Im Gegenteil: Chinesische Forscher von der Südlichen Universität für Wissenschaft und Technologie in Shenzhen haben kürzlich im Fachmagazin „Nature Water“ eine Studie publiziert, derzufolge die weltweiten Wasserkraftkapazitäten auf 9 Petawattstunden verdoppelt werden könnten. Und dies sogar unter Rücksichtnahme auf Mensch und Natur, wie die Forscher betonen. Im Kampf gegen den Klimawandel könnte der Wasserkraft damit eine Schlüsselrolle zukommen. Vor allem in Asien und Afrika sollen der Studie zufolge noch riesige ungenützte Potenziale schlummern.

Rund 16 Prozent steuert die Wasserkraft heute zur globalen Stromerzeugung bei. Ein beachtlicher Wert, doch da geht noch mehr. Viel mehr, wenn es nach der Studie der Wissenschaftler um Rongrong Xu von der Südlichen Universität für Wissenschaft und Technologie im chinesischen Shenzhen geht. Sie haben sich 2,89 Millionen Flüsse auf der ganzen Welt näher angesehen und haben mögliche Standorte für Wasserkraftwerke detektiert, wo eine hydroelektrische Nutzung ihrer Einschätzung nach nicht nur technisch möglich, sondern auch wirtschaftlich und umweltverträglich ist. In ihre Standortbewertung flossen Faktoren wie Durchfluss, tangierter Lebensraum, Baukosten und Umweltverträglichkeit mit ein. Nach eigenem Bekunden wurden Standorte in dicht besiedelten Gebieten, in geschützten Arealen wie Wäldern, Mooren und Torfen und von Erdbeben bedrohten Regionen ausgeschlossen. Dabei räumten die Studienautoren durchaus ein, dass sich Standorte in naher Zukunft aufgrund des Klimawandels verändern werden – abhängig von Niederschlägen, Gletscherschmelze etc. sowohl zum Besseren als auch zum Schlechteren. Geographisch haben sich die Wissenschaftler um Rongrong Xu festgelegt: Demnach sind vor allem Asien und Afrika mit 85 Prozent die zukünftigen Hoffnungsträger für die Wasserkraft. Konkret wird vor allem die Himalaya-Region hervorgehoben. Länder wie Nepal könnten alleine mit Hilfe der Wasserkraft ein Vielfaches ihres eigenen aktuellen Strombedarfs erzeugen. Das träfe nach Aussagen der Studienautoren auch auf Länder wie Afghanistan, Myanmar oder Peru zu.

Immenses Potenzial in Asien und Afrika
Allerdings müssen bei intensiver Wasserkraftnutzung auch nachteilige Folgen einkalkuliert werden. Die chinesischen Forscher rechnen in der Studie, dass im Falle der Umsetzung sämtlicher identifizierter Projekte rund 650.000 Menschen umsiedeln müssten. Das entspricht in etwa der Hälfte jener Anzahl, die für das chinesische Dreischluchten-Kraftwerk am Jangtsekiang weichen mussten. Ganz konkret ist es auch China, das mit dem größten Wasserkraftpotenzial aufwartet – und zwar mit über 2 Petawattstunden. Das ist eine Zahl mit 15 Nullen. Grundsätzlich könnten gemäß der Studie in ganz Asien Wasserkraftkapazitäten im Ausmaß von bis zu 3,9 Petawattstunden zugebaut werden. Hinter Asien gilt Afrika als der Kontinent mit dem größten nicht ausgeschöpften Wasserkraftpotenzial. Es wird mit 0,6 Petawattstunden beziffert. In Summe könnten bei Nutzung aller identifizierter Standorte die Wasserkraftkapazitäten global um 5,27 Petawattstunden erhöht werden, was in etwa einer Verdoppelung der weltweiten Kapazitäten auf ca. 9 PWh entspricht. Im Vergleich dazu liegt die jährliche globale Stromerzeugung aktuell bei rund 27,4 PWh (Jahresdaten 2021 aus statista.com). Legt man die Vorzüge der Wasserkraftnutzung auf den Klimaschutz um, kommen die chinesischen Forscher ebenfalls auf beachtliche Werte: Circa 3,4 Milliarden Tonnen CO2 könnten pro Jahr eingespart werden, sollten alle identifizierten Wasserkraftprojekte realisiert werden – das wären rund 8,2 Prozent des menschengemachten CO2-Ausstoßes. Vom Ausbau der Wasserkraft könnten dabei die mit guten Voraussetzungen gesegneten Länder profitieren, dies träfe in besonderem Ausmaß für Afrika zu, unterstreichen die Studienautoren. Für die europäische Wasserkraftindustrie sind dies ebenfalls interessante Perspektiven, da es vielen Branchenunternehmen in den letzten Jahren gelungen ist, sich erfolgreich auf den Boom-Märkten der Zukunft zu positionieren.

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