Brontosaurus sorgt für freien Durchfluss bei Wehr Mooshausen4 min read
Lesedauer: 3 MinutenIm Sommer 2013 führte die Energie Baden-Württemberg (EnBW) am Einlauf des Illerkanals bei Mooshausen eine umfassende Baumaßnahme durch. Dabei wurde das gesamte Einlaufbauwerk des Kanals erneuert.
Insgesamt zwei Millionen Euro investierte die EnBW in die Modernisierung ihres Wehres. Mit modernster Steuerungstechnik soll auch künftig eine zuverlässige Energieerzeugung aus Wasserkraft in der Region gewährleistet sein. Die oberösterreichische Jank GmbH übernahm im Rahmen dieses Projekts die Entwicklung, Lieferung und Montage des gesamten Stahlwasserbaus. Zusätzlich lieferte Jank mit dem Brontosaurus 315M, eine im eigenen Hause entwickelte und individuell auf den Standort Mooshausen angepasste Bagger-Rechenreinigungsmaschine.
Die EnBW betreibt und unterhält in Baden-Württemberg insgesamt 67 Wasserkraftanlagen. Fünf von ihnen befinden sich an der Iller bzw. dem Illerkanal. Der Kanal wurde gemeinsam mit den drei Kanalkraftwerken Tannheim, Unteropfingen und Dettingen sowie dem Wehr in Mooshausen zwischen 1919 und 1927 gebaut. Am Wehr wird das Wasser der Iller angestaut und in den 20 Kilometer langen Kanal eingeleitet. Das seit 1950 in Betrieb befindliche Flusskraftwerk Aitrach ist den Kanalkraftwerken mit einem vierfeldrigen Wehr vorgelagert. Im Herbst 1995 wurde am Wehr in Mooshausen außerdem ein Restwasserkraftwerk zugebaut. Die Anlagen fahren alle unbesetzt und werden von der Leitstelle in Rudolf-Fettweis-Werk Forbach im Schwarzwald ferngesteuert und fernüberwacht. Der Stromertrag ist abhängig von der nutzbaren Wassermenge und dem Gefälle, das auf die gesamte Länge des Kraftwerkskanals rund 50 Höhenmeter beträgt. Insgesamt stehen an der Iller rund 48 Megawatt installierte Kraftwerksleistung zur Verfügung. Damit produzieren die fünf Anlagen etwa 205 Millionen Kilowattstunden jährlich – ausreichend, um knapp 60.000 Haushalte mit Strom aus Wasserkraft zu versorgen. Wichtigstes Nadelöhr für die Produktionssicherheit der Illerkanal-Kraftwerke ist das Einlaufbauwerk in Mooshausen. Im Jahre 2013 wurde es deshalb komplett erneuert und mit einer modernen Steuerungstechnik ausgestattet.
SECHS SCHNELLE EINLAUFSCHÜTZE
Mit der Fertigung, Lieferung und Montage des Grobrechens, der hydraulischen Einlaufschütze und der Rechenreinigungsmaschine wurde der oberösterreichische Stahlwasserbau- und Rundum-Kraftwerksspezialist Jank ins Boot geholt. Die Ausbauwassermenge am Wehr Mooshausen beträgt 100 m³/s. Für die optimale Regelung des Zuflusses lieferte die Jank GmbH sechs Rollenschütze mit einer Breite von je 7,95 m und einer Höhe von 3,18 m. Die Steuerung der Schütze erfolgt über zentral gespeiste Hydraulikventile an den Schützen. Die Ventile weisen dabei einen hohen Durchsatz auf, um eine möglichst rasche Bewegung der Schütze zu ermöglichen. Alle Schützenstellungen werden mittels berührungslosen Sensoren in den jeweiligen Hydraulikzylindern erfasst und an die Leitzentrale übermittelt.
INDIVIDUELLE ENTWICKLUNG
Vor den insgesamt sechs Rollschützen hält ein 55,73 m langer und 3,25m hoher Grobrechen mit einem Stababstand von 390 mm Geschwemmsel davon ab in den Illerkanal zu gelangen. Dieser wurde von der Firma Jank gefertigt und montiert. Die Reinigung des Grobrechens erfolgt über eine Jank Bagger-Rechenreinigungsmaschine vom Typ Brontosaurus 315M. Die Rechenreinigungsmaschine sowie deren Einzelteile wurden zur Gänze im Werk der Fima Jank im oberösterreichischen Jeging entwickelt und gefertigt. Die Firma Jank kauft keine fertigen Bagger an und baut diese um, sondern setzt auf komplette Individualentwicklung.
„Da unser Familienunternehmen in der Anfangsgeschichte im Baumaschinengewerbe tätig war, haben wir diesbezügliches Wissen noch immer im Haus. Durch die eigenständige Entwicklung haben wir so Lieferzeit und Qualität zu 100 % in eigener Hand“, so Siegfried Jank, Leiter Entwicklung und Konstruktion der Jank GmbH.
BEENGTE PLATZVERHÄLTNISSE
Diese Kompetenz erwies sich beim Projekt Mooshausen als besonders vorteilhaft. Aufgrund der engen Platzverhältnisse im Brückenbereich des Wehres stand der Rechenreinigungsmaschine nur eine schmale Spurweite von 2,34 m zur Verfügung. Zudem sind die Schienen, damit sie für Kraftfahrzeuge befahrbar sind, in den Boden eingelassen. Beide Kriterien erfordern eine individuelle Lösungskompetenz um die Betriebssicherheit der RRM gewährleisten zu können.
Die Rechenmaschine muss nämlich bei maximaler Belastung, und darüber hinaus, vor einem Überkippen gesichert werden. Aufgrund der engen Spurweite und der damit zwangsweise verbundenen kompakten Bauweise musste aufgrund der fehlenden Hebelwirkung ein schweres Gegengewicht verwendet werden. Wegen der eingelassenen Schienen konnte die Rechenreinigungsmaschine in diesem Bereich nicht vor einem Überkippen zusätzlich gesichert werden. Deshalb wurde die Brontosaurus RRM mit einer eigens entwickelten berührungslosen Rücksicherung ausgestattet. Die Rechenreinigungsmaschine fädelt hierfür in eine Schiene, die auf deren Rückseite verläuft, ein. Kommt es nun zu dem unwahrscheinlichen Fall, dass die Maschine nach vorne kippt, so ist sie mittels dieser Schiene gesichert. Damit auch in der kalten Jahreszeit der Reinigunsbetrieb gesichert ist, sind die Fahrschienen der RRM beheizt.
MAXIMALER KOMFORT
Neben individueller Lösungskompetenz und Qualität steht Komfort und Bedienbarkeit ebenso an oberster Stelle. Die RRM in Mooshausen kann optional per Hand, per Fernbedienung vor Ort oder über die Leitzentrale gesteuert werden.
„Mittels vertrauter Joystick-Steuerung kann jeder, der einen Bagger fahren kann, auch unseren Brontosaurus steuern“, so Jank.
Über ein Siemens Simatic-Panel hat der RRM-Führer sämtliche Betriebszustände jederzeit im Blickfeld. Der Führer kann sogar von der RRM aus die Rollschütze am Wehr damit steuern.
RRM LÄUFT EINWANDFREI
Über die Sommermonate im Jahre 2013 konnte die Energie Baden Württemberg das gesamte Einlaufbauwerk erfolgreich erneuern. Insgesamt investierte man 2 Millionen Euro in das Projekt. Die Rechenreinigungsmaschine von Jank hat sich seither bestens bewährt. Nun ist eine Aufrüstung des Brontosaurus 315M für einen vollautomatischen Modus angedacht.
Die Maschinen aus dem Hause Jank sind hierfür bereits weitgehend vorgerüstet: „Wir müssen lediglich zwei Sensoren nachrüsten und ein Software-Update durchführen und schon fährt unsere Anlage vollautomatisch“, so Siegfried Jank abschließend.
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