Energiewirtschaft 4.06 min read
Lesedauer: 5 MinutenWie für viele andere Branchen gilt heute für die moderne Energie- und Stromwirtschaft: Die Digitalisierung durchdringt, modifiziert und revolutioniert so gut wie alle Bereiche. Dies bringt sowohl Herausforderungen als auch Chancen für die Energiedienstleister unserer Zeit. Die sich bietenden Möglichkeiten zu nutzen und die digitale Transformation im Sinne ihrer Kunden zu managen, verfolgt der Urner Energiedienstleister EWA-energieUri seit Jahren konsequent und mit Erfolg. In der modernen hauseigenen Leitstelle können zahlreiche Dienstleistungen sowohl für die eigenen Kraftwerke, Partnerwerke aber auch für Kraftwerke von Dritten erbracht werden. Von der konsequenten Digitalisierungsstrategie von EWA-energieUri profitieren auch die Endkunden: Dank den Smart Meter gibt es für die Kundinnen und Kunden ganz neue Möglichkeiten.
Zahlen, Kurven, Trends und Statistiken: Man könnte sich auch in der Leitzentrale eines Flughafentowers wähnen, wenn man die Leitstelle von EWA-energieUri in Altdorf betritt und die Bildschirmwände betrachtet. Doch hier wird die Strombewirtschaftung des Kantons Uri abgewickelt – das ganze Jahr, 24 Stunden lang an sieben Tage die Woche. Die Leitstelle ist das Herz des Strommanagements, jene Stelle, an der alle Fäden zusammenlaufen und die gesamte Steuerung durchgeführt wird. Den Transformationsprozess in Sachen Digitalisierung hat EWA-energieUri schon vor einigen Jahren initiiert und über die Jahre kontinuierlich weiterverfolgt. „Wir betreiben umfassend digitalisierte Stromproduktion 4.0“, erklärt Werner Jauch, Vorsitzender der Geschäftsleitung von EWA-energieUri. Er verweist darauf, dass dies ein laufender Prozess sei und man permanent bestrebt sei, die aktuellsten Trends in der Energiewirtschaft aufzunehmen.
Zurzeit betreut der Energiedienstleister 23 Kraftwerke mit über 36 Maschinensätzen. „Das umfasst nicht nur unsere eigenen Kraftwerke, sondern auch Kraftwerke und Netzanlagen von Dritten. Auch die Energie- und Kraftwerksbewirtschaftung erfolgt via Leitstelle von Altdorf aus, ebenso das Bilanzgruppenmanagement, der Intraday-Handel, die Erstellung von Energiebedarfsprognosen, die Direktvermarktung und die Systemdienstleistungen für die Swissgrid. Die Digitalisierung macht Fernsteuerung und -überwachung möglich, als wären wir direkt vor Ort. Auf diese Weise entstehen auch neue Geschäftsfelder, indem wir etwa Überwachung, Betrieb und Instandhaltung von Kraftwerksanlagen von Dritten übernehmen“, erläutert Remo Burgener, Leiter Energie und Mitglied der Geschäftsleitung bei EWA-EnergieUri das Leistungsportfolio der Leitstelle.
Produktions- und Bedarfsprognose
Spricht man über das Herz der Urner Energieversorgung, so sind die eigenen Kraftwerke des Urner Energiedienstleisters gemeint. Gemeinsam mit Partnern hat EWA-energieUri in den letzten 12 Jahren 134 Millionen Schweizer Franken in den Ausbau der Wasserkraft investiert. Daraus hervorgegangen sind 12 Kraftwerke, die heute 117 Gigawattstunden erneuerbare Energie liefern. „Mittels Investitionen in die eigenen Ressourcen ist es uns gelungen, einerseits die Versorgungssicherheit im Kanton Uri zu stärken und andererseits den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Im Vergleich zu einem Kohlekraftwerk erspart die Urner Wasserkraft im Jahr rund 400.000 Tonnen CO2 verglichen mit Kohlestrom“, argumentiert Werner Jauch. Um den gesamten Kraftwerkspark, in dem mittlerweile auch Photovoltaikanlagen eine wichtige Rolle spielen, optimal einzusetzen, arbeiten die Dispatcher von EWA-energieUri, speziell geschulte Fachleute, in der Leitzentrale rund um die Uhr an 365 Tagen. In ihren Aufgabenbereich fällt unter anderem die tägliche Produktions- und Bedarfsprognose, also die Kalkulation, wie viel Strom produziert und wie viel im eigenen Netz benötigt wird. „Bei den Produktionsberechnungen nutzen wir die Daten der Wettervorhersage. Bei den Bedarfsprognosen können wir zusätzlich auf Erfahrungswerte aus den Vorjahren zurückgreifen. Außerdem läuft auch die langfristige Planung über uns. Wir sichern im Voraus den Strombedarf und die Stromproduktion am Großhandelsmarkt ab“, sagt Remo Burgener. Zum weiteren Aufgabengebiet der Dispatcher zählen neben der Bedarfs- und Produktionsplanung auch das Demand- Side-Management (DSM), auch Lastmanagement genannt, sowie noch diverse Überwachungsdienstleistungen – neben Kraftwerken werden von Altdorf aus auch Industrieanlagen und die Wasser- versorgungsanlagen überwacht –, die Optimierung und Bewirtschaftung der Kraftwerks- und Netzanlagen, die Pikettdienstkoordination, Kraftwerkseinsatzpläne sowie die Entgegenahme von Störungsmeldungen. Für ein erfolgreiches Management braucht es nicht nur die digitalen Daten als Basis der Entscheidungen, sondern auch immer noch viel menschliches Know-how und einschlägige Erfahrung. Schließlich befindet sich der Energiemarkt in ständiger Entwicklung, der ein moderner Energieversorger heute Rechnung tragen muss. „Die Handelsprodukte werden zusehends komplexer und vielfältiger. Als erfahrener Energiedienstleister müssen wir uns auskennen und das tun wir auch. Daher bieten wir unseren Kunden umfassende Dienstleistungen rund um die Energiebewirtschaftung und Portfoliomanagement an“, sagt Werner Jauch.
Verteilnetz auf einen Blick
So kompliziert die Technik im Hintergrund der Leitstelle auch sein mag: Die digitale Transformation hat viele Dinge anwenderseitig vereinfacht. So genügt etwa ein Mausklick – und auf den Monitorwänden erscheint das gesamte Verteilnetz von EWA-energieUri. „Wir haben das gesamte Netz inklusive aller Anschlüsse bis zu den Gebäuden in unserem Netz-Informationssystem (NIS) erfasst“, erklärt Christian Gisler, Leiter Netz und Mitglied der Geschäftsleitung bei EWA-energieUri, und ergänzt: „Außerdem gibt es dazu eine eigene App. Gerade für unsere Monteure stellt diese eine enorme Erleichterung dar. Sie müssen nicht mehr zig Pläne mit sich herumtragen, sondern finden sämtliche Informationen auf ihrem Smartphone. Auch unseren Kunden stehen spezifische Informationen auf Anfrage offen.“
Exaktes Bild des Verbrauchs
Ein weiterer wichtiger Entwicklungsschritt ist mit der Digitalisierung der Messinfrastruktur derzeit in vollem Gang. Die Messung des Stromverbrauchs in der Schweiz muss gemäß Energiestrategie des Bundes bis 2027 digitalisiert werden, indem die bestehenden Zähler durch „intelligente“ Varianten – also Smart Meter – ausgetauscht werden. EWA-energieUri ist mit einem Roll-out von umgerechnet bereits 75 Prozent dabei schweizweit führend. Sämtliche Verbrauchsdaten werden dabei durch die neuen Smart Meter an die SmartMetering Systemplattform Uri übermittelt. Auch dieser Digitalisierungsschritt bringt zahlreiche Vorteile für die Kunden mit sich, wie CEO Werner Jauch näher ausführt: „Das manuelle Zählerablesen zweimal jährlich entfällt, und die Messung erfolgt nun in 15 Minuten-Intervallen. Das ergibt ein genaueres Bild des Verbrauchs und bildet somit die Basis für Einsparmöglichkeiten. Dank unserem energieUri-Kundenportal und der energieUri-App haben die Kunden ihren Verbrauch so jederzeit im Blick. Neben vielen weiteren Servicedienstleistungen können wir mit der App unsere Kunden auch bei Stromausfällen oder geplanten Abschaltungen zeitnah und überall informieren.“
Erfahrung aus fast 130 Jahren
Seit Jahren gelingt es dem Urner Energiedienstleister die digitale Transformation weiter voranzutreiben und aktiv die Entwicklungen der Digitalisierungswelle zu nutzen – für sich und vor allem für seine Kunden. Seit 1895 versorgt EWA-energieUri seine Abnehmer zuverlässig mit Strom. Innovationswille und Pioniergeist zeichnete von jeher die Firmenphilosophie des Unternehmens aus. Das hat sich bis zum heutigen Tag nicht verändert.
Erschienen in zek HYDRO Ausgabe 5/2023
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