Technik

Ersatz für alte Rechenreinigungstechnik4 min read

24. Feber 2014, Lesedauer: 3 min

Ersatz für alte Rechenreinigungstechnik4 min read

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Bis Ende 2056 läuft die Konzessionsbewilligung für eines der traditionsreichsten Kraftwerke im Schweizer Kanton Aargau: das Kraftwerk Windisch an der Reuss.

Um die Anlage wieder fit für die kommenden Jahrzehnte zu machen, verordnete ihr das Betreiberunternehmen, die Axpo Kleinwasserkraft AG, ein umfassendes Sanierungsprogramm. Dieses Maßnahmenpaket, das vom Herbst 2011 bis Februar 2012 umgesetzt wurde, umfasste neben der Revision einer der drei Turbinen, der Stauraum-Ausbaggerung, der Sanierung des Streichwehrs und der Verbesserung der Fischtreppe auch einen Ersatz der alten Rechenreinigungsmaschine. Letzteres wurde von der Schweizer Firma Inauen-Schätti AG gemeinsam mit ihrem österreichischen Partner Braun Maschinenfabrik übernommen und mustergültig abgeschlossen. Seit Dezember ist am Feinrechen des Traditionskraftwerks modernste Technik im Einsatz, um hinkünftig permanent für eine Geschwemmsel freie Zone vor dem Einlauf zu sorgen.

Rund einen Kilometer vor der Einmündung der Reuss in die Aare liegt das Kraftwerk Windisch. Dessen Ursprünge reichen weit zurück in die Anfänge des 19. Jahrhunderts, als vielerorts die Kraft der Flüsse zum Antrieb der Gewerke  für die ansässigen Textilbetriebe verwendet wurde. Das Werk in Windisch galt lange Zeit als eine der größten Spinnereibetriebe in der Schweiz – und konnte den Betrieb bis zum Jahr 2000 aufrecht halten. Mit der  Betriebseinstellung wurde im Rahmen der Umstrukturierung das gesamte Industrieareal abgegeben, das Kraftwerk blieb in seiner Funktion als Stromerzeugungsanlage jedoch vollständig erhalten. Heute wird das Kraftwerk vom Ökostromproduzenten Axpo Kleinwasserkraft AG betrieben. Um die Anlage in Windisch Schritt für Schritt wieder an den Stand der Technik zu führen, beschloss das Unternehmen umfangreiche Sanierungsmaßnahmen vorzunehmen. Dazu zählen etwa die Ausbaggerungen im Stauraum und am Fuß der Kahnrampe, oder die Verbesserungen an der
Fischaufstiegshilfe. Zentraler Bestandteil war die Revision von Turbine 1, die auf Herz und Nieren geprüft, saniert und wieder montiert wurde. In den nächsten Jahren sollen auch die beiden anderen Turbinen einer Generalsanierung unterzogen werden. Ausgerüstet ist das Kraftwerk mit zwei baugleichen Kaplanturbinen sowie einer größeren Propellerturbine. Die installierte Leistung beläuft sich in Summe auf 1,5 Megawatt.

LÄRMSCHUTZ FÜR ANRAINER
Ein weiterer wichtiger Teil der Revisionsarbeiten betraf die bestehende Rechenreinigungsmaschine (kurz RRM) am Feinrechen, die längst nicht mehr Stand der Technik war. Als störanfällig und aufwändig in der Instandhaltung präsentierte sich die Maschine in den letzten Jahren. Die Antriebsmotoren wurden noch mit 500 V betrieben. Darüber  hinaus waren auch keine Ersatzteile mehr dafür erhältlich. Nachvollziehbar, dass der Betreiber um einen Ersatz nicht  mehr herumkam. Der Auftrag dafür ging an die Inauen-Schätti AG, die in der Schweiz auf Kooperationsbasis mit ihrem österreichischen Partner, der Braun Maschinenfabrik, modernste Stahlwasserbauund Sondermaschinenlösungen  anbieten. Als zentrale Vorgabe sollte nach Möglichkeit durch die neue Rechenreinigungsmaschine auch die  Lärmemissionen auf ein Minimum reduziert werden. Schließlich sind in der Vergangenheit einige Wohnhäuser in der  näheren Umgebung entstanden, und die Umnutzung des angrenzenden Industriegebäudes in Wohnraum geht laufend vonstatten.

MOBILES REINIGUNGSSYSTEM
Das alte Rechenreinigungssystem setzte sich aus einzelnen stationären Reinigungsmaschinen zusammen, welche  mittels Seilzugsystem die drei Rechenfelder säuberten. Dieses System sollte nun abgelöst werden, während der Feinrechen und die Spülrinne unberührt blieben. Letztere präsentierten sich noch in einem guten Zustand. Das  Konzept der neuen Reinigungsanlage unterscheidet sich nun grundsätzlich von jenem der alten: Stationär war einst –  nun ist sie als fahrbare Teleskop-RRM mit Hydraulikaggregat ausgeführt. Das dazugehörige Hydraulikaggregat und  der Steuerschrank sind in einem schallisolierten Container am Maschinenrahmen untergebracht. Dieser Container ist  somit als mitfahrendes Bauteil an der RRM angebaut. Die neue RRM ist ein „Schienenfahrzeug“, deren Bewegung auf  zwei massiven I-Trägern mit aufgeschweißten Fahrleisten erfolgt. Die auftretenden Kräfte werden über 4 Auflager  eingeleitet. Zwei Fahrantriebe mit Sicherungsklemmen an den I-Trägern stellen die Horizontalbewegung der RRM  sicher. Die Harkenbreite wurde mit 3.500 mm festgelegt, damit der breiteste der drei Einläufe in zwei Putzvorgängen  bearbeitet werden kann. Die beiden kleineren Rechenfelder werden in einem überlappenden Prozess gereinigt. Zwecks Geräuschminimierung wurden die Zähne an der Putzharke, die in den Feinrechen eingreifen, in Kunststoff  ausgeführt. Eingebaut wurden diese in Form von mehreren 500 mm langen Teilstücke. Dies hat den Vorteil, dass ganz einfach einzelne Teile ausgetauscht werden können, ohne im Schadensfall eine ganze Zahnleiste über die gesamte Breite auswechseln zu müssen.

KOOPERATION NUTZT SYNERGIEN
Viel Erfahrung und viel Know-how stecken in der erfolgreich realisierten Lösung für die neue RRM des Kraftwerks  Windisch. Beides kommt aus der Synergie, die sich aus der Kooperation zwischen den beiden Traditionsunternehmen Braun und Inauen-Schätti AG ergeben hat. Seit wenigen Monaten besteht die strategische Partnerschaft zwischen den  beiden Unternehmen, die gemeinsam kräftig am Schweizer Wasserkraftmarkt mitmischen wollen. Während der  Schweizer Mittelständler mit Stammsitz in Schwanden einen exzellenten Hintergrund in Sachen Entwicklung von Sonderanfertigungen und Spezialmaschinen mitbringt, kommt das breite Know-how aus dem Stahlwasserbau von der  Braun Maschinenfabrik, die auf diesem Sektor seit Jahrzehnten zu den Branchenführern in Mitteleuropa zählt. Die  erste Bewährungsprobe für die Partnerschaft stellte nun das Premierenprojekt in Windisch dar, eine  Rechenreinigungsmaschine, die nach den modernsten Kriterien der Wasserkrafttechnik realisiert wurde. Seit Dezember ist die Anlage in Betrieb – und hat ihre ersten Betriebswochen erfolgreich bestanden. Ebenso erfolgreich wie  das österreichischschweizerische Firmengespann seine erste Bewährungsprobe bestanden hat. Eine dynamische Zusammenarbeit, die zusehends Fahrt aufnimmt. 

Bericht aus zek HYDRO – Februar 2012

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