Höchste Anforderungen an Rechenreinigung erfüllt5 min read
Lesedauer: 4 MinutenEnde Januar 2023 wird das Dotierkraftwerk Ovella, das immerhin rund 7,8 GWh im Regeljahr beisteuern wird, seinen regulären Betrieb aufnehmen. Für den Rechen und die Rechenreinigung wurden die Spezialisten der Muhr Gruppe beauftragt. Die Sondermaschinenbauer, deren Stammsitz sich im bayerischen Brannenburg befindet, brachten die nötige Erfahrung mit, um der Vielzahl von Anforderungen gerecht zu werden. Zu Muhrs Referenzen zählten zwei Rechenreinigungsmaschinen an den nahe gelegenen Innkraftwerken Gars und Töging.
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Die alpinen Gesamtbedingungen vor Ort und die durch Flusslauf und Art des Bauwerks sehr beengte Einbausituation machten das Projekt anspruchsvoll. Hinzu kam die untypische, abfallende Geometrie des Einlaufkanals. Um auf die Bedingungen vor Ort optimal einzugehen, konnte die Muhr Gruppe auf jahrzehntelange praktische Projekterfahrung zurückgreifen: Bei früheren Großprojekten in den USA und Neufundland waren die Witterungsverhältnisse ähnlich oder sogar widriger. Mit der Entwicklung eines Rechenträgers, der auf die spezielle Geometrie des Einlaufkanals abgestimmt ist, betrat Muhr zwar Neuland, löste die Aufgabe aber zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Die TIWAG als Hauptanteilseigner am GKI hat mit der Muhr Gruppe einen regionalen Partner gefunden, der durch seine Präsenz in Oberbayern schnelle Reaktionszeiten und zuverlässigen Service garantieren kann.
Reibungslose Abläufe durch gute Vorbereitung
TIWAG zeigte sich mit der Vorarbeit und den Reaktionszeiten von Muhr sehr zufrieden. Die hauseigenen Standards für alle Baugruppen der M-Serie Rechenreiniger erlaubten die modulare und damit besonders schnelle Auslegung der Teile für die Projekt-Anforderungen. Diesen Zeitgewinn reichte man an den Kunden weiter, der durch die schnelle Bereitstellung der Planunterlagen eigene Abläufe in der Projekt- und Gebäudeplanung besser planen und beschleunigen konnte. Die im Vorfeld durchgeführte, umfangreiche Werksinbetriebnahme führte dazu, dass die finale Inbetriebnahme auf der Baustelle in kürzester Zeit erfolgen konnte. Neben einer effektiven Zeitersparnis bedeutete das für TIWAG und die Engadiner Kraftwerke eine noch größere Flexibilität bei der Einplanung der anderen Gewerke.
Kooperation mit der TU Graz
Der Einlaufrechen und die speziellen Unterstützungsträger wurden eigens für dieses Projekt entwickelt. Ein Teil der Datengrundlage kam von einem der Projektpartner, dem Institut für Hydraulische Strömungsmaschinen an der TU Graz, wo Strömungssimulationen durchgeführt wurden. Unter Berücksichtigung der Simulationen entwickelten die Konstrukteure von Muhr eine Trägerkonstruktion für den Rechen, die den Einlauf des Wassers minimal behindert und gleichzeitig allen auftretenden Belastungen gewachsen ist. Diese von Muhr neu entwickelte Konstruktion mit ihren zur Fließrichtung gedrehten Fischbauchträgern ist die strömungsgünstigste Lösung für die spezielle Geometrie des Einlauftrichters. An dieser Stelle konnte man die Erwartungen des Kunden sogar übertreffen: Der bemerkenswert schlanke Träger, der dennoch ausreichendes Widerstandsmoment besitzt, nimmt deutlich weniger Raum als ein herkömmlicher Träger ein. Dadurch war es möglich, den Triebwasser-Durchfluss um 6 Prozent zu erhöhen.
Fischschutz- und Qualitätsvorgaben voll erfüllt
Das Land Tirol und der Schweizer Kanton Engadin haben besonders strenge Vorgaben, wenn es um den Schutz von Gewässern und der darin lebenden Fische geht. Um diese Vorgaben zu erfüllen, wurde für den Rechen ein außergewöhnlich geringer Stababstand von LW 20 (lichte Weite) gewählt. Um den Rechen in der geforderten Qualität zu liefern, mussten sowohl die Teams in der Konstruktion als auch die Fertigung besonders hohe Qualitätsanforderungen erfüllen. Für die Befestigung des Rechens im Bauwerk wurde eine Verschraubung mit Materialtrennung zwischen Rechenfeldern und Rechengrundlage gewählt, die eine maximale Stabilität und Langlebigkeit, aber auch eine Reparatur ermöglicht. Bei der Qualitätsabnahme im Werk zeigten sich sowohl Kunde als auch öffentliche Behörden sehr zufrieden mit der Qualität der Schweißnaht und der Beschichtungen.
Schnelle Anpassbarkeit durch einheitlichen Standard
Für die Konstruktion der Rechenreinigungsmaschine griff Muhr auf seine vielfach bewährte M-Serie zurück. Für diese Serie hydraulischer Rechenreiniger hat Muhr 2015 einen einheitlichen Standard eingeführt, der auch bei der eingesetzten M 3500 Rechenreinigungsmaschine zum Einsatz kam. Durch die Standardisierung aller Baugruppen der M-Serie in Modulen konnte die Maschine noch schneller an projektspezifische Parameter – wie Einlaufgeometrie und -breite, Tiefe des Flusses, Abwurf-Position, Verfahrweg und Gegebenheiten bei der Energiezuführung – angepasst werden. Anders als der Rechenträger ist die Rechenreinigungsmaschine keine Neuentwicklung, dennoch muss sie bestmöglich an den Rechen angepasst werden. Denn nur wenn der Spezialrechen effizient abgereinigt wird, kommen seine besonders strömungsgünstigen Eigenschaften vollständig zum Tragen. Wegen der geringen lichten Weite von LW 20 muss der Rechen zuverlässig gereinigt werden, um ein Verklausen zu verhindern. Das mitgelieferte Steuerungssystem, bestehend aus Programmierung und Hydraulik, ermöglicht eine kraftvolle und behutsame Reinigung zugleich. Der Automatik-Betrieb versetzt das System in die Lage, selbst zu entscheiden, wann es abreinigen muss, und führt die Reinigung selbstständig durch.
Weitere Ausstattungsmerkmale der Rechenreinigungsmaschine
Die eingesetzte Reinigungsharke wurde anhand des zu erwartenden, vielfältig geformten und dimensionierten Treibguts ausgewählt. Durch den weiten Ausgriff werden sämtliche Arten organischen und anorganischen Treibguts erreichbar, können sicher gegriffen und zum Abwurfplatz befördert werden. Damit das Personal vor Ort auch bei widrigen Bedingungen sicher arbeiten kann, wurden Sockel und Kabine umfassend ausgestattet: Die Kabine wurde mit Klimaanlage und gefedertem Sitz mit Sitzheizung geliefert, ein Sichtfenster nach unten auf den Rechen verringert die Notwendigkeit für die Bedienenden, die geschützte Kabine zu verlassen. Sollte das trotzdem notwendig sein, so muss dieser den Arbeitsbereich des Sockels nicht verlassen. Hydraulikschrank, Schaltschrank und Kabine sind kompakt angeordnet und durch einen besonderen Steinschlagschutz über den Schränken und der Kabine geschützt. Für alle Komponenten der Anlage wurden höchsten Qualitätsanforderungen erfüllt. Alle Teile wurden nach den Qualitätsstandards der DIN EN 1090 bis EXC 3 gefertigt. Die Berechnungs- und Standfestigkeitsnachweise wurden nach DIN EN 1991, DIN EN 1992 und DIN EN 1991 ausgeführt.
Ein Beitrag zur Energieversorgung der eigenen Heimat
„Seit langer Zeit hat es nun wieder einem Kraftwerks-Neubau am Inn gegeben. Für uns ist das ein klares Zeichen, dass Wasserkraft im Energie-Mix der Zukunft fest eingeplant ist,“ sagt Roland Muhr, Geschäftsführer der Muhr-Gruppe. Der Wasserkraft ist die Muhr Gruppe durch ihre Wurzeln im Mühlenbau stets verbunden gewesen. Diese Beziehung ist auch eine emotionale, was bei diesem Projekt besonders zum Tragen kommt, so Roland Muhr: „Ein Kraftwerk am Inn, der Teil unserer Heimat ist und an unserem Stammsitz in Brannenburg vorbeifließt, ist für uns ein Herzensprojekt. Dass die Muhr Gruppe mit ihrer langen Firmenhistorie des Wasserbaus an den Flussläufen Süddeutschlands dabei ist, ist für uns ein großartiges Erlebnis und erfüllt uns mit Stolz.“
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