Kraftwerk Weerbach bestens gerüstet mit Elektro- und Leittechnik aus Salzburg5 min read
Lesedauer: 5 MinutenSeit letzten Winter ist ein weiteres neues Kleinwasserkraftwerk im Bezirk Schwaz in Tirol in Betrieb, das einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Tiroler Energiestrategie beisteuert. Rund 7,5 GWh grünen Strom liefert das neue Kraftwerk Weerbach, mit dem ca. 2.300 Haushalte versorgt werden können. Die Ökostromanlage trägt dabei die Handschrift erfahrener Branchenspezialisten: So wurde etwa die gesamte Elektro- und Leittechnik von der Siemens Energy Austria GmbH aus Salzburg realisiert, die einmal mehr ihre große Erfahrung und ihr Know-how unter Beweis stellen konnte.
Das Wasser des Weerbachs nahm schon immer eine besondere Stellung in der kleinen Gemeinde Weer in Tirol ein. Speziell im 16. Jahrhundert, als Goldwäscher hier fündig wurden und in der Folgezeit am Kolsassberg in unmittelbarer Nähe Eisen abgebaut wurde, erlebte Weer eine wahre Blütezeit. Diese fand allerdings ihr Ende mit dem Niedergang des Bergbaus in Schwaz. Beim Weerbach handelt es sich um einen kleinen Zubringer des Inns, der in den Tuxer Voralpen entspringt und der die Grenze zwischen den Bezirken Schwaz und Innsbruck-Land bildet. Darüber hinaus stellt er auch die natürliche Grenze zwischen den Gemeinden Weer und Kolsass dar. Der Bach, der heute auch im Gemeindewappen von Weer dargestellt ist, wurde über Jahrzehnte auch für die Stromgewinnung genutzt. Seit Sommer dieses Jahres gibt es eine neue Kleinkraftwerksanlage am Weerbach, die gemeinsam von der Elektrogenossenschaft Weerberg und der Kraftwerk Haim KG realisiert wurde.
Auf heimisches Know-how vertraut
Die Umsetzung des neuen Kleinkraftwerks am Weerbach zeigte dabei einmal mehr, dass die Kleinwasserkraft neben ihren Funktionen für Versorgungssicherheit und Klimaschutz. auch einen wichtigen Wirtschaftsfaktor in unseren Breiten repräsentiert. Umso wichtigerer, dass die Betreiber bei der Umsetzung großteils auf heimische Unternehmen – und somit auf Innovationskraft und Wertschöpfung aus Österreich – setzten. Wie etwa bei der Elektro- und Leittechnik, die von der Siemens Energy Austria GmbH realisiert wurde. Der Systemlieferant aus Salzburg schnürte dabei ein Leistungspaket, das von diversen Schaltanlagen, Transformatoren aus dem heimischen Siemens Energy Werk in Weiz über die allgemeine Kraftwerksleittechnik und die Maschinenleittechnik bis zum Turbinenregler und die Schutztechnik reicht. Sowohl in Sachen Modernisierung als auch bei Neubauprojekten bewähren sich das Know-how und die Erfahrung des Systemanbieters Siemens Energy seit vielen Jahren.
Höchste Funktionalität mit SICAM A8000
Konkret wurde für die Leittechnik eine neue SICAM A8000 Steuerung in Verbindung mit einer ZENON-Visualisierung umgesetzt. Die einzelnen Komponenten sind untereinander mit einem KW-Prozess-LAN verbunden. Die Bedienung und Beobachtung erfolgt vor Ort jeweils über einen lokalen Leitrechner, sowie fakultativ auch in der zentralen Leitstelle der Elektrizitätswerke Haim KG. Bei den Schutzgeräten und der Synchronisierung vertrauten die Fachleute auf die bewährte Technologie SIPROTEC. Die eingesetzte SICAM A8000 bietet hohe Funktionalität und Flexibilität, was wiederum eine Vielzahl an Kombinationen von Automatisierungs-, Fernwirk- und Kommunikationsaufgaben erlaubt. Ergänzt um die skalierbare Leistungsfähigkeit und verschiedene Redundanzkonfigurationen wird eine optimale Anpassung an die jeweiligen Anforderungen des Prozesses in der Wasserkraft erreicht. „Vor allem in Hinblick auf die immer größer werdenden Heraus- und Anforderungen an die Cyber Security sowie an das Schnittstellen- und Kommunikationsmanagement ist die A8000 aus der SICAM Familie den anderen eingesetzten Produkten am Wasserkraftmarkt weit voraus“, erklärt dazu Projekt- und Bauleiter bei Siemens Energy in Salzburg, Christian Ott.
Vorbildliche Zusammenarbeit
Was in der Rückschau vom Team der Siemens Energy Austria besonders hervorgehoben wurde, war die Zusammenarbeit mit den Auftraggebern von der Elektrogenossenschaft Weerberg und der Kraftwerk Haim KG, wie Christian Ott betont: „Die Kooperation war von der Projektierung bis zur Fertigstellung und Übergabe jeder einzelnen bisher realisierten Anlage in höchstem Maße kooperativ, angenehm und vor allem in Zeiten der permanenten Belastungen auch menschlich sehr positiv hervorzuheben.“ Vor allem die Koordination zwischen den Gewerken von Bau, Stahlwasser- und Maschinenbau entpuppte sich als die zentrale Herausforderung im Zuge des Neubauprojekts. Gerade die Erreichbarkeit der exponierten Wasserfassung sowie der Almen Station im Sommer bzw. Herbst letzten Jahres war durch die Rohrverlegungsarbeiten stark eingeschränkt und bedurfte enger Abstimmung und Terminplanung mit den Bauverantwortlichen. „Während der Endmontage und Inbetriebsetzung im Winter erschwerte die Schneelage den Zugang zu den Außenbauwerken massiv, was aber durch den Einsatz unserer gebirgserfahrenen Mannschaft bravourös gemeistert wurde. Zu guter Letzt konnte das Projekt drei Wochen vor dem geplanten Endtermin fertiggestellt werden. Das war nicht zuletzt der exzellenten Zusammenarbeit mit unserem Auftraggeber zu verdanken“, so der Projekt- und Bauleiter bei Siemens Energy in Salzburg.
Beitrag für Tirols Energiewende
Im Juli dieses Jahres wurde das neue Kraftwerk Weerbach feierlich eröffnet und seiner Bestimmung übergeben. Mittels seiner installierten 2-düsigen Peltonturbine mit einer Ausbauleistung von 1.800 kW und dem direkt gekoppelten Synchrongenerator erzeugt die neue Ökostromanlage bei einer genutzten Fallhöhe von 396 m im Regeljahr rund 7,52 GWh sauberen Strom. Damit können circa 2.300 Tiroler Durchschnittshaushalte mit Strom versorgt werden. Das neue Kleinkraftwerk stellt damit einen wichtigen Baustein in der Tiroler Energiestrategie im Sinne einer umweltfreundlichen Energiewende dar. Immerhin stammt etwa ein Viertel in des von der Tiroler Wasserkraft erzeugten Stroms aus den Kleinkraftwerken. Hinzu kommt seine Bedeutung für den regionalen Klimaschutz: Das neue Kraftwerk erspart der Umwelt im Schnitt circa 8 Tonnen klimaschädliches CO2 – und das Tag für Tag.
Erfolgsgeschichte aus Salzburg
Die Wasserkraftspezialisten der Siemens Energy Austria aus Salzburg konnten bei der Umsetzung des Kraftwerks Weerbach mit ihren Leistungen sowie der Flexibilität der Mitarbeiter – besonders unter den umwelttechnischen Herausforderungen – einen weiteren Kunden in höchstem Maße zufrieden stellen. Das neue KW Weerbach war bereits das vierte von den Spezialisten aus Salzburg realisierte Kraftwerk für den Betreiber EW Haim. Die Basis für die erfolgreiche und nachhaltige Zusammenarbeit gründet zum einen auf der hervorragenden Qualität der erbrachten Leistungen der Siemens Energy Wasserkraftgruppe in Salzburg und zum anderen auf den sehr guten und gepflegten zwischenmenschlichen Beziehungen aller beteiligten Personen. Sich auf Augenhöhe begegnen, gegenseitige Wertschätzung und in schwierigen Projektphasen sich auch einmal in die Situation des anderen zu versetzen, um dessen Position besser zu verstehe: Das ist eine Qualität, die im Projektgeschäft mittlerweile leider schon manchmal zu kurzkommt.
Erschienen in zek HYDRO Ausgabe 6/2023
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