Next Kraftwerke macht Ökostromvermarktung wirtschaftlicher5 min read
Lesedauer: 4 MinutenSuisse Next ist Teil eines der größten Virtuellen Kraftwerke Europas. Über die zentrale Plattform der Muttergesellschaft Next Kraftwerke in Köln vernetzt es Stromproduzenten
wie Wasserkraft-, Biogas-, Wind- und Solaranlagen, gewerbliche und industrielle Stromverbraucher sowie Stromspeicher. Diese Vernetzung schafft einen starken Verbund – mit Vorteilen für alle Teilnehmer und das gesamte europäische Energiesystem.
Im Next Pool sind rund 6.800 Anlagen mit einer aggregierten Leistung von knapp 6.000 Megawatt zu einem Schwarm zusammengeschlossen. Dabei gehört Next Kraftwerke keine der Anlagen. Mit der Zustimmung der Betreiber kann Next Kraftwerke diese aber zentral steuern – eben wie ein großes Kraftwerk. Die aggregierte Leistung nutzt das Unternehmen zum einen, um Regelenergie an die Übertragungsnetzbetreiber zu liefern, also um das Netz zu stabilisieren. Zum anderen vermarktet es die reguläre Stromproduktion der Anlagen im Rahmen der Direktvermarktung an der Strombörse.
Direktvermarktung – so geht es
Die Direktvermarktung nach dem Einspeisevergütungssystem (EVS) löst die bisherige Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) ab. Im Rahmen der Direktvermarktung wird der Strom aus regenerativen Quellen gleichberechtigt zum Strom aus konventionellen Quellen gehandelt. Der Anlagenbetreiber erhält bei der Direktvermarktung die Einspeiseprämie, die Strombörsenerlöse und das Bewirtschaftungsentgelt ausbezahlt. Die Summe dieser drei Bestandteile entspricht dabei mindestens den Erlösen, den die Anlage auch im in der alten KEV erzielen würde. Allein durch das Bewirtschaftungsentgelt kann der Betreiber sich also bereits finanziell besserstellen als in der KEV. Durch gezielten bedarfsorientierten Einsatz und exakte Prognosen bei der Einspeisung lässt sich der Erlös zusätzlich optimieren. Die Einspeiseprämie wird aus dem Vergütungssatz abzüglich des Referenzmarktpreises ermittelt. Kann der Betreiber nun seinen Strom zu einem höheren Preis als dem Referenzmarktpreis verkaufen, erzielt er höhere Einnahmen als in der bisherigen KEV. Dies schafft er vor allem, wenn er sich der Einspeisung seines Stroms netzdienlich verhält, also dann einspeist, wenn besonders viel Strom im Netz benötigt wird.
Mehrerlöse erzielen
Um das Prinzip zu verstehen, lohnt ein Blick auf die Börse: Am Day-Ahead-und Intradaymarkt ist der Tag in 96 Blöcke à 15 Minuten aufgeteilt, jeder mit einem eigenen Preis. Der Preisunterschied zwischen einzelnen Viertelstunden kann manchmal mehr als 50 Euro pro Megawattstunde betragen, verursacht durch plötzliche Wetterschwankungen oder Schwankungen bei der Stromnachfrage. Daher lohnt es sich Strom dann zu produzieren, wenn er am Markt besonders gefragt ist. Wann ist das der Fall? Wenn zum Beispiel wenig Strom aus Erneuerbaren Energien produziert wird, etwa an einem außergewöhnlich bewölkten Tag. Das geringe Angebot hat dann Auswirkungen auf die Strompreise an der Börse: Sie steigen, denn es wird mehr Strom benötigt als ursprünglich prognostiziert. Nun lohnt es sich umso mehr, Strom zu produzieren, da die Preise entsprechend hoch sind. Neben der Förderung durch das Einspeisevergütungssystem erhalten Stromproduzenten durch die verpflichtende Direktvermarktung also den Anreiz, sich an möglichst kurzfristigen Marktsignalen zu orientieren und die eigene Einspeisung möglichst genau zu prognostizieren. Bei diesen beiden Aufgaben kann der Anschluss an ein Virtuelles Kraftwerk helfen.
Eine win-win-Situation
Vernetzt werden die vielen kleinen und mittelgroßen Anlagen über die sogenannte Next Box. Sie wird an den Anlagen angebracht und sendet deren Daten verschlüsselt über eine speziell abgesicherte mobile Datenverbindung an das Leitsystem von Next Kraftwerke. Aber auch in die andere Richtung werden Daten übermittelt: Zum Beispiel kann die Next Box das Hoch- und Runterfahren von Anlagen zur Erzeugung von Strom steuern. Das Signal dazu erhält sie vom Algorithmus des zentralen Leitsystems. Je nachdem welcher Anlagentyp mit ihr gesteuert werden soll, werden Next Box und Algorithmus individuell parametrisiert: So werden Wärme-, Gas- oder Wasserspeicher sowie eventuelle Fahrplanrestriktionen gespeichert, damit die Einheit immer unter technologisch und wirtschaftlich optimalen Betriebsbedingungen laufen kann. Das Leitsystem erstellt anhand der Preissignale vom Strommarkt automatische Steuerbefehle, die an die Anlage übermittelt werden. Gleichzeitig empfängt das Leitsystem laufend Daten der angeschlossenen Anlagen, die in ihrer Summe eine sehr genaue Prognose der Netzauslastung ermöglichen. Indem das Virtuelle Kraftwerk die Anlagen also nach Möglichkeit entlang der Strompreissignale der Börse fährt, balanciert es Schwankungen aus, die durch die volatile Einspeisung von Strom aus Erneuerbaren Energien entstehen und optimiert die Gewinne der Kunden, weil sie durch die optimierte Fahrweise zusätzliche Einnahmen erhalten. So entsteht eine Win-Win-Situation für das Netz und die Anlagenbetreiber. Ob eine Anlage zur Direktvermarktung ihres Stroms aus Erneuerbaren Energien verpflichtet ist, hängt zum einen von der installierten Leistung, zum anderen vom Zeitpunkt der Antragsstellung auf die Förderung durch die KEV ab. Betreiber von Anlagen, die bereits die KEV erhalten, müssen ihren Strom ab einer installierten Leistung von 500 kW ab dem 1. Januar 2020 direktvermarkten. Betreiber von Anlagen, die ab dem 1. Januar 2018 neu ins Fördersystem aufgenommen wurden, müssen ebenfalls spätestens ab dem 1. Januar 2020 ihren Strom direktvermarkten. Sie sind bereits ab einer installierten Leistung von 100 kW zur Direktvermarktung verpflichtet.
Besondere Einmalvergütungen für Photovoltaikanlagen
Photovoltaikanlagen sind in der Schweiz wie alle anderen Anlagen zur Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien verpflichtet, ab einer installierten Leistung von 100 kW (Neuanlagen) ihren Strom in der Direktvermarktung an der Strombörse zu verkaufen (bei Bestandsanlagen gilt dies ab einer installierten Leistung von 500 kWp). Aufgrund des großen Andrangs und der langen Wartelisten für die PV-Vergütung werden für Solaranlagen sogenannte Einmalvergütungen gezahlt. Diese kommen einem Investitionszuschuss gleich und decken höchstens 30 Prozent der Kosten einer Referenzanlage. Über diesen Zuschuss hinaus werden kleine PV-Anlagen in der Schweiz nicht mehr gefördert. Besitzer von Photovoltaikanlagen, die ihren Strom gewinnbringend verkaufen möchten, sollten sich daher nach einem Direktvermarkter für ihren Solarstrom umsehen. Insbesondere hier kann der Anschluss an ein Virtuelles Kraftwerk sinnvoll sein. Als eines der größten Virtuellen Kraftwerke in Europa bringt Next Kraftwerke einen enormen Erfahrungsschatz für die Direktvermarktung mit. Die tausenden, dezentralen Anlagen aus dem Next Pool tragen schon heute einen beachtlichen Anteil zur Energieversorgung in Europa bei. Mit dem Geschäftsmodell macht Next Kraftwerke Erneuerbare Energien wirtschaftlicher, was wiederum den Ausbau fördert und so die Energiewende vorantreibt.
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