Schneidiger Einsatz Für Wasserkraft – sanfter Materialabtrag in historischer Bausubstanz3 min read
Lesedauer: 2 MinutenEine Wehranlage in Wettin an der Saale (Sachsen-Anhalt) muss modernisiert werden, damit das angeschlossene Wasserkraftwerk weiterhin Ökostrom erzeugen kann.
Bei der Gründung neuer Betonelemente ging der Spezialbetrieb von Mathias Walter mit einer neuartigen Methode zu Werk. Anstatt bestehende Bausubstanz per Bagger und Hydraulikhammer abzutragen, verwendete er eine Querschneidkopffräse KEMROC KR 120 am 26-t-Trägergerät. Die Arbeiten im Frühjahr 2020 verliefen so erfolgreich, dass Walter diese Kombination auch für den zweiten Bauabschnitt vorbestellt hat.
Elektrischen Strom aus Wasserkraft erzeugen – dafür kooperieren deutschlandweit zahlreiche, oftmals private Betreiber von Wasserkraftanlagen mit örtlichen Energiedienstleistern. Das Geschäft klingt einleuchtend: Die Betreiber erhalten eine gesetzlich festgelegte Einspeisevergütung für Naturstrom und verpflichten sich im Gegenzug, die Kraftwerks- und Wehranlagen technisch in Schuss zu halten. Auch beim Wasserkraftwerk Pögritzmühle in Wettin-Löbejün an der Saale (Sachsen-Anhalt) hat das bereits eine lange Tradition.
Das Hochwasser 2013 hatte die bestehende, historische Wehranlage zum Aufstauen des Saalewassers beschädigt. Eine umfangreiche Reparatur wurde notwendig: Das Holzwehr soll im Laufe des Jahres 2020 durch stählerne hydraulische Wehrklappen ertüchtigt werden. Zu ihrer Befestigung müssen eine Bodenplatte sowie zehn Wehrpfeiler aus Beton errichtet werden. Um eine ebene Fläche zur Gründung dieser Konstruktionen zu schaffen, musste in den bestehenden Wehrkörper eingegriffen werden. Aus dem sogenannten Schussboden unterhalb der Wehranlage musste ein keilförmiges Stück von insgesamt 120 m Breite und 0 – 40 cm Höhe entfernt werden.
Alternative zum Schneiden und Stemmen
Den Auftrag für dieses Bauprojekt in Wettin-Löbejün sicherte sich das Baugeschäft Mathias Walter aus Chemnitz. Zu dessen Kompetenzen gehören insbesondere der Neubau und die Instandsetzung von Wasserkraftanlagen. Für das Abtragen des Materials aus dem Schussboden überlegte man sich, ob es eine brauchbare Alternative zum üblichen Schneiden und Stemmen gäbe, denn ein Hammereinsatz könnte die historische Bausubstanz beschädigen.
Schon bei einer früheren Gelegenheit hatte sich der Bagger-Maschinist Wolfgang Felber über den Einsatz von Bagger-Anbaufräsen informiert. Und so nahm man Kontakt mit dem Hersteller KEMROC auf, schilderte dem Anwendungsberater Enrico Trender das Vorhaben und bekam von ihm auch umgehend die Bestätigung: „Ja, das klappt.“ Der KEMROC-Spezialist ließ auch eine geeignete Kombination aus einem 26-Tonnen-Bagger und der KEMROC-Querschneidkopffräse KR 120 vom kooperierenden Baumaschinenhändler TBH auf die Baustelle bringen.
Schonender Einsatz für Baukörper
Im Einsatz zeigte sich das Bagger-Fräse-Gespann nach Aussage des Bauunternehmers leistungsfähig, präzise und schonend für den Baukörper: „In einer Phase mussten wir Spundwände, Pumpensumpf und Wandanschlüsse freilegen – hier ging Genauigkeit vor Tempo. In der anderen Phase war jedoch das großvolumige Abtragen des Materials aus dem 60 m langen, ersten Abschnitt des Schussbodens angesagt. Hier erreichten wir mit der Anbaufräse einen sehr raschen Baufortschritt. Das Highlight in beiden Fällen war für mich, nahezu erschütterungsfrei zu arbeiten. Das Fräsen erzeugte in dem vorhandenen, sensiblen Gemenge aus Bruchstein und Beton lange nicht solche Schläge und schädlichen Frequenzen wie ein Hydraulikhammer.“ Auch mit der Abtragsleistung war der Bauprofi hoch zufrieden: „Unser KEMROC-Berater hat uns genau die richtige Kombination aus Geräteträger und Anbaufräse empfohlen. Der Bagger besaß genügend Literleistung und Standfestigkeit für dieses Projekt und die Fräse brachte – beim überaus schonenden Einsatz – auch die erwünschte Abtragsleistung.“ Im zweiten Bauabschnitt will Walter, ein Spezialunternehmer und Selfmademan, diese Gerätekombination auf jeden Fall wieder einsetzen. Er hat sie bereits beim Hersteller KEMROC vormerken lassen. Weiteres Potenzial für diese neuartige Vorgehensweise sieht er bei zahlreichen anstehenden Umbauten von Wasserkraftwerken. Andere Kraftwerksbetreiber haben sich gemäß seiner Aussage auch schon dafür interessiert.
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